Alles auf einen Blick — Erhebung vom 29./30.11.2022
Eine Zusammenstellung der wichtigsten Befunde mit Abbildungen und Empfehlungen finden Sie im aktuellen Foliensatz.
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Durch den Wegfall der Isolationspflicht ist damit zu rechnen, dass mehr Infizierte zur Arbeit gehen, insbesondere Personen mit leichten Symptomen wie Husten würden sich seltener testen und auch eher zur Arbeit gehen als Personen mit schweren Symptomen. Der Nachweis einer Infektion durch einen Test scheint wichtig, da Personen dann eher Schutzverhalten zeigen würden. Sollte auch die Maskenpflicht im öffentlichen Verkehr wegfallen, würde weniger als die Hälfte der Befragten weiter eine Maske tragen. Die Mehrheit plant keine Schutzmaßnahmen vor oder während der Weihnachtsfeiertage. Bemerkenswert ist, dass die allgemeine Befürwortung des Impfens auf den Stand von vor 10 Jahren zurückgefallen ist – es gibt wieder mehr Unentschlossene und Menschen mit Fragen und weniger eindeutige Impf-”Fans”. Aktuell dominieren weiterhin andere Krisen – Risiken durch den Klimawandel oder den Ukraine-Krieg werden als höher wahrgenommen als durch die Pandemie, aber auch bei der Ukraine-Krise lässt die Informationshäufigkeit und das gefühlte Risiko nach. Die Belastung ist aktuell im Herbst wieder höher als im Sommer, was in den vergangenen Jahren auch beobachtet wurde. Dies kann vielfältige Gründe haben. Aktuell geben ca. zwei Drittel der Befragten an, durch eine der Krisen Geld verloren zu haben. Wer dies angibt, fühlt sich auch stärker belastet.
Methodische Hinweise: Die COSMO Befragung (Welle 70: 29./30.11.22, n = 1003) basiert auf einer deutschlandweiten, nicht-probabilistischen Quotenstichprobe, die die erwachsene Allgemeinbevölkerung zwischen 18 und 74 Jahren für die Merkmale Alter x Geschlecht und Bundesland abbildet.
Aktuell gibt es in manchen Bundesländern eine Isolationspflicht bei einer Corona-Infektion, in manchen nicht. Die Befragten wurden zunächst an die für sie geltende Regelung erinnert, dann wurden den Personen unterschiedliche Szenarien vorgelegt. Die Ergebnisse dieses Experiments zeigen, dass die Bereitschaft zur Isolation und für weiteres Schutzverhalten (wie Tragen von Masken, Testen, Krankschreiben lassen) höher ist, wenn in dem Bundesland noch eine Isolationspflicht besteht. Außerdem zeigte sich, dass Personen mit schweren Symptomen wie Fieber und Gliederschmerzen sich eher isolieren und Schutzverhaltensweisen zeigen wollen als Personen mit leichten Symptomen wie Husten oder verstopfter Nase. Hier zeigt sich insbesondere, dass das Vorliegen eines positiven Schnelltests zu deutlich mehr Schutzverhalten führt, als wenn nur Symptome vorliegen. Die Bereitschaft, einen Schnelltest bei leichten Symptomen wie Husten durchzuführen, ist jedoch deutlich geringer als bei schwereren Symptomen.
60% aller Befragten geben an, dass sie nicht oder nur unter bestimmten Umständen isolieren wollen – 11% würden sich gar nicht isolieren, 22% nur mit Symptomen und 27% nur, wenn sie stark erkrankt sind.
Als wesentliche Gründe gegen eine Isolation gibt ca. ein Drittel an, Alltagserledigungen machen zu müssen. Ca. ein Drittel hält die Isolation nicht für notwendig. Jede*r fünfte denkt, dass COVID für sich und seine Kontaktpersonen kein Problem darstellt. Ca. 15% befürchten Nachteile am Arbeitsplatz. Die Bereitschaft zur Isolation steigt auch in dieser Abfrage an, wenn eine Infektion nachgewiesen wurde. Die meisten Befragten würden eine Isolation beenden, wenn der Schnelltest negativ ist und sie sich subjektiv besser fühlen.
Interpretation und Empfehlungen:
Bei einem möglichen Wegfall der Maskenpflicht in öffentlichen Verkehrsmitteln geben aktuell unter der Hälfte der Befragten an, weiter Maske tragen zu wollen - 15% geben an, meistens und 28% immer eine Maske tragen zu wollen; 26% wollen nie eine Maske tragen.
Sowohl eine Kontaktreduktion vor den Feiertagen als auch vermehrtes Testen während der Feiertage wird dieses Jahr von weniger Menschen eingeplant als 2021. Mehr als die Hälfte möchte keine Tests vor oder während der Feiertage durchführen, 80% wollen keine Kontakte reduzieren. 77.5% geben an, auf regelmäßiges Lüften achten zu wollen.
Die wahrgenommene Überlastung des Gesundheitssystems ist zwar seit April gestiegen, jedoch aktuell keine drängende Sorge der Befragten. Es gibt einen leicht steigenden Trend der Sorge, dass die Impfung zu unbekannten Spätfolgen führen könnte; die Sorgen um Spätfolgen der Erkrankung bleiben aktuell stabil. Sorgen um Spätfolgen der Erkrankung und der Impfung sind aktuell ähnlich hoch.
Insgesamt fühlen sich 53% derzeit belastet. Ältere sind weiterhin weniger belastet als Jüngere. Ab Spätherbst zeigte sich in den letzten Jahren bislang immer wieder ein Anstieg der Belastung, der vielfältige Gründe haben kann. Wer aktuell in einer der Krisen Geld verloren hat, berichtet über eine größere Belastung.
Das gefühlte Risiko in Bezug auf die Corona-Pandemie ist im Vergleich zum gefühlten Risiko hinsichtlich der beiden anderen Krisen am niedrigsten ausgeprägt. Am seltensten informieren sich die Befragten zur Corona-Krise, am häufigsten über den Ukrainekrieg; jedoch lässt auch hier sowohl die Risikowahrnehmung als auch die Informationshäufigkeit etwas nach. Aktuell geben ca. zwei Drittel der Befragten an, durch eine der Krisen Geld verloren zu haben. Wer dies angibt, fühlt sich auch stärker belastet.
Die Corona-Impfung wurde viel diskutiert und es kommt vermehrt die Frage auf, ob sich dies auch auf die Sicht auf Impfungen generell ausgewirkt haben könnte. In der Tat hat sich die Sicht der Bevölkerung auf Impfungen verändert - im Vergleich zu Sommer 2020 gibt es heute mehr Unsichere und Personen mit Fragen und weniger eindeutige Impf-”Fans”. Dies entspricht ungefähr dem Stand von 2012; die Vertrauensgewinne der letzten Dekade sind aktuell verschwunden.
Vergleicht man Daten vom April 2020 mit heute, so wird deutlich, dass insbesondere das Vertrauen in die Sicherheit von Impfungen abgenommen hat; die Ansicht, Impfungen seien überflüssig, hat zugenommen. Das Abwägen von Nutzen und Risiken einer Impfung hat zugenommen; die Annahme, man müsse sich nicht impfen lassen, wenn andere geimpft sind, hat zugenommen. Die Wahrnehmung praktischer Barrieren hat sich nicht verändert. (Die Daten wurden im November 2022 im Rahmen einer anderen Studie mit denselben Probandencharakteristika erhoben).
Implikation und Empfehlung: