Alles auf einen Blick — Erhebung vom 19./20.09.2023

Eine Zusammenstellung der wichtigsten Befunde mit Abbildungen und Empfehlungen finden Sie im aktuellen Foliensatz.

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Ausführlichere Analysen zu finden Sie unter der PACE Themenseite

Methodische Hinweise

Die PACE Befragung (Welle 18: 19./20.09.23, n = 1003) basiert auf einer deutschlandweiten, nicht-probabilistischen Online-Quotenstichprobe, die die erwachsene Allgemeinbevölkerung zwischen 18 und 74 Jahren für die Merkmale Alter x Geschlecht und Bundesland abbildet. Fragebögen können hier eingesehen werden.

Zusammenfassung und Interpretation

Die Zustimmung zu Maßnahmen, die viel in der Diskussion sind, verändert sich kaum; jedoch ist die Zustimmung zum Verbot von Öl- und Gasheizungen und der Ausbau der erneuerbaren Energien im Vergleich zu vor einem Jahr leicht gesunken. Über neue Technologien wie Kohlenstoffabscheidung und -speicherung gibt es generell wenig Wissen. Nach einer inhaltlichen Aufklärung befürworteten knapp 40% diese Technologie, je ein Drittel war dagegen oder unentschlossen. Generell zeigt sich auch in dieser Studie eine gewisse Polarisierung – während zwar ein Drittel für weniger Klimaschutzmaßnehmen ist, scheint die Hälfte erreichbar – für sie ist Klimaschutz genau richtig oder zu wenig ausgeprägt; dem Rest ist Klimaschutz egal. Wem weniger Klimaschutz wichtig ist, der fürchtet eher, bei gesellschaftlichen Veränderungen auf der Verliererseite zu stehen und misstraut eher der Politik. Klima-Angst wurde in dieser Welle ebenfalls erhoben; es zeigt sich kein „lähmender“ Effekt von Angst– generell ist der Anteil von Personen mit sehr hohen Ausprägungen gering; es gibt keine Zusammenhänge mit Handlungsbereitschaft, allein Partizipation und Klima-Angst hängen zusammen: wer mehr Angst hat, beteiligt sich stärker politisch für mehr Klimaschutz.

Ergebnisse im Einzelnen

Handlungsbereitschaft und was sie beeinflusst

Personen hatten eine höhere Handlungsbereitschaft, wenn sie aktuell diskutierte Maßnahmen als effektiv einschätzen und größere Gesundheitsrisiken durch den Klimawandel wahrnahmen. Wer es einfach fand, sich klimafreundlich zu verhalten, mehr Wissen über Umwelt und Klimawandel besaß oder mehr Vertrauen in Institutionen hatte, ist ebenfalls eher handlungsbereit. Wer wahrnahm, dass sich andere für den Klimaschutz engagieren und/oder es von einem erwarten, war ebenfalls eher handlungsbereit. Die Handlungsbereitschaft und die berichteten Zusammenhänge sind über die Zeitpunkte hinweg stabil.

Zielgruppen-Analyse

Insgesamt waren die Unterschiede nach Demografie sehr klein und verloren an Bedeutsamkeit, wenn man statistisch für die psychologischen Variablen (siehe Punkt 1) kontrollierte. Personen mit einer eher niedrigen Handlungsbereitschaft waren tendenziell jünger, männlich, hatten eine kürzere Schulbildung oder befanden sich in kleineren Städten oder Gemeinden. Auch die Parteipräferenz spielte eine Rolle.

Hier steht ein interaktiver Explorer zur Verfügung, mit dem Verläufe über die Zeit oder Unterschiede zwischen Gruppen selbst untersucht werden können. So können zum Beispiel Zielgruppen für Kommunikationsmaßnahmen identifiziert und besser verstanden werden.

Hitze und Extremwetter im Sommer und Risikowahrnehmung

Im Sommer war das Thema Hitzeschutz medial präsent; außerdem, gab es mehrere Extremwetterereignisse (z.B. Überschwemmungen), die medial mit dem Klimawandel in Zusammenhang gebracht wurden. Über alle Befragten hinweg gibt es keine deutlichen Veränderungen in der Risikowahrnehmung, was Hitze- und Extremwetterereignisse angeht. Wer angab, sich häufig über den Klimawandel zu informieren, nimmt eher Risiken wahr (mittlerer Zusammenhang). Auch dieser Zusammenhang ist zeitlich stabil.

