Alles auf einen Blick — Erhebungen vom 02./03.08.2022, 15./16.08.2022 und 30./31.08.2022
Eine Zusammenstellung der wichtigsten Befunde mit Abbildungen und Empfehlungen finden Sie im aktuellen Foliensatz.
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Die PACE Befragung (Welle 7: 02./03.08.22, n = 1000; Welle 8: 15./16.08.22, n = 1016; Welle 9: 30./31.08.22, n = 998) basiert auf einer deutschlandweiten, nicht-probabilistischen Online-Quotenstichprobe, die die erwachsene Allgemeinbevölkerung zwischen 18 und 74 Jahren für die Merkmale Alter x Geschlecht und Bundesland abbildet. Fragebögen können hier eingesehen werden.
Ergebnisse (Auszug) und Empfehlungen:
Seit Beginn der Datenerfassung im Frühjahr haben sich keine großen Veränderungen in der Zustimmung zu Klimaschutzmaßnahmen ergeben. Die Befragten unterschätzen die gesamtgesellschaftliche Handlungsbereitschaft. Häufig fehlt zudem relevantes Wissen oder die Selbstwirksamkeit, um klimaschützendes Verhalten umzusetzen. Maßnahmen, die Klimaschutz erleichtern (wie der Ausbau des Schienennetzes oder erneuerbarer Energien), werden eher befürwortet als das Verbot etablierter Verhaltensweisen oder Technologien. Bei neueren Themen wie Klimageld oder CO2-Emissionszertifikaten fühlen sich die meisten Befragten nicht gut informiert. Entsprechende Erklärtexte konnten im Experiment jedoch die Unterstützung von Maßnahmen (z.B. CO2-Preis) erhöhen.
Befunde: Ca. 60-65% der Befragten stimmen klimapolitischen Leitsätzen zu. Nach ihrer Auffassung muss die Klimawende generationengerecht und die Zukunft der Wirtschaft klimaneutral sein. Zudem soll nach Auffassung der Mehrheit klimarelevantes Handeln direkte Auswirkungen auf die Handelnden haben: Wer das Klima schädigt, soll Kosten dafür tragen und wer es schützt, soll belohnt werden. Ca. 15% lehnen die Leitsätze ab. Die Zustimmung hat sich seit Beginn der Erfassung im Juni 22 nicht wesentlich verändert.
Befunde: Wie in der Abbildung zu sehen, haben Personen eine höhere Handlungsbereitschaft, wenn sie größere Gesundheitsrisiken durch den Klimawandel wahrnehmen. Wer es einfach findet, sich klimafreundlich zu verhalten, mehr Wissen über Umwelt und Klimawandel besitzt, die aktuellen Maßnahmen als effektiv eingeschätzt oder mehr Vertrauen in Institutionen hat, ist ebenfalls eher handlungsbereit. Wer wahrnimmt, dass sich andere für den Klimaschutz engagieren und/oder es von einem erwarten oder wer prosozial eingestellt ist, ist eher handlungsbereit. Ca. die Hälfte der Befragten (51%) hält eigenes klimafreundliches Handeln für wirksam, jedoch nicht die derzeitigen politischen Maßnahmen zum Klimaschutz (23%). Die Befragten unterschätzen insgesamt die Unterstützung politischer Klimaschutzmaßnahmen in der Bevölkerung: 49% der Befragten gaben an, Klimaschutz “stark” zu unterstützen. Jedoch glaubten nur 31% der Befragten, dass die Menschen in Deutschland den Klimaschutz “stark” unterstützen. Eine solche kollektive Unterschätzung kann den Klimaschutz hemmen, da die soziale Norm ein wesentlicher Einflussfaktor ist (was tun andere, was erwarten sie von mir?). Denn wer wahrnimmt, dass andere die Umwelt schützen und dies auch von einem selbst erwarten, ist eher handlungsbereit.
Die Handlungsbereitschaft nach Parteipräferenz (Sonntagsfrage) ist am größten bei AnhängerInnen der Grünen (85% haben eine hohe Handlungsbereitschaft), gefolgt von Anhängern der LINKEN (62%), SPD (53%), CDU/CSU (51%) und AfD (18%).
Befunde: 34% aller Befragten nehmen zu ihrer Hauptmahlzeit regelmäßig Fleisch zu sich. Nur knapp über die Hälfte der Befragten wusste, dass Fleisch in der Produktion im Vergleich zur kalorienmäßig entsprechenden Menge Gemüse zehnmal umweltbelastender ist. 72% kaufen eher saisonales Gemüse und 62% versuchen, keine Lebensmittel wegzuwerfen. 59% finden, dass klimafreundliche Lebensmittel günstiger und klimaschädliche Lebensmittel teurer sein sollten; über 50% befürworten die Förderung einer gesunden, pflanzen-basierten, klimafreundlichen und fleischlosen Ernährung (z.B. in der Schulspeisung). Dass Landwirtschaft und der Ernährungssektor klimaneutral werden, ist 61% wichtig. Unter der Hälfte der Befragten sehen durch sinkende Lebensmittelqualität in der Klimakrise auch ein Gesundheitsrisiko.
