Alles auf einen Blick — Erhebung vom 07./08.02.2023

Eine Zusammenstellung der wichtigsten Befunde mit Abbildungen und Empfehlungen finden Sie im aktuellen Foliensatz.

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Ausführlichere Analysen zu der Welle finden Sie unter Sonderthemen auf der Themenseite Ernährung

Kurzzusammenfassung

Die PACE Befragung (Sonderwelle Ernährung: 07./08.02.23, n = 993) basiert auf einer deutschlandweiten, nicht-probabilistischen Online-Quotenstichprobe, die die erwachsene Allgemeinbevölkerung zwischen 18 und 74 Jahren für die Merkmale Alter x Geschlecht und Bundesland abbildet. Fragebögen können hier eingesehen werden: https://projekte.uni-erfurt.de/pace/method/. Fragebögen können hier eingesehen werden.

Zusammenfassung und Interpretation:

Neu: Ab sofort steht hier ein interaktiver Explorer zur Verfügung, mit dem Verläufe über die Zeit oder Unterschiede zwischen Gruppen selbst exploriert werden können. So können zum Beispiel Zielgruppen für Kommunikationsmaßnahmen identifiziert und besser verstanden werden.

Hinweis: die meisten abgefragten Maßnahmen stammen auf dem Positionspapier Food for Future: Ernährungswende für individuelle und planetare Gesundheit von Health for Future oder aus den Maßnahmen, die für diesen Sektor vom Bürgerrat Klima vorgeschlagen wurden.

Zugänglichkeit gesunder und klimafreundlicher Ernährung und Selbstwirksamkeit

85% finden, gesunde Ernährung soll leicht zugänglich sein, 77% sagen dies über klimafreundliche Ernährung. Ca. der Hälfte aller Befragten fällt es jedoch schwer, auf Eier, Fisch, Fleisch- und Milchprodukte zu verzichten. Unterwegs, z.B. in Restaurants, fällt es geringfügig leichter, aber auch hier finden es über 40% eher oder sehr schwer. Personen, die sich gewöhnlich eher oder ausschließlich pflanzenbasiert ernähren (Vegetarier, Veganer) finden es einfacher als Personen, die Fleisch essen. Doch auch 16% der Vegetarier/Veganer geben an, dass es ihnen unterwegs schwer fällt, fleischlos zu essen. Vor allem wird befürwortet, dass in Gemeinschaftseinrichtungen für Kinder und Jugendliche gesundes (80%) und klimafreundliches (63%) Essen angeboten wird; am Arbeitsplatz werden diese Kriterien insgesamt als etwas weniger wichtig erachtet: zwischen 60 und 70% finden es eher oder sehr wichtig.

Bereitschaft zur Umstellung auf stärker pflanzenbasierte und fleischarme Ernährung

Fast die Hälfte der Befragten ist bereit, ihre Ernährung auf eine stärker pflanzenbasierte Ernährung umzustellen. Die Bereitschaft Anderer für eine Umstellung wird deutlich unterschätzt: hier gehen die Befragten davon aus, dass nur ein Drittel dazu bereit ist. Auch der Widerstand wird überschätzt: während nur 30% der Befragten die Umstellung eher oder stark ablehnen, wird geschätzt, dass 40% eine Umstellung ablehnen. Besonders Personen, die Fleisch essen, sind pessimistisch: Sie erwarten, dass 62% eine Umstellung ablehnen würden; tatsächlich geben aber nur 42% an, dass sie eine Umstellung ihrer Ernährung ablehnen würden.

Preisgestaltung

Über die Hälfte der befragten Personen spricht sich für staatliche Regulierung der Preise und Verfügbarkeit von gesunden und klimafreundlichen Produkten aus. Ca. ein Drittel spricht sich gegen das Einbeziehen von gesamtgesellschaftlichen Kosten bei Fleisch- und Milchprodukten aus, 41% sind dafür. Dazu zählen z.B. die Behandlungskosten bei Erkrankungen, die durch verarbeitete tierische Produkte bedingt werden oder der Biodiversitätsverlust durch intensivierte Tierhaltung. Das bedeutet, dass bei Einbezug dieser Kosten Fleisch deutlich teurer werden sollte.