Polarisierung

Teilnehmende lassen sich auf Basis ihrer Einstellung zur aktuellen Klimapolitik der Bundesregierung in 4 Gruppen einteilen: Für 19% der Befragten war die aktuelle Klimapolitik genau richtig, für 34% ging sie nicht weit genug, für 35% ging sie zu weit und 12% war es egal. Über die Hälfte der Befragten findet also den aktuellen Klimaschutz richtig oder als noch nicht ausreichend. Je ein Drittel derer Personen, denen die Klimapolitik zu weit oder nicht weit genug geht, identifiziert sich stark mit dieser Einstellung. Frühere Forschung zeigt, dass Personen mit hoher Identifikation besonders zu diskriminierendem Verhalten anderer Gruppen neigen (https://psyarxiv.com/tmnpv). Starke Identifikation hängt auch mit der Handlungsbereitschaft zusammen: Für Personen, denen die Klimapolitik nicht weit genug geht oder Personen, welche die Klimapolitik genau richtig finden, hängt eine stärkere Identifikation mit höherer Handlungsbereitschaft zusammen. Für Personen, denen die Klimapolitik zu weit geht oder egal ist, hängt eine stärkere Identifikation mit einer geringeren Handlungsbereitschaft zusammen. Wer die Klimapolitik ablehnt, hat höhere Sorgen als alle anderen Gruppen, durch gesellschaftliche Entwicklungen mehr auf der Verliererseite zu stehen; denkt eher, dass es Zeit ist, Widerstand gegen die aktuelle Politik zu zeigen; und will eher, dass die Bevölkerung und nicht Politiker Entscheidungen treffen.

Maßnahmen in der Diskussion

Im letzten Jahr ist die Zustimmung zum Verbot von Ölheizungen ab 2026 und Gasheizungen ab 2028 und zum Ausbau der erneuerbaren Energien auf 2% der Fläche je Bundesland signifikant gesunken. Bei den übrigen abgefragten Maßnahmen (Tempolimit von 130, Kohleausstieg 2030 statt 2038 und Verbot von Verbrennern in Neuzulassungen ab 2030) zeigen sich keine deutlichen Veränderungen. Hinweis: Hierbei handelt es sich nicht zwingend um aktuelle konkrete politische Regelungen, sondern die Vorschläge des Bürgerrats 2021, deren Akzeptanz seit Beginn der Studie abgefragt wird.

Klima-Angst

Mittels zweier Messinstrumente wurde das Ausmaß von Klima-Angst erfasst. Ca. 25% der Befragten berichteten, dass Gedanken über den Klimawandel zu Schlaf- oder Konzentrationsschwierigkeiten führen, bis zu 20% berichteten von funktionelle Einschränkungen (Teilnahme an Arbeits- oder sozialem Leben; CAS, Wullenkord et al., 2021). Im Schnitt gaben 10-12% der Befragten an, an mehr als der Hälfte der Tage in den vergangenen zwei Wochen durch Ängste in Bezug auf den Klimawandel und andere globale Umweltbedingungen beeinträchtigt gewesen zu sein (affektive Symptome, übermäßiges Grübeln oder Verhaltenssymptome, HEAS, Heinzel et al., 2023). Menschen mit eher höheren Werten auf den Skalen waren tendenziell männlich, hatten eine längere Schulbildung und sind im Alter eher zwischen 18-29 Jahren als älter. Dieses Muster zeigt sich bei beiden Skalen. Personen mit höherer Klima-Angst zeigen eine deutlich höhere politische Partizipation (Korrelation r = .70); mit Handlungsbereitschaft allgemein, individuellem Verhalten oder Akzeptanz der Maßnahmen hängt Klima-Angst nicht zusammen. Dass also hohe Klimaangst handlungsunfähig macht, was gelegentlich diskutiert wird, kann hier nicht gezeigt werden. Inwieweit diese Werte klinische Bedeutsamkeit haben, wird aktuell unter Expert*innen aktuell noch diskutiert.

Kohlenstoffabscheidung und –speicherung (Carbon Capture and Storage, CCS)

Eine Möglichkeit zur Reduktion von CO2 ist die Kohlenstoffabscheidung und -speicherung oder kurz CCS (Carbon Capture and Storage). Dabei wird CO2 aufgefangen und im Boden gespeichert. CCS wird momentan nur in kleinem Maßstab genutzt und kann nur eine Ergänzung sein, da die Vermeidung von CO2-Emissionen und der Umstieg auf erneuerbare Energien Priorität hat. 65% der Befragten hatten vor dieser Befragung noch nie etwas von dieser Technologie gehört. Das Wissen über CCS war entsprechend gering. Im Schnitt wurden 4 von 8 Fragen korrekt beantwortet. Nachdem Wissen über die Technologie anhand der richtigen Antworten vermittelt wurde, stimmten 40% eher oder sehr für eine Anwendung in Deutschland und je 30% waren dagegen oder unentschieden. Hinweis: In Kooperation mit Melanie Dunger (inhaltlich verantwortlich), Universität Bremen.