Alles auf einen Blick — Erhebungen vom 27./28.07.2021 bis 07./08.09.2021
Eine Zusammenstellung der wichtigsten Befunde mit Abbildungen und Empfehlungen finden Sie im aktuellen Foliensatz.
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Auf der Basis der bisherigen und aktuellen Ergebnisse der COSMO Befragung (Wellen 48-51, deutschlandweite nicht-probabilistische Quotenstichprobe, die die erwachsene Allgemeinbevölkerung für die Merkmale Alter x Geschlecht und Bundesland abbildet) leitet das COSMO-Konsortium folgende Empfehlungen zur weiteren Gestaltung der COVID-19-Lage in Deutschland ab.
Befunde: Seit Juli gehen über 60% der Befragten davon aus, dass die Fälle weiter steigen werden. Trotz dieser Erwartung und jüngst gestiegener Fallzahlen steigt das wahrgenommene Risiko nicht an. Alle Schutzverhaltensweisen gehen tendenziell zurück. AHA-AL geht am wenigsten zurück, aber seit dem Höhepunkt der 3. Welle im April ist auch hier ein Abwärtstrend sichtbar, insbesondere beim Abstandhalten. Schutzverhalten lässt aber nicht stärker bei Geimpften nach. Ungeimpfte haben paradoxerweise eine geringere Risikowahrnehmung als Geimpfte. Dies führt vermutlich dazu, dass Ungeimpfte sich auch anderweitig weniger schützen. Nur noch etwa 10% der Befragten führen mehr als einmal pro Woche einen Schnelltest durch (im Juni waren es noch 20%). Die Bereitschaft, vor größeren Events einen Test zu machen, liegt bei 50% - und ist bei Geimpften höher als bei Ungeimpften. Die CoronaWarn-App wird von unter der Hälfte der Befragten genutzt; die Nutzungshäufigkeit hat auch nachdem die zusätzlichen Funktionen (Impf- und Genesenen-Zertifikate) eingeführt wurden nicht zugenommen. Auch bei der App ist der Unterschied zwischen Geimpften und Ungeimpften zu sehen: Geimpfte nutzen die App deutlich häufiger als Ungeimpfte. 29% wissen generell nicht genau, welche Regeln für sie gelten. Diese Personen halten sich auch weniger an die AHA+L und andere Regeln. 72% wünschen sich, dass überall in ganz Deutschland bei einer bestimmten Risikolage dieselben Regeln gelten.
Empfehlungen:
Befunde: Vertrauen in die Regierung hat sich auf niedrigem Niveau stabilisiert: Es vertrauen 29% dem Corona-Krisenmanagement der Bundesregierung, 53% haben aktuell kein oder nur sehr wenig Vertrauen. Das RKI genießt weiter von allen abgefragten Behörden immer noch das höchste Vertrauen. Ärzt/innen und Krankenhäuser genießen hohes Vertrauen; Gesundheitsämtern wird weniger vertraut. Vertrauen in die Wissenschaft ist nach wie vor hoch. Der Unterschied zwischen Wissenschaft und Politik erklärt sich möglicherweise durch zugeschriebene Glaubwürdigkeit: 89% der Befragten denken von maximal der Hälfte der Politiker, dass sie die Wahrheit sagen, nur 10% denken das von den meisten Politikern. Mehr als die Hälfte denkt aber von den meisten oder allen Wissenschaftler:innen, dass sie die Wahrheit sagen. Die Zustimmung zu Verschwörungserzählungen (Corona ist ein Schwindel, ist menschengemacht) ist aktuell weiter niedrig um 20%; eine leicht steigende Tendenz sollte jedoch beobachtet werden. 53% halten die aktuellen Maßnahmen für angemessen, für 27% gehen sie zu weit. 14% sind demonstrationsbereit, unter den Personen, die die Maßnahmen ablehnen, ist es fast ein Drittel. Diese Gruppe macht derzeit 33% aller Befragten aus. Wer die Maßnahmen fairer findet, vertraut auch eher der Regierung, zeigt selbst mehr Schutzverhalten und Impfbereitschaft (und andersrum).
Empfehlungen:
Bitte zu beachten: Generell ist der Anteil der mindestens einmal Geimpften in der COSMO Stichprobe höher als im Impfquoten-Monitoring berichtet (75-82% in COSMO und 62-66% Erst-Impfquote (Our World in Data) zwischen Juli und September). Dies legt nahe, dass die Stichprobe in der COSMO Studie dem Impfen positiver gegenübersteht als die Allgemeinbevölkerung, was daher möglicherweise den Anteil der Impf-Unwilligen unterschätzt und die erreichbare Impfquote überschätzt. Auch werden hier nur Erwachsene im Alter zwischen 18 und 74 Jahren befragt und auf diese Gruppe die Impfquote umgerechnet.
