Alles auf einen Blick — Erhebung vom 10./11.11.2020
Eine Zusammenstellung der wichtigsten Befunde mit Abbildungen und Empfehlungen finden Sie im aktuellen Foliensatz.
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Auf der Basis der aktuellen Ergebnisse der zwei-wöchentlichen COSMO Befragung (Welle 26, 10.11.20 & 11.11.20, 1018 Befragte, deutschlandweite nicht-probabilistische Quotenstichprobe, die die erwachsene Allgemeinbevölkerung für die Merkmale Alter x Geschlecht und Bundesland abbildet) leitet das COSMO Konsortium folgende Empfehlungen zur weiteren Gestaltung der COVID-19 Lage in Deutschland ab.
Befunde: Auch wenn die AHA Regel sehr gut bekannt und das selbstberichtete Schutzverhalten sehr hoch ist, werden davon besonders bei Treffen mit Personen, denen man sich eng verbunden fühlt, Ausnahmen gemacht – in diesen Situationen ist Schutzverhalten deutlich geringer ausgeprägt (siehe Ergebnisse aus Welle 24). Die 3G Regel ist für den Herbst bzw. Angesichts möglicher Lockerungen sinnvoll, um Hinweise zu geben, wie Superspreader-Ereignisse verhindert werden können: durch das Vermeiden von Gruppen, Gesprächen in engem Kontakt und Geschlossenen Räume. Zwar hat die Bekanntheit der 3G Regel zugenommen, aber das Verhalten bleibt deutlich hinter dem Wissen und auch hinter der Einhaltung der AHA Regel zurück.
Empfehlungen:
Befunde: Deutlich mehr Befragte als in den Vorwochen geben an, dass es einen Impfstoff gegen COVID-19 gibt. Dies hat jedoch keine Auswirkung auf die Impfbereitschaft – diese liegt bei 54% und damit ähnlich wie in den Vorwochen. Die Sicherheit des Impfstoffs ist immer noch der relevanteste Faktor in der potenziellen Impfentscheidung.
Befunde: 19.5% sind gegen die Bevorzugung bestimmter Personengruppen und denken, alle Menschen sollten dieselbe Chance haben, sich so früh wie möglich gegen COVID-19 impfen zu lassen. Die in der Leopoldina-Stellungnahme (2020) vorgeschlagenen Gruppen zur Priorisierung der Impfstoffverteilung sind durchgängig gut akzeptiert. Die in der Stellungnahme eigentlich zuerst priorisierte Gruppe der Personen mit eigenem erhöhten Risiko für einen schweren oder tödlichen Krankheitsverlauf ist in der Befragung jedoch nicht die am stärksten priorisierte Gruppe. Die Befragten denken, dass am ehesten die Gruppe des medizinischen Personals bevorzugt werden sollte. In der Priorisierungsreihenfolge zeigen sich kaum Unterschiede zwischen den Altersgruppen, jüngere Menschen differenzieren aber stärker. Personen, die im Gesundheitssektor oder anderen systemrelevanten Berufen arbeiten, weichen in ihrer Priorisierung nicht vom Rest der Bevölkerung ab. Ältere Befragte (die potenziell selbst in die Gruppe mit höchster Priorität gehören) denken, man sollte andere Gruppen vor älteren Menschen bevorzugen.
Befunde: 78% stimmen zu, dass eine drastische Reduktion der Kontakte helfen kann, die Pandemie einzudämmen. 22% sind nicht sicher oder denken das nicht. Über 80% geben an, in der letzten Woche häufig oder immer auf Feiern verzichtet zu haben und sich in der Öffentlichkeit wie im Privaten mit höchstens einem weiteren Haushalt getroffen zu haben. Eine drastische und schnell einsetzende Kontaktreduktion ist notwendig, damit die Dauer der Kontaktreduktion möglichst kurz und effektiv ist (Leopoldina, 2020). Nur ca. die Hälfte der Befragten kennt diese Zusammenhänge. Das Wissen stieg leicht im Vergleich zu vor dem Teil-Lockdown. Wer zustimmt, dass ein früherer Lockdown schneller wieder mehr Kontakte erlaubt oder kürzer ist und daher weniger Schaden anrichtet, lehnt die Maßnahamen auch weniger ab (und umgekehrt). Die Akzeptanz einschränkender Maßnahmen ist im Vergleich zur Vorwoche stabil. Indikatoren, die mit der Ablehnung der Maßnahmen zusammenhängen (Ärger, Demonstrationsbereitschaft, Vertrauen in die Regierung) haben sich im Vergleich zu vor einem Monat kaum geändert, genauso wie die Ablehnung der Maßnahmen selbst. 26% finden die Maßnahmen (eher) übertrieben, 24% fühlen Reaktanz (Ärger) wegen der Maßnahmen; 12% sind bereit, gegen Maßnahmen demonstrieren zu gehen; 51% vertrauen der Bundesregierung. In einer zusätzlichen Erhebung in Thüringen ergab sich, dass Verbote bezogen auf Weihnachten sehr kritisch gesehen werden (N = 1100; 15.-29.10.2020).
Empfehlungen:
Befunde: Die Befragten entschieden mehrfach, welches von zwei Szenarien sie bevorzugen. Die Szenarien unterschieden sich hinsichtlich der Organisation des Schulunterrichts, Öffnung von Restaurants und Kneipen, der Höhe des Bußgeldes bei Verstoß gegen die Maskenpflicht, der häuslichen Isolationspflicht für Risikogruppen, Kapazitäten der intensivmedizinischen Versorgung sowie der Arbeitslosenquote. Aus den wiederholten Entscheidungen wurde die relative Wichtigkeit der einzelnen Maßnahmen berechnet. Das wichtigste Merkmal war eine ausreichende intensivmedizinische Versorgung ohne Überlastungen und die Vermeidung einer Arbeitslosenquote von 20%. Ähnlich bedeutsam war für die Befragten ein halber Schulunterricht (vs. offene Schulen). Von nachgeordneter Wichtigkeit war die Verhängung eines Bußgeldes in Höhe von 100 € oder mehr und die Öffnung von Restaurants und Kneipen bis 22 Uhr. Die häusliche Isolation von Risikogruppen blieb in Relation zu den übrigen Themen ohne Bedeutung. Das heißt: Sicherstellung der intensivmedizinischen Versorgung und Vermeidung hoher Arbeitslosigkeit sind akzeptierte Ziele für die Befragten. Dafür wird die Halbierung der Schulklassen, ein höheres Bußgeld für Verstöße gegen die Maskenpflicht und eine Schließung von Restaurants um 22 Uhr in Kauf genommen. Bei der Organisation des Schulunterrichts und der Isolation von Risikopersonen gibt es jedoch unterschiedliche Präferenzen je nach Alter und Geschlecht der Befragten: Frauen lehnten die Isolationspflicht für Risikogruppen ab, während Männer indifferent waren. Während Männer offene Restaurants und Kneipen wünschten, präferierten Frauen eine Schließung ab 22 Uhr. Bei Verstoß gegen die Maskenpflicht tolerierten Männer höhere Bußgelder als Frauen. Die Vermeidung der intensivmedizinischen Überlastung war Älteren tendenziell wichtiger als Jüngeren. Befragten mit Kindern unter 14 Jahren war die Vermeidung von häuslichem Unterricht besonders wichtig.