Alles auf einen Blick — Erhebung vom 11./12.01.2022
Eine Zusammenstellung der wichtigsten Befunde mit Abbildungen und Empfehlungen finden Sie im aktuellen Foliensatz.
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Auf der Basis der aktuellen Ergebnisse der zwei-wöchentlichen COSMO Befragung (Welle 59, 11.01.22 & 12.01.22, 984 Befragte, deutschlandweite nicht-probabilistische Quotenstichprobe, die die erwachsene Allgemeinbevölkerung für die Merkmale Alter x Geschlecht und Bundesland abbildet) leitet das COSMO Konsortium folgende Empfehlungen zur weiteren Gestaltung der COVID-19 Lage in Deutschland ab.
Wir befinden uns in einer Situation, in der trotz steigender Fallzahlen das Risikogefühl sinkt und das Maß an freiwilligen Schutzmaßnahmen im Vergleich zum Dezember relativ stabil bleibt. Die Maßnahmen werden überwiegend als angemessen akzeptiert. Dass sich auch Geimpfte anstecken können ist weitgehend bekannt, auch, dass Krankheitsverläufe mit Omikron meist milder sind. Unter den Geimpften wollen nun immer mehr auf einen an Omikron angepassten Booster-Impfstoff warten (62%). 58% der Befragten waren bereits geboostert. Von den verbleibenden Geimpften sind aktuell 68% bereit zu einer Booster-Impfung. Jedoch zeigt sich zunehmend, dass mehr Personen auf einen auf Omikron angepassten Impfstoff warten wollen.
Befunde: Die meisten Befragten erwarten aktuell, dass die Infektionszahlen wieder steigen werden. Entsprechend finden sie es schwieriger, eine Infektion zu vermeiden und nehmen auch ein erhöhtes Infektionsrisiko wahr. Jedoch ist das gefühlte Risiko gesunken, auch der Schweregrad einer möglichen Infektion wird als geringer eingeschätzt als noch im Dezember oder in den vorhergegangenen Corona-Wellen. Schutzverhalten ist allenfalls stabil und liegt unter dem Schutzverhalten in den letzten Wellen, Ausnahme sind Masken, die dauerhaft viel getragen werden. Immer mehr Personen berichten, dass sie nicht genau wissen, welche Regeln für sie gelten (30%). Wer hier die Übersicht verloren hat, hält sich auch weniger an AHA-AL Regeln. Der Wunsch nach einheitlichen Regeln ist gestiegen: 75% wünschen sich bundeseinheitliche Regeln. Nur 20% arbeiten überwiegend oder immer im Homeoffice, fast 60% arbeiten ausschließlich beim Arbeitgeber vor Ort. Mehr als die Hälfte aller Befragten testet sich mindestens einmal pro Woche mit einem Schnelltest; 25% testen sich 2-4 mal. Nach der Verschärfung der Maßnahmen im Dezember ist der Anteil gesunken, der die Maßnahmen für nicht ausreichend hielt; mehr Personen finden die Maßnahmen nun angemessen. Striktere Maßnahmen wie weitere Kontaktbeschränkungen oder Schulschließungen werden wieder eher abgelehnt.
Empfehlungen:
Die soweit bekannten Zusammenhänge zwischen der sich schnell ausbreitenden Omikron-Variante, dem zu erwartenden Fall-Anstieg und der wahrscheinlich steigenden (absoluten) Anzahl an schwerwiegenden Fällen sollten transparent, in verständlicher Sprache und mit Benennung der aktuellen Unsicherheiten kommuniziert werden (z.B. „Was wir wissen, was wir noch nicht wissen“).
Konkrete Tipps zur Risikominimierung können helfen und sollten über Radio, TV und soziale Medien verbreitet werden. Wiederholte Spots mit regelmäßigen Informations-Updates (keine Werbung) können helfen, Infektions- und Handlungswissen zu verankern und sollten Dauer-Einrichtungen in der Risikokommunikation werden.
Befunde: Über 80% bejahen, dass sich auch Geimpfte mit Omikron anstecken können und dass die Infektionszahlen steigen werden; über 70% bejahen, dass die Infektionen eher mild verlaufen und dass die Gefahr von Personalausfällen besteht. Knapp 60% geben an, dass eine Überlastung des Gesundheitssystems droht. Personen mit mehr Wissen über Omikron akzeptieren eher geltende Maßnahmen und sind eher impfbereit, v.a. zeigt sich eine höhere Bereitschaft zur Booster-Impfung. Jedoch wollen jetzt mehr Personen auf einen auf Omikron angepassten Booster-Impfstoff warten als noch im Dezember (62%).