Erreichbare Impfquote. Befunde: Sollten sich alle, die dazu bereit sind, auch tatsächlich impfen lassen, so ergäbe sich aus den Geimpften und den Impfbereiten eine Impfquote unter Erwachsenen zwischen 18 und 74 Jahren von 86%. Dies beinhaltet die Annahme, dass alle, die jetzt (eher) impfbereit sind, sich auch impfen lassen. Unter den Ungeimpften lehnt über die Hälfte die Impfung ab. 20% der Ungeimpften sind impfbereit, 24% sind unsicher und zögerlich. V.a. in den jüngeren Altersgruppen unter 60 Jahren sind noch impfbereite Personen zu finden.
Empfehlungen:
Einflussfaktoren auf die Impfbereitschaft. Insgesamt sind das Vertrauen in die Sicherheit der Impfung und die Wahrnehmung eines eigenen und sozialen Nutzens am relevantesten. Bei all diesen Faktoren zeigen sich immer wieder bestimmte soziodemographische Faktoren, die auf eine geringe Impfbereitschaft durch fehlendes Vertrauen, geringe Risikowahrnehmung und Trittbrettfahren hinweisen. Gerade diese Aspekte sind durch Aufklärung änderbar; daher sollten sich neue und proaktive Angebote (z.B. zusammen mit aufsuchendem Impfen) insbesondere richten an: Ostdeutsche, Frauen (insbesondere nach der nun erfolgten STIKO Empfehlung für Schwangere), niedrig gebildeten Personen, Personen mit Migrationshintergrund, Menschen mit Kindern, Personen, die niemanden kennen, der COVID-19 hatte. Für 18% der Ungeimpften mit niedriger Impfbereitschaft ist das Nichtimpfen eine Möglichkeit, die Unzufriedenheit mit der Regierung auszudrücken. Hierbei gibt es keine Unterschiede zwischen Ost und West.
Bei den Sicherheitsbedenken der Ungeimpften oder Unsicheren (offene Abfrage) wurde eine nicht ausreichende Forschungslage und schnelle Zulassung genannt sowie mögliche unbekannte Spätfolgen; es wurde angegeben, dass die Wirkung unzureichend sei und generelle Angst vor Nebenwirkungen und Verunsicherung durch Medien ausgedrückt.
Die Ungeimpften gaben an, was passieren müsste, damit sie sich impfen lassen (offene Abfrage). Die meisten hatten die Impfung für sich komplett ausgeschlossen, andere wären bereit, sich nach einer längeren Testphase impfen zu lassen, vermissen eine Impfempfehlung für Schwangere (die mittlerweile erfolgt ist) oder würden sich impfen lassen, wenn die Impfung weniger Nebenwirkungen hätte oder verpflichtend wäre.
Empfehlungen:
Soziale Aspekte. Wer von der Sicherheit der Impfung überzeugt oder geimpft ist, versucht eher, andere davon zu überzeugen. Wem es wichtig ist, dass die eigene Impfung Kinder unter 12 Jahren und das Gesundheitssystem vor Überlastung schützt, ist auch eher bereit, sich gegen COVID-19 impfen zu lassen. 73% der Geimpften stört es, dass andere ungeimpft sind. Wen das mehr stört, der befürwortet eher eine verpflichtende Impfung, versucht eher das eigene Umfeld von der Impfung zu überzeugen und geht eher davon aus, dass sich Kinder unter 12 Jahre bis zum Jahresende mit dem Coronavirus infizieren werden und die Infektion eher schwerwiegend als harmlos wird.
Drittimpfung. Die Bereitschaft zur Drittimpfung, sollte sie empfohlen werden, ist generell hoch (83%); ob man nach einer der beiden ersten Impfungen Nebenwirkungen hatte oder nicht spielt hierfür keine Rolle. Wer jedoch die Impfreaktionen oder Nebenwirkungen als schwerwiegender erlebt hat, ist bei der Drittimpfung zögerlicher.