Bildung und Informationsumgebung, Werbeverbot

Maßnahmen zur Förderung von Wissen im Bereich Nachhaltigkeit, Klimaschutz und Gesundheit stimmen ca. 60-70% zu (z.B. mehr Gesundheitsbildung für Gesundheitsberufe, Gesundheit und Nachhaltigkeit als Schulfach, Tierwohllabel). Einem verpflichtenden Label, das Auskunft über die Tierhaltung gibt, stimmen 73% zu; einem Label, das die umweltschädlichen Emissionen abbildet, stimmen 61 % zu. Ein Verbot von Werbung für ungesunde Lebensmittel, die an Kinder gerichtet ist, befürworten 61%.

Veränderungen in der Landwirtschaft

Maßnahmen zum Umbau der Landwirtschaft werden von ca. zwei Dritteln der Befragten befürwortet. Die Reduktion von Nutztieren wird jedoch nur von der Hälfte der Befragten befürwortet.

Angebot und Verwertung von Lebensmitteln

Maßnahmen zur Reduktion von Lebensmittelverschwendung werden stark befürwortet (um 80%). Ein verbessertes Angebot von regionalem und saisonalem Obst und Gemüse wird stärker befürwortet (74%) als ein verstärktes Angebot von Fleischalternativen (50%).

Verpflichtende Mindeststandards

Verpflichtende Mindeststandards für gesunde Ernährung werden etwas mehr befürwortet (um 70%) als Mindeststandards für klimafreundliche Ernährung (um 60%). Besonders für Kliniken und Gemeinschaftseinrichtungen für Kinder und Jugendliche sollten solche Standards gelten, die Befürwortung für Betriebe ist etwas geringer. Von der Deutschen Gesellschaft für Ernährung hatte über die Hälfte der Befragten noch nie gehört; 11% kannten von der DGE zertifizierte Angebote.

Besteuerung von pflanzlichen und tierischen Lebensmitteln

In einem Experiment wurde untersucht, wie sich eine Senkung der Mehrwertsteuer für pflanzliche Produkte (von aktuell 7% auf 0%) und eine Erhöhung der Mehrwertsteuer für tierische Produkte wie Fleisch, Milch etc. (von aktuell 7% auf 19%) auf die Akzeptanz und den vermuteten Konsum auswirken könnte. Verglichen wurden diese Veränderungen mit dem Status quo (alles bleibt bei 7%) und der Kombination (Senkung und Anhebung). Dabei hat jede*r Befragte nur eine Variante bewertet. Die größte Akzeptanz findet die alleinige Absenkung der Mehrwertsteuer für pflanzliche Nahrungsmittel. Die Akzeptanz für eine Erhöhung der Mehrwertsteuer für tierische Produkte ist etwas höher, wenn gleichzeitig die Mehrwertsteuer für pflanzliche Produkte gesenkt wird. Für den eigenen Konsum tierischer Produkte erwarten die Befragten eine Verringerung durch die höhere Besteuerung; ebenso mehr Konsum pflanzlicher Produkte durch eine Senkung der Mehrwertsteuer für pflanzenbasierte Nahrungsmittel. Wechselwirkungen der Kombination von Erhöhung und Senkung sollten weiter untersucht werden.

Limitationen

Einschränkend ist zu sagen, dass Einschätzungen von Effekten bestimmter Maßnahmen (wie z.B. der erwartete Konsum unter veränderten Mehrwertsteuer-Sätzen, der Wirkung von Labels über das Tierwohl oder Emissionen) nur Tendenzen abbilden können; tatsächliche Verhaltensbeobachtungen sind für mehr Aussagekraft notwendig.