Befunde: Ca. ein Drittel der Befragten findet es schwer, umweltfreundliche Verkehrsmittel zu nutzen, 44% finden es einfach; letzteres entspricht auch dem Anteil derer, die oft oder immer mit umweltfreundlichen Verkehrsmitteln zum Einkaufen oder zur Arbeit fahren. Personen, die in den Sommermonaten ein 9 Euro Ticket hatten, berichteten, dass es einfacher war, umweltfreundliche Verkehrsmittel zu benutzen. Insgesamt hat sich die berichtete Nutzung umweltfreundlicher Verkehrsmittel im Sommer jedoch nicht erhöht. Ein Viertel gibt an, für den Jahresurlaub zu fliegen; dass Flugtickets teurer werden, um den Klimaschaden abzubilden, befürworten ca. 60%. Zwischen 60 und 70% befürworten den Ausbau des Nahverkehrs und des Schienennetzes und dass Kurzstreckenflüge abgeschafft werden, wenn Alternativen mit der Bahn vorhanden sind. Einschränkungen, die das Auto betreffen, werden weniger befürwortet: 54% befürworten ein Tempolimit von 130 kmh, 43% das Verbot klimaschädlicher Fahrzeuge in dicht besiedelten Gebieten und 34% das Verbot von Verbrennern ab 2030.
Befunde: 31% geben an, dass ihr Zuhause klimafreundlich ausgestattet ist; 23% geben an, die Raumtemperatur auch im Winter so hoch zu halten, dass ihnen ohne Pullover warm genug ist; 19% sind unentschlossen, was diese Frage angeht. 58% finden es einfach, Energie zu sparen. Nur 45% wissen allerdings, dass ein durchschnittlicher Haushalt in Deutschland am meisten Energie für das Heizen verbraucht. Der flächenmäßige Ausbau erneuerbarer Energien wird generell eher befürwortet (59%), dies hat sich seit dem Frühling nicht verändert. 70% der Befragten finden, dass erneuerbare Energien günstiger als konventionelle Energieträger sein sollten. Über 60% finden, dass umweltfreundliche Technologien subventioniert werden sollten. Den Kohleausstieg ab 2030 befürworten 44%; ähnlich ist die Zustimmung zum Verbot von Gas- und Ölheizungen.
Befunde: Anfang August 2022 war 29% der Teilnehmenden das Kaufen und Entziehen von CO2-Emissionsberechtigungen bekannt, aber nur 4% gaben an, bereits solche Berechtigungen gekauft zu haben. Nachdem sie an einem Experiment teilgenommen hatten, das die Bedeutung einer Tonne entzogenen CO2s anhand unterschiedlicher Beispiele erklärte, gaben ca. 22% der Teilnehmenden an, in Zukunft (eher oder auf jeden Fall) Berechtigungen kaufen und so dem Markt entziehen zu wollen. Die Bereitschaft zum Kauf hing eng mit dem Vertrauen in die EU zusammen, dass der Emissionshandel konsequent umgesetzt wird. In der Studie wurden 10 x 100 Euro verlost; die Befragten konnten entscheiden, wie viel davon sie im Falle eines Gewinns zum Erwerb und dem Entzug von CO2- Emissionsberechtigungen aufwenden möchten. Unter allen Teilnehmenden wollten 28% gar kein Geld für den Kauf von Emissionsberechtigungen aufwenden, 45% zwischen 1 und 50 Euro, 11% sogar die kompletten 100 Euro. Unterschiedliche Beispiele zur Erklärung, was der Entzug einer Tonne CO2 bedeutet (z.B. ein Jahr auf das Auto verzichten, auf tierische Produkte verzichten, halb so viel heizen), hatten keinen deutlichen Effekt auf die Bereitschaft zum Kauf einer Tonne CO2.
Befunde: Etwa 65% hatten bereits vom CO2-Preis gehört, 38% vom Klimageld. Insgesamt fühlten sich die Befragten noch nicht gut informiert. Es wurde untersucht, ob die Befürwortung des CO2-Preises mit verschiedenen Erklärtexten zum CO2-Preis und zum Klimageld erhöht werden kann. Es zeigte sich, dass nicht nur die Kompensationswirkung erklärt werden sollte (also, dass das Klimageld für Durchschnittsverbraucher:innen die Kosten, die durch den CO2-Preis entstehen, decken), sondern auch die Lenkungswirkung (Veränderung von Konsumverhalten statt Erhöhung von Staatseinnahmen) oder die Umsetzbarkeit (geringe Verwaltungskosten), um eine hohe Akzeptanz der CO2-Bepreisung zu erreichen. (Kooperation: Mercator Research Institute on Global Commons and Climate Change (MCC))
Befunde: Aktuell beherrschen mehrere Krisen das Nachrichtengeschehen und unseren Alltag. Während das gefühlte Risiko in Bezug auf den Ukrainekrieg leicht sinkt, ist das affektive Risiko hinsichtlich des Klimawandels seit dem Frühjahr deutlich gestiegen. Das gefühlte Risiko in Bezug auf die Corona-Pandemie ist im Vergleich zu den anderen beiden Krisen am niedrigsten ausgeprägt. Am seltensten informieren sich die Befragten zur Corona-Krise, am häufigsten über den Ukrainekrieg, dies spiegelt sich auch in der Krisenmüdigkeit, die am höchsten für die Coronapandemie ausgeprägt ist. Seit dem Frühjahr 2022 werden zunehmend mehr Informationen zum Klimawandel gesucht. Aktuell geben ca. 60% der Befragten an, durch die Entscheidungen im Ukrainekrieg, der Klimakrise und/oder der Corona-Pandemie Geld verloren zu haben.