Empfehlung:
Die neue Bundesregierung startete mit relativ hohem Vertrauen, dieses ist im neuen Jahr deutlich zurückgegangen; 57% vertrauen der Regierung im Umgang mit Corona nicht. Das Vertrauen in Institutionen (Ärzte, Wissenschaft) ist in der aktuellen Erhebung auch insgesamt etwas niedriger als im Dezember.
Bitte zu beachten: Generell ist der Anteil der mindestens einmal Geimpften in der COSMO Stichprobe etwas höher als in anderen Impfquoten-Monitorings berichtet. Dies legt nahe, dass die Stichprobe in der COSMO Studie dem Impfen positiver gegenübersteht als die Allgemeinbevölkerung, wodurch möglicherweise der Anteil der Impf-Unwilligen unterschätzt wird. Auch werden hier nur Erwachsene im Alter zwischen 18 und 74 Jahren befragt.
Impfbereitschaft. Von allen Befragten sind aktuell 11% ungeimpft, der Rest hat mindestens eine Impfung erhalten. Unter diesen Ungeimpften sind in der aktuellen Befragung nur 14% impfbereit, 23% zögerlich oder unsicher, 63% sagen, sie wollen sich auf keinen Fall impfen lassen. Der Anteil der Verweigerer liegt damit aktuell bei 7% aller Befragten (November und davor: um 9-10%). Unter den Genesenen ist nur etwa ein Drittel bereit, sich impfen zu lassen, wenn das Zertifikat abgelaufen ist. Auch hier ist viel Aufklärungsbedarf festzustellen - über ein Drittel der Genesenen ist zögerlich und unsicher, ca. ein Drittel möchte sich auf keinen Fall impfen lassen.
Einflussfaktoren. Ein Vergleich der Gründe des Nichtimpfens der Ungeimpften mit unterschiedlicher Impfbereitschaft hat Folgendes ergeben: Wer sich auf keinen Fall impfen lassen möchte, hat deutlich größere Sicherheitsbedenken als Geimpfte; diese sind der Hauptgrund gegen das Impfen. Die Impfung wird zudem nicht als notwendig betrachtet; dies resultiert aus einer niedrigen Risikowahrnehmung durch die Erkrankung. Wer ungeimpft ist und noch zögerlich, den halten ebenfalls v.a. Sicherheitsbedenken ab. Dies wiegt nicht so schwer wie bei den Verweigerern, ist jedoch der einzige starke Grund gegen eine Impfung. Bei Personen, die noch ungeimpft aber im Prinzip impfbereit sind, gibt es ebenfalls noch mehr Sicherheitsbedenken als bei Geimpften und es werden mehr praktische Hürden wahrgenommen. In Bundesländern mit aktuell niedriger Impfquote ist die Impfbereitschaft der noch ungeimpften Personen ebenfalls niedriger als in Bundesländern mit hoher Impfquote.
Über Impfen reden. Gespräche über das Impfen werden eher von Geimpften als von Ungeimpften vermieden. Wenn die andere Person nicht denselben Impfstatus hat, werden Gespräche eher vermieden. Materialien für ein Gespräch mit Ungeimpften wünschen sich am ehesten die Menschen, die bereits geboostert sind.
Noch weitere Impfungen in der Pandemie. 42% sind generell bereit, wenn nötig, sich im Verlauf der Pandemie jenseits des Boosters noch weitere Male impfen zu lassen. 77% der ungeimpften Befragten gaben an, keine Impfung in Anspruch nehmen zu wollen. Unter den Geimpften (ohne Booster) ist knapp ein Viertel nicht bereit, noch weitere Impfungen anzunehmen. Mehr als die Hälfte der doppelt Geimpften würde noch drei oder mehr weitere Corona-Impfungen akzeptieren.
Zugang zu Impfungen. Eine Impfung zu erhalten sollte möglichst einfach sein. Der Zugang zu einer Erst- oder Boosterimpfung wird von relevanten Teilen den jeweiligen Zielgruppen jedoch eher als schwierig eingeschätzt: 29% bzw. 25% finden es schwer, in der jetzigen Situation eine Erstimpfung bzw. einen Booster zu bekommen. Der wahrgenommene Zugang zu Booster-Impfungen hat sich etwas verbessert. In offenen Antworten auf die Frage, was den Zugang schwierig macht, wurde kein einfacher Zugang zu Informationen, lange Wartelisten, oder keine freie Impfstoffwahl aufgeführt; bei der Booster-Impfung wurden v.a. Vorbehalte bezüglich der Sicherheit und eine verwirrende, sich schnell verändernde Informationslage genannt.
