Alles auf einen Blick — Erhebung vom 20./21.04.2021

Eine Zusammenstellung der wichtigsten Befunde mit Abbildungen und Empfehlungen finden Sie im aktuellen Foliensatz.

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Kurzzusammenfassung

Auf der Basis der aktuellen Ergebnisse der zwei-wöchentlichen COSMO Befragung (Welle 41, 20.04.21 & 21.04.21, 997 Befragte, deutschlandweite nicht-probabilistische Quotenstichprobe, die die erwachsene Allgemeinbevölkerung für die Merkmale Alter x Geschlecht und Bundesland abbildet) leitet das COSMO Konsortium folgende Empfehlungen zur weiteren Gestaltung der COVID-19 Lage in Deutschland ab.

Verschärfung der Maßnahmen: Ausgangssperre, Homeoffice

Befunde: Die Mehrheit der Befragten erwartet in der kommenden Woche steigende oder stagnierende Infektionszahlen. Wer ein aktiveres Infektionsgeschehen erwartet, der befürwortet auch eher einen harten Lockdown und Schulschließungen, hält die Ausgangssperre für effektiver und die Maßnahmen eher nicht für übertrieben.

40% finden, dass die Maßnahmen nicht weit genug gehen, 32% sind unsicher, 29% finden, sie gehen zu weit. Dies entspricht etwa den Ergebnissen von vor zwei Wochen. Über die Hälfte der Befragten (59%) wünscht sich schnellstmöglich einen harten Lockdown. In der Gesamtschau sind seit den ersten Lockerungen Anfang März die stärker einschränkenden Maßnahmen wieder in der Akzeptanz gestiegen und befinden sich weiter auf mittlerem Niveau. Die Zustimmung zu Schulschließungen, Ausgangssperren oder Einschränkung der Freiheitsrechte stieg v.a. bei den Personen, die die Maßnahmen nicht übertrieben finden und ist bei ihnen nun deutlich größer als noch vor den Lockerungen.

Privat gilt derzeit die Regel: 1 Person pro Haushalt. 26% geben an, an einem typischen Tag privat niemanden zu treffen. 21% gaben an, eine Person zu treffen. 45% geben an, zwischen 2 und 5 Personen zu treffen. Die Ausgangssperre wird nur von 37% der Befragten als effektives Mittel der Pandemiebekämpfung eingeschätzt. Wer eine Ausgangssperre nicht für effektiv hält, empfindet eher Ärger, dies ist auch verbunden mit einer höheren Anzahl an geplanten Kontakten trotz Ausgangssperre. In einem Experiment hatte eine fiktive Ausgangssperre keinen direkten Effekt auf die Anzahl der geplanten Kontakte.

Von den Befragten, die prinzipiell im Homeoffice arbeiten könnten, sind 25% ausschließlich vor Ort beim Arbeitgeber. Von allen Befragten geben 19% an, dass sie gerne mehr im Homeoffice arbeiten würden - davon arbeiten über 80% überwiegend oder immer beim Arbeitgeber. Bei den meisten Personen entscheidet der Arbeitgeber, ob Homeoffice möglich ist. Wer im Homeoffice arbeitet, hat höheres Vertrauen in den Arbeitgeber; wer gerne mehr im Homeoffice arbeiten würde, vertraut dem Arbeitgeber weniger. Personen, die im Homeoffice arbeiten, haben eine geringere Angst vor Ansteckung; diese kann mit der geringeren Anzahl an Kontakten zusammenhängen. Im Vergleich zu Januar hat sich der Anteil derer, die nie oder immer im Homeoffice sind, kaum verändert. Jedoch ist bei denen, die zwischen Homeoffice und der Arbeit vor Ort wechseln, der Anteil von Homeoffice gesunken und der Anteil der Arbeit vor Ort wieder gestiegen. Wer vor Ort und nicht im Homeoffice arbeitet, hat deutlich mehr Kontakte. Generell ist die Anzahl der beruflichen Kontakte deutlich höher als die Anzahl privater Kontakte. Fast zwei Drittel der Personen, die gelegentlich oder immer vor Ort arbeiten, wurden bereits Tests am Arbeitsplatz angeboten. Davon nehmen 60% das Angebot auch regelmäßig wahr. Wer sich regelmäßig bei der Arbeit testet, hat auch mehr berufliche Kontakte und arbeitet eher in einem systemrelevanten Beruf. Trotzdem finden viele berufliche Kontakte ohne regelmäßige Tests statt.

Empfehlungen:

Risikowahrnehmung und Schutzverhalten

Befunde: Die tatsächliche lokale Inzidenz(entwicklung) hat keinen Einfluss auf das individuelle Schutzverhalten. Hingegen hat die subjektive Wahrnehmung des Infektionstrends eine positive Wirkung auf Schutzverhalten (wer z.B. annimmt, dass die Zahlen steigen werden, trägt mehr Maske, meidet eher Gedränge und Gruppen). Die Einschätzung des Infektionsgeschehens hängt außerdem mit der Befürwortung eines Lockdowns und weiterer strikter Maßnahmen zusammen. Eine steigende Anzahl an Personen weiß seit den ersten Lockerungen im März außerdem nicht mehr genau, welche Regeln für sie gelten (26%). Wer die Übersicht verliert, welche Regelungen aktuell gelten, hält sich weniger an AHA+L, meidet weniger Gespräche und Gedränge und nur knapp die Hälfte der Personen meidet geschlossene Räume.

