Ende Mai wurde die Impfung gegen COVID durch die STIKO auf für Kinder von 5-11 empfohlen.
Für Kinder von 12 bis 17 Jahren ist ein Impfstoff bereits seit längerem zugelassen und durch die Ständige Impfkommission offiziell empfohlen. Seit Mai 2022 empfiehlt die STIKO die Impfung zudem für 5- bis 11-Jährige.
Aufgrund von der geringen Stichprobengröße für die einzelnen Altersklassen kann es zu größeren Schwankungen in den Anteilen der geimpften Kinder kommen.
Die Gründe, eigene Kinder (nicht) gegen das Coronavirus impfen zu lassen, wurden mithilfe der 5C-Kurzskala (Betsch et al., 2019) erfasst. Die 5C umfassen folgende Aspekte:
Confidence (Vertrauen) beschreibt das Ausmaß an Vertrauen in die Effektivität und Sicherheit von Impfungen, das Gesundheitssystem und die Motive der Entscheidungstragenden (Ich habe vollstes Vertrauen, dass die Impfung gegen COVID-19 für meine Kinder sicher ist).
Complacency (Risikowahrnehmung) beschreibt die Wahrnehmung von Krankheitsrisiken und ob Impfungen als notwendig angesehen werden (Die Impfung gegen COVID-19 ist überflüssig, da COVID-19 keine große Bedrohung für meine Kinder darstellt).
Constraints (Barrieren in der Ausführung, auch: Convenience) beschreibt das Ausmaß wahrgenommener struktureller Hürden wie Stress, Zeitnot oder Aufwand (Alltagsstress hält mich davon ab, meine Kinder gegen COVID-19 impfen zu lassen).
Calculation (Berechnung) erfasst das Ausmaß aktiver Informationssuche und bewusster Evaluation von Nutzen und Risiken von Impfungen (Wenn ich darüber nachdenke, meine Kinder gegen COVID-19 impfen zu lassen, wäge ich sorgfältig Nutzen und Risiken ab, um die bestmögliche Entscheidung zu treffen).
Collective Responsibility (Verantwortungsgefühl für die Gemeinschaft) beschreibt das Ausmaß prosozialer Motivation, durch die eigene Impfung zur Reduzierung der Krankheitsübertragung beizutragen und damit andere indirekt zu schützen (Wenn alle gegen COVID-19 geimpft sind, brauche ich meine Kinder nicht auch noch impfen lassen.).
Die fünf Gründe werden auf einer 7-stufigen Skala von 1 (stimme überhaupt nicht zu) bis 7 (stimme voll und ganz zu) erfasst.
In der Befragung vom 24.08.2021 gaben etwa zwei Drittel (61%) der Eltern an, dass sie sich noch nicht gut über die COVID-19 Impfung für Kinder informiert fühlen.
Der größte Informationsbedarf besteht über Langzeitfolgen, Nebenwirkungen, die Dauer des Schutzes und die Wirksamkeit.
Die Befragten wollen am liebsten von Fachpersonal oder staatlichen Websites aufgeklärt werden.
Etwa die Hälfte der Eltern mit Kindern unter 12 Jahre denkt, dass ihre Kinder durch die Impfung zum Alltag zurückkehren und wieder mehr soziale Kontakte haben sowie zur Eindämmung der Pandemie beitragen können. Bei Eltern mit älteren Kindern fällt der Anteil etwas höher aus.
Die Wahrscheinlichkeit, dass sich die eigenen Kinder bis Jahresende 2021 mit dem Coronavirus infizieren wenn sie nicht geimpft werden, wird von den Eltern unterschiedlich eingeschätzt. Jeweils ein Drittel schätzen die Wahrscheinlichkeit als hoch oder niedrig ein oder sind unentschlossen.
Im Vergleich zum Februar 2021 wird eine Coronainfektion für Kinder Ende Juni 2021 als gefährlicher eingeschätzt.
Generell sind die Kinderärzte der beliebteste Impfort, vor allem für jüngere Kinder. Nur 22% der Eltern von Kindern ab 12 Jahre können sich ausschließlich ihren Arzt oder ihre Ärztin und keinen anderen Impfort vorstellen. 53% würden ihre Kinder ab 12 Jahren auch in Impfzentren und 38% in der Schule impfen lassen. Nur eine Minderheit von 13-16% würde einer Schulimpfung nur zustimmen, wenn sie als Eltern auch dabei sein könnten.