Ost-West-Unterschied. Die Impfbereitschaft in Ostdeutschland ist signifikant niedriger als in Westdeutschland. Ostdeutsche Befragte haben geringeres Vertrauen in die Impfung, halten die Impfung eher für überflüssig und wollen sich eher auf andere verlassen (trittbrettfahren). Sie drücken mit Nicht-Impfen jedoch nicht mehr politische Unzufriedenheit aus als westdeutsche Befragte.
Empfehlungen:
Inzidenz getrennt nach Geimpften und Ungeimpften berichten. Die Darstellung der Inzidenz nach Geimpften und Ungeimpften wirkt sich leicht positiv auf die wahrgenommene Effektivität der Impfung aus: Wer die Inzidenz in einem Experiment getrennt nach Geimpft – Ungeimpft erhalten hatte, hielt die Impfung für etwas effektiver als Personen, die nur einen Gesamt-Inzidenzwert erhalten haben.
Empfehlung:
Zugang nur mit Impfnachweis (2G, 3G). Über die Hälfte der Befragten wurde noch (fast) nie nach einem Impfnachweis gefragt. Nur etwa 10% geben an, dass sie sehr häufig einen Impfnachweis vorlegen müssen. Wer unter den Ungeimpften häufiger nach einem Nachweis gefragt wurde, hat eine etwas größere Impfbereitschaft (schwacher Zusammenhang). Dass die Impfung eine Zugangsvoraussetzung für die Teilnahme an Freizeitangeboten ist (z.B. im Rahmen einer 2G oder 3G Regel), befürworten 78% der Befragten. Die 3G Regel (Zugang für Genesene, Getestete und Geimpfte) ist dabei die favorisierte Regel. Ungeimpfte sind jedoch mehrheitlich (58%) dafür, dass allen Zugang gewährt werden soll, unabhängig vom Corona-Status.
Für Kinder ab 12 sind zwei Impfstoffe verfügbar und seit 16.08.21 auch von der STIKO für alle Kinder empfohlen; zuvor war die Impfung nur für Kinder mit Risikofaktoren empfohlen.
Befunde: Etwa ein Drittel der Teilnehmer schätzen Wahrscheinlichkeit und Schweregrad einer Coronainfektion für Kinder unter 12 als hoch ein, sollten diese nicht geimpft werden. Die Einschätzung unterscheidet sich nicht zwischen Eltern von Kindern unter 18 Jahren und anderen Befragten. Beide Einschätzungen fallen höher bei Teilnehmenden aus, die angeben, sich regelmäßig über das Coronavirus zu informieren.
Die aktuell erreichbare Impfquote bei Kindern ab 12 (Geimpfte plus Impfbereite) liegt bei ca. 60%. Vertrauen in die Sicherheit spielt dabei die wichtigste Rolle, bei jüngeren Kinder besteht ein besonderes Bedürfnis nach der Abwägung von Nutzen und Risiken. 61% der Eltern fühlen sich nicht gut informiert; der größte Informationsbedarf besteht zum Thema Langzeitfolgen, Nebenwirkungen, Dauer des Schutzes und die Wirksamkeit. Die Befragten wollen am liebsten von Fachpersonal oder staatlichen Websites aufgeklärt werden
Interpretation und Empfehlungen:
Befunde: Dass Präsenzunterricht durchgängig stattfinden wird, glauben insgesamt nur etwa 35-40% der Eltern, etwa 20-25% sind sich unsicher. Dass Schutzmaßnahmen ausreichend umgesetzt werden, glauben eher Eltern von jüngeren Schüler:innen und Eltern aus Bundesländern, in denen zum Zeitpunkt der Befragung noch Sommerferien sind. Eltern von jüngeren Kindern glauben eher, dass sich ihre Kinder bis Jahresende infizieren werden, wenn die Schule schon wieder begonnen hat.
Befunde: Zur Häufigkeit von Long-Covid gibt es verschiedene Studien und immer noch große wissenschaftliche Unsicherheit. Die Teilnehmer der Befragung haben die Häufigkeit des Auftretens von Long-Covid geschätzt. Die Schätzungen der Befragten, wie häufig LongCovid bei Erwachsenen und Kindern auftritt, variieren stark. Niedrigere Einschätzungen korrelieren mit einer niedrigeren Risikowahrnehmung und niedriger Impfintention.
Monoklonale Antikörper sind unter bestimmten Umständen als Behandlungsoption bei einem schweren COVID-19 Verlauf verfügbar. Ca. 10% geben an, dass es ein Medikament zur Behandlung von COVID-19 gibt; dieses Wissen beeinflusst nicht die Impfbereitschaft.