Empfehlungen:

Impfen

Befunde: Die Impfbereitschaft ist stabil bei ca. zwei Drittel (65%). Besonders ältere Geimpfte über 60 Jahre gaben an, sich direkt nach der Impfung besonders sorgenfrei, glücklich und befreit gefühlt zu haben. Insbesondere jüngere Personen unter 60 behalten ihren Impfstatus eher für sich. Auch gaben sie häufiger als Personen über 60 Jahren an, sich für ihre Impfung rechtfertigen zu müssen oder das Gefühl zu haben, sich beim Impfen vorgedrängelt zu haben.

In einem Experiment wurde untersucht, ob zusätzliche Freiheiten für Geimpfte und finanzielle Anreize die Impfbereitschaft erhöhen könnten. Die Impfbereitschaft stieg prinzipiell mit höheren Zahlungen (zwischen 250 und 10.000 Euro für eine Impfung), vor allem bei jüngeren Menschen. Zusätzliche Rechte und Freiheiten durch Impfung hatten aktuell keinen Einfluss auf die Impfbereitschaft.

Ein weiteres Experiment hat eine Verbesserung der Risikokommunikation zum Vorkommen von Hirnvenenthrombosen nach einer AstraZeneca-Impfung untersucht. Die Befragten erhielten entweder keine Risikoinformation oder eine Grafik, die Intensivfälle durch COVID-19 in verschiedenen Altersstufen mit dem Auftreten von Hirnvenenthrombosen nach einer Impfung vergleicht. (siehe Abbildung ). Die Infografiken führten zu einer Verringerung des wahrgenommenen Risikos, das mit der AstraZeneca Impfung verbunden ist. Ob man die Grafiken gesehen hatte oder nicht wirkte sich jedoch nicht direkt auf die Impfbereitschaft aus. Allerdings waren Personen mit einer geringeren Risikowahrnehmung auch eher impfbereit.

Empfehlung:

Vertrauen

Befunde: Das Vertrauen in die Bundesregierung und die Landesregierungen sinkt seit Beginn des 2. Lockdowns im November, insbesondere seit Mitte Februar 2021 ist es rapide gesunken und hat sich nun seit vier Wochen auf einem stabil niedrigen Plateau eingependelt: Nur noch 25% vertrauen aktuell dem Corona-Krisenmanagement der Bundesregierung, 60% haben kein Vertrauen. Das RKI hat zwar auch etwas an Vertrauen verloren, genießt von allen Behörden jedoch immer noch das höchste Vertrauen. (Betriebs-)Ärzt/innen und Krankenhäuser genießen hohes Vertrauen; Gesundheitsämtern wird weniger vertraut. Vertrauen in die Wissenschaft ist nach wie vor hoch.

Empfehlungen:

Wissen über Aerosolübertragung

Befunde: Mitte April haben Aerosolforscher auf die Aerosolübertragung von SARS-CoV-2 hingewiesen. Während über Monate relativ stabil ca. 65% der Befragten wussten, dass das Virus durch Aerosole übertragen wird, ist dieses Wissen in dieser Woche gestiegen (73% wussten dies). Gleichzeitig berichten die Befragten diese Woche, dass sie etwas häufiger lüften und geschlossene Räume vermeiden als die Befragten aus früheren Datenerhebungen. Ein Vergleich der Verhaltensweisen zwischen Personen, die von der Aerosolübertragung wissen und nicht wissen, zeigt, dass Personen, die von der Aerosolübertragung wissen, in der Tat mehr Schutzverhalten zeigen. Dieser Trend sollte beobachtet werden.

Empfehlung:

Generelle Empfehlungen zur Gesundheits- und Krisenkommunikation auf Basis der aktuellen und früheren Befunde

Wichtige Inhalte sollten handlungsorientiert kommuniziert werden:

In diese Kommunikation könnten Ärzte/innen und Wissenschaftler/innen einbezogen werden, da sie gleichbleibend hohes Vertrauen genießen. Regierungskommunikation alleine erreicht durch den Vertrauensverlust mittlerweile keine ausreichend große Gruppe mehr, andere Akteure sollten dringend mit einbezogen werden.

Auch partizipative Ansätze sollten stärker verfolgt werden, ca. 40% der Befragten würden sich gerne beteiligen.

Bei jeder Kommunikationsstrategie sollte die Allgemeinverständlichkeit, Alltags- und Handlungsrelevanz der Inhalte im Vordergrund stehen. Zu diesem Zweck sollte die Kommunikationsstrategie auf aktuellen Erkenntnissen der Gesundheits- und Risikokommunikation und der kognitiven Verhaltenswissenschaften beruhen.

Empfehlenswerte weitere Ressourcen zur Impfkommunikation, Pandemiemüdigkeit, Korrektur von Falschinformationen etc. verlinken wir unter https://projekte.uni-erfurt.de/cosmo2020/web/ressources/