75% der Eltern von Kindern ab 12 Jahren haben mit ihren Kindern bereits über eine Kinder-Impfung gegen COVID-19 gesprochen, 20% haben es vor.
7% der Eltern berichten, dass sie nicht wissen, ob sich ihr Kind impfen lassen will, 17% denken, ihr Kind möchte sich nicht impfen lassen, 76% gehen davon aus, dass sich ihr Kind impfen lassen möchte. Als wichtigste Gründe für eine Impfung nennen die Eltern, dass die Kinder selbst geschützt sein wollen und zurück in einen normalen Alltag möchten. Auch der Schutz anderer wird von 35% als Grund aufgeführt (Mehrfachnennung möglich).
31% der Eltern befürworten eine verpflichtende Impfung von Kindern, 55% lehnen sie eher ab und 14% sind unentschieden.
In einem Experiment wurde untersucht, ob Geldstrafen bei Nichtimpfung zu einer Erhöhung der Impfbereitschaft führen. Dazu wurde Eltern mit Kindern unter 18 Jahren eine Liste mit zehn binären Entscheidungen vorgelegt. Sie mussten sich jeweils zwischen den Optionen Kind impfen und Kind nicht impfen und dafür Geldstrafe x zahlen entscheiden. Die Geldstrafe variierte über die zehn Entscheidungen von 1.000 Euro bis 10.000 Euro.
In der Auswertung zeigte sich, das selbst hohe Geldstrafen nicht zu einem signifikanten Anstieg der Impfbereitschaft führten, unabhängig davon ob die Teilnehmenden vor dem Experiment eine hohe oder niedrige Impfbereitschaft angegeben hatten.
In einem weiteren Experiment wurden die Auswirkungen einer fiktiven Impfpflicht für COVID-19 untersucht. Dazu wurden Eltern mit Kindern unter 18 Jahren zufällig einer von zwei Gruppen zugeordnet:
Impfpflicht: Teilnehmende in dieser Gruppe sollten sich vorstellen, dass eine Impfpflicht für Kinder eingeführt wird
keine Impfpflicht: Teilnehmende in dieser Gruppe sollten sich vorstellen, dass die Impfung für Kinder freiwillig sein wird
Anschließend wurden Reaktanz (Verärgerung) und die Bereitschaft gemessen, eigene Kinder freiwillig gegen Meningokokken B impfen zu lassen. Eine Impfung gegen Meningokokken B ist aktuell nicht offiziell empfohlen, die Eltern sollten sich aber vorstellen, die Ständige Impfkommission rate zur Impfung.
Es zeigte sich, dass eine Impfpflicht vor allem dann zu Verärgerung führte, wenn die Eltern einer verpflichtenden Impfung ablehnend gegenüberstanden. In diesen Fällen sank auch die Bereitschaft zur Meningokokkenimpfung, verglichen mit Eltern, die von einer freiwilligen Impfung gegen COVID-19 ausgingen.
Was sagt die Impfbereitschaft vorher?
Interpretation: Dargestellt sind die Ergebnisse einer linearen schrittweisen Regressionsanalyse (bestes statistisches Modell). CI sind die 95% Konfidenzintervalle der Koeffizienten (betas). Wenn diese Null einschließen, hat die entsprechende Variable keinen statistisch bedeutsamen Einfluss. Fettgedruckte Einflussfaktoren sind signifikant und haben einen statistisch bedeutsamen Einfluss. Das heißt für Werte mit positivem Vorzeichen: höhere Werte auf diesem Einflussfaktor führen zu mehr Impfbereitschaft. Das heißt für Werte mit negativem Vorzeichen: höhere Werte auf diesem Einflussfaktor führen zu weniger Impfbereitschaft.
Die Impfbereitschaft für Kinder gegen COVID-19 ist (Stand: 04.05.21) höher für Personen, die:
der Impfung mehr vertrauen,
das Risiko der Krankheit nicht unterschätzen, die Impfung nicht für überflüssig halten,
nicht Trittbrettfahren wollen.
Variablen im Modell: die 5C der Impfakzeptanz und Impfstatus der Eltern.