Allgemeine Empfehlungen zum Impfen:
In der aktuellen Befragung ist die Zustimmung zur Impfpflicht geringer (58%) als im Dezember (64%). Wer jünger, weiblich oder ungeimpft ist, lehnt die Impfpflicht eher ab, ebenso lehnen sie Eltern eher ab als kinderlose. In dieser Befragung wurden verschiedene Varianten der Impfpflicht miteinander verglichen. Wer ungeimpft ist, lehnt alle Varianten deutlich ab und ist stark verärgert über die Regelungen. Eine Impfpflicht, die bei Verletzung (analog Schwarzfahren) wiederholt zu einer geringeren Geldstrafe führen kann, führt zur größten Verärgerung und der stärksten Motivation, die Regelung zu umgehen. Ein Aussetzen der Impfpflicht kombiniert mit einer „1G“ Regel (Zugang zu Freizeit und Einzelhandel nur für Geboosterte bis 95% Boosterquote erreicht ist, danach freier Zugang für alle) führt zur geringsten Bereitschaft, die Reglung zu umgehen. Jedoch zeigt keine der Maßnahmen einen deutlichen steigernden Effekt für die Impfbereitschaft der Ungeimpften. Einschränkend ist hier zu sagen, dass eine reale Impfpflicht vermutlich stärker auf Verhalten wirken würde, da es einfacher ist, in einem Fragebogen Widerstand gegen ein Gesetz anzugeben als diesen auch tatsächlich umzusetzen.
Eine ausführliche Datenerhebung zur Impfpflicht findet sich in der COSMO PANEL Erhebung. Die dort gezeigten Daten legen die Interpretation nahe, dass die Ablehnung der Impfung v.a. aus Angst und fehlendem Vertrauen in die Sicherheit erfolgt. Psychologisch kann man sagen, es handelt sich hier um eine „heiße“ Ablehnung, also keine kühle, faktenbasierte Entscheidung, sondern eine heiße Gefühlsentscheidung aus Angst, Sorge und Misstrauen. Das bedeutet auch, dass eine drohende Impfpflicht ebenfalls starke Gefühle von Ärger und einen großen Wunsch nach der Umgehung der Pflicht auslöst: Die Mehrheit der Ungeimpften will Wege suchen, die Impfpflicht zu umgehen. Besonderheiten der Ausgestaltung (ab 12 oder ab 18, Art der Sanktionierung) spielen hier keine Rolle, wer ungeimpft ist, lehnt eine Impfplicht ab, egal wie sie aussieht.
Empfehlungen:
Befunde: Über alle Altersgruppen hinweg zeigt sich, dass Eltern mit geringer Bereitschaft, ihre Kinder impfen zu lassen, vor allem geringeres Vertrauen in die Sicherheit des Impfstoffs und eine niedrigere Risikowahrnehmung für ihre Kinder haben. Eltern, die ihre Kinder bereits geimpft haben, zeigen hingegen ein deutlich höheres Verantwortungsgefühl für die Gemeinschaft, v.a. bei älteren Kindern. Die Abwägung von Risiken und Nutzen der Impfung spielt bei befürwortenden und ablehnenden Eltern eine starke Rolle, während die Barrieren in der Ausführung in beiden Gruppen als (eher) gering empfunden werden. Die aktuell erreichbare Impfquote bei Kindern ab 12 (Geimpfte plus Impfbereite) liegt bei ca. 77%, wenn alle Eltern, die es vorhaben, ihre Kinder auch tatsächlich impfen lassen (Achtung, siehe oben, die COSMO Stichprobe ist etwas „impffreudiger“ als in anderen Studien). Unter den Eltern, die ungeimpfte Kinder haben, ist die Impfbereitschaft eher niedrig. Etwa die Hälfte der Eltern mit Kindern unter 12 Jahren ist bereit, diese impfen zu lassen, oder hat sie bereits impfen lassen.
Empfehlung:
Generell ist festzustellen, dass die Belastung auf erhöhtem Niveau stabil ist; 48% fühlen sich belastet, im Oktober waren es 34%. 36% berichten, dass sie schon einmal Informationen zur Verbesserung mentaler Gesundheit gesucht haben, 25% haben sich von Therapeuten beraten lassen. Im Februar 2021 waren es noch 23% bzw. 17%. Personen mit höherer Resilienz (psychische Widerstandskraft) berichten von größerem Wohlbefinden.
Empfehlung: