Alles auf einen Blick — Erhebung vom 14./15.03.2023
Eine Zusammenstellung der wichtigsten Befunde mit Abbildungen und Empfehlungen finden Sie im aktuellen Foliensatz.
Foliensatz herunterladenAusführlichere Analysen zu der Welle finden Sie unter der PACE Übersichtsseite
Die PACE Befragung (Welle 14: 14./15.03.23, n = 953) basiert auf einer deutschlandweiten, nicht- probabilistischen Online-Quotenstichprobe, die die erwachsene Allgemeinbevölkerung zwischen 18 und 74 Jahren für die Merkmale Alter x Geschlecht und Bundesland abbildet. Fragebögen können hier eingesehen werden.
Zusammenfassung und Interpretation:
Interpretation: Alles in allem zeigt sich, dass zwar einige Maßnahmen von vielen Personen befürwortet werden und für effektiv befunden werden, jedoch auch bei vielen Maßnahmen Zweifel bezüglicher der Effektivität bestehen. Dies sind besonders aktuell stark diskutierte Maßnahmen und solche, die das Individuum direkt zunächst negativ betreffen. Eigenes Klimaschutzverhalten wird von vielen als effektiver bewertet als politische Maßnahmen. Die Effektivität von Maßnahmen zu kommunizieren ist wichtig, aber auch nicht hinreichend, wie das hier durchgeführte Experiment zum Tempolimit zeigt. Häufig mangelt es auch an Selbstwirksamkeit, also der Erfahrung, dass klimafreundliches Verhalten einfach ist. Aus früheren Befragungen wissen wir, dass ca. 70% von der Politik erwarten, dass ressort- und parteiübergreifend daran gearbeitet wird, klimafreundliches Verhalten für das Individuum einfacher zu machen. Überlegungen sollten angestrengt werden, wie die Personen, die sich engagieren möchten, unterstützt werden können, um so auch die soziale Norm sichtbarer zu machen („Klimaschutz ist mehrheitsfähig, jede*r kann dazu beitragen und viele tun es auch“).
Zielgruppen-Analyse: Ab sofort steht hier ein interaktiver Explorer zur Verfügung, mit dem Verläufe über die Zeit oder Unterschiede zwischen Gruppen selbst exploriert werden können. So können zum Beispiel Zielgruppen für Kommunikationsmaßnahmen identifiziert und besser verstanden werden.
Befunde: Personen haben eine höhere Handlungsbereitschaft, wenn sie aktuell diskutierte Maßnahmen als effektiv einschätzen und größere Gesundheitsrisiken durch den Klimawandel wahrnehmen. Wer es einfach findet, sich klimafreundlich zu verhalten, mehr Wissen über Umwelt und Klimawandel besitzt oder mehr Vertrauen in Institutionen hat, ist ebenfalls eher handlungsbereit. Wer wahrnimmt, dass sich andere für den Klimaschutz engagieren und/oder es von einem erwarten, ist ebenfalls eher handlungsbereit. Die Handlungsbereitschaft und die berichteten Zusammenhänge sind über die Zeitpunkte hinweg stabil. Auf der Webseite werden alle Einflussfaktoren genauer betrachtet. Hier folgt ein Fokus auf Selbstwirksamkeit, eingeschätzte Effektivität von Klimaschutzmaßnahmen und die soziale Norm, die alle drei in dieser Welle anders als zuvor erfasst wurden:
Selbstwirksamkeit
Klimaschützende Verhaltensweisen werden als unterschiedlich einfach eingeschätzt: Die Mehrheit der befragten Personen findet es leicht, auf private Flugreisen zu verzichten und nur Dinge zu kaufen, die sie absolut benötigen. Deutlich schwerer fällt es den Teilnehmenden auf Fleisch zu verzichten (ca. 40%) und fast zwei Drittel geben an, Schwierigkeiten zu haben, im Winter nicht über 17°C zu heizen oder auf Milch und Eiprodukte zu verzichten.
Effektivität von Maßnahmen
Die Mehrheit hält eigenes klimafreundliches Handeln für wirksam, jedoch nicht die derzeitigen politischen Maßnahmen zum Klimaschutz. Auch potenzielle künftige Maßnahmen, die aktuell stark diskutiert werden, halten nur unter 50% Befragten für wirksam (Kohleausstieg bis 2030, Förderung pflanzenbasierter Ernährung, kein Einbau von Öl- und Gasheizungen, keine Zulassung von Verbrennern). Die eingeschätzte Effektivität hängt von allen Faktoren am stärksten mit der Handlungsbereitschaft zusammen.
Soziale Norm
Über die Hälfte der Befragten nimmt keine Erwartung anderer wahr, dass man selbst auf Fleisch oder Milch- und Eierprodukte verzichten soll. Ein solcher Verzicht wird bei anderen nur von knapp der Hälfte der Befragten beobachtet. Stärkere Erwartungen bestehen beim Verzicht auf Flugreisen oder überflüssigen Konsum. Wenn Verhaltensweisen bei anderen beobachtet werden, wird auch eher angenommen, dass die anderen dieses Verhalten von einem selbst erwarten.
Befunde: Aktuell wird viel darüber diskutiert, ob Deutschland ein Tempolimit auf Autobahnen einführen sollte. Diese Diskussion dreht sich unter anderem um die Frage, wie viel CO2 tatsächlich eingespart werden könnte, wenn eine solche Maßnahme umgesetzt würde. In einem Experiment wurde untersucht, ob die Präsentation der Ergebnisse der neuen Berechnung des Umweltbundesamts (UBA) einen Einfluss auf die Befürwortung eines Tempolimits von 120 km/h auf Autobahnen hat. Die Studie hatte gezeigt, dass durch ein solches Tempolimit deutlich mehr CO2 gespart werden kann als zuvor gedacht. 53% der Befragten hatten noch nichts von der erwähnten UBA Studie gehört. Wer noch nicht davon gehört hatte, schätzte das Tempolimit nach der Information über die neuen Ergebnisse als etwas wirksamer ein und stimmte ihm auch eher zu als Personen, die diese Informationen nicht erhalten hatten. Jedoch sind die Effekte klein – relevanter für die Bewertung war das eigene bereits gezeigte Klimaschutzverhalten, also ein Indikator für generelle Handlungsbereitschaft.
Befunde: Die Befragten erhielten eine Beschreibung kürzlicher Aktionen zweier Klima-Aktivismus Gruppen: Fridays for Future (globaler Klimastreik) und Letzte Generation (schwarze Farbe auf Denkmal). Abgefragt wurde die Radikalität und Unterstützung der Aktionen. Fridays for Future wurde als deutlich weniger radikal bewertet und mehr unterstützt als die Letzte Generation. Häufig wird diskutiert, ob radikale Aktionen der Akzeptanz moderater Gruppen schaden oder eher dienlich sind. Diese Frage wurde daher in einem Experiment untersucht. Die Ergebnisse zeigen: Wer zuerst einen Text über die Aktion der Letzten Generation gesehen hatte, bewertete danach Fridays for Future etwas weniger radikal und unterstützte ihre Aktion etwas mehr als die, die direkt Fridays for Future bewertet haben. Man bezeichnet dies auch als den Effekt der radikalen Flanke – moderate Gruppierungen können also durch radikale Flanken profitieren. Jedoch sind die Effekte klein – relevanter für die Bewertung und Unterstützung der Gruppen war die eigene Handlungsbereitschaft.