Hinweis: Die Regressionen beziehen sich ausschließlich auf Personen, die Kinder unter 18 Jahren haben.
Bereitschaft, das eigene Kind impfen zu lassen | |||
---|---|---|---|
Variablen | std. Beta | standardized CI | p |
Confidence (Ich habe vollstes Vertrauen, dass die Impfungen gegen COVID-19 sicher sein werden) |
0.52 | 0.42 – 0.62 | <0.001 |
Complacency (Impfungen gegen COVID-19 werden überflüssig sein, da COVID-19 keine große Bedrohung darstellt) |
-0.13 | -0.24 – -0.02 | 0.024 |
Constraints (Alltagsstress wird mich davon abhalten, mich gegen COVID-19 impfen zu lassen) |
-0.02 | -0.11 – 0.07 | 0.676 |
Calculation (Wenn ich darüber nachdenken werde, mich gegen COVID-19 impfen zu lassen, werde ich sorgfältig Nutzen und Risiken abwägen, um die bestmögliche Entscheidung zu treffen) |
-0.05 | -0.13 – 0.04 | 0.263 |
Collective responsibility (Wenn alle gegen COVID-19 geimpft sind, brauche ich mich nicht auch noch impfen lassen) |
-0.13 | -0.25 – -0.01 | 0.035 |
Mindestens eine Impfung erhalten (Referenz: keine Impfung) |
0.00 | -0.08 – 0.09 | 0.955 |
Observations | 317 | ||
R2 / R2 adjusted | 0.477 / 0.467 |
Was sagt Bereitschaft das Kinder in der Schule impfen lassen zu wollen?
Interpretation: Dargestellt sind die Ergebnisse einer linearen schrittweisen Regressionsanalyse (bestes statistisches Modell). CI sind die 95% Konfidenzintervalle der Koeffizienten (betas). Wenn diese Null einschließen, hat die entsprechende Variable keinen statistisch bedeutsamen Einfluss. Fettgedruckte Einflussfaktoren sind signifikant und haben einen statistisch bedeutsamen Einfluss. Das heißt für Werte mit positivem Vorzeichen: höhere Werte auf diesem Einflussfaktor führen zu mehr Impfbereitschaft. Das heißt für Werte mit negativem Vorzeichen: höhere Werte auf diesem Einflussfaktor führen zu weniger Impfbereitschaft.
Die Impfbereitschaft für Kinder gegen COVID-19 ist (Stand: 04.05.21) höher für Personen, die:
der Impfung mehr vertrauen,
weniger Kosten und Nutzen einer Impfung abwägen,
sich mehr auf den kollektiven Schutz von Impfungen verlassen.
Variablen im Modell: die 5C der Impfakzeptanz und Impfstatus der Eltern.
Hinweis: Die Regressionen beziehen sich ausschließlich auf Personen, die Kinder unter 18 Jahren haben.
Bereitschaft, das eigene Kind in der Schule impfen zu lassen | |||
---|---|---|---|
Variablen | std. Beta | standardized CI | p |
Confidence (Ich habe vollstes Vertrauen, dass die Impfungen gegen COVID-19 sicher sein werden) |
-0.37 | -0.49 – -0.25 | <0.001 |
Complacency (Impfungen gegen COVID-19 werden überflüssig sein, da COVID-19 keine große Bedrohung darstellt) |
0.03 | -0.10 – 0.16 | 0.674 |
Constraints (Alltagsstress wird mich davon abhalten, mich gegen COVID-19 impfen zu lassen) |
-0.03 | -0.14 – 0.07 | 0.523 |
Calculation (Wenn ich darüber nachdenken werde, mich gegen COVID-19 impfen zu lassen, werde ich sorgfältig Nutzen und Risiken abwägen, um die bestmögliche Entscheidung zu treffen) |
0.10 | 0.01 – 0.20 | 0.036 |
Collective responsibility (Wenn alle gegen COVID-19 geimpft sind, brauche ich mich nicht auch noch impfen lassen) |
0.16 | 0.02 – 0.31 | 0.024 |
Mindestens eine Impfung erhalten (Referenz: keine Impfung) |
-0.04 | -0.14 – 0.06 | 0.423 |
Observations | 317 | ||
R2 | 0.279 |