1 Erwartungen an Regierungen und Parteien

Verschiedene Parteien und Regierungen setzen sich unterschiedlich stark für Klimaschutz ein. Hier interessiert uns, wie das Engagement für Klimaschutz der Partei eingeschätzt wird, die man am ehesten wählen würde.

Außerdem interessierte uns die Erwartung an diese Partei: Sollte sie sich mehr oder weniger für Klimaschutz einsetzen, als sie es jetzt tut?

Datenerhebung: 22.10.24

Die Befragten gaben an, wie sehr sich die von ihnen bei der Sonntagsfrage bevorzugte Partei ihrer Meinung nach bereits jetzt für Klimaschutz einsetzt (Leistung) und wie sehr sich ihre bevorzugte Partei dafür einsetzen sollte (Erwartung).

Wähler*innen der Grünen nahmen am meisten Engagement beim Klimaschutz wahr, gefolgt von SPD und LINKE; danach folgten auf niedrigeren und ähnlichem Niveau CDU/CSU, FDP und BSW; AfD Wähler nahmen am wenigsten Klimaschutz bei ihrer Partei wahr.

Außer bei Personen, die die AfD wählen würden, zeigt sich was die Erwartung an Klimaschutz angeht über alle anderen Parteien hinweg dasselbe Bild: Die Befragten wünschten sich signifikant mehr Klimaschutz von der Partei, die sie wählen würden, als sie aktuell wahrnehmen — wie die folgende Abbildung zeigt.

Das heißt, für alle außer die potenziellen AfD Wähler*innen gab es in puncto Klimaschutz eine deutliche Lücke zwischen der Erwartung an die Partei und der erbrachten Leistung (Erwartungs-Leistungs-Lücke).

Diese Lücke sieht man nochmal deutlicher in der folgenden Abbildung (Differenzwert; positive Werte bedeuten, dass die Erwartung höher ist als die Leistung; der tendenziell negative Wert der AfD bedeutet, dass sich die Wähler*innen eher weniger Klimaschutz wünschen, als sie aktuell wahrnehmen).

Ein bedeutender Anteil an potenziellen Wähler*innen erwartet von der bevorzugten Partei mehr Klimaschutz—bei Anhängern wirtschaftsliberaler Parteien (CDU/CSU/FDP) erwarten 42% der Befragten mehr Klimaschutz als sie aktuell umgesetzt sehen, bei Parteien, die als staatsinterventionistisch einzuordnen sind (SPD/Grüne/Linke), sind es 45%.

Im Januar 2025 fragten wir Erwartungen an die damals amtierende Ampel und die zukünftige (noch unbekannte) Regierung in puncto Klimaschutz ab. Auch hier zeigte sich eine ähnliche Lücke: Viele Befragte wünschten sich mehr Klimaschutz sowohl durch die Ampel als auch durch eine zukünftige Regierung.

Dieser Wunsch steigert sich noch etwas im Hinblick auf die zukünftige Regierung:

2 Einzelne Klimaschutzmaßnahmen

In der Studie wurden auch 17 Klimaschutzmaßnahmen (z.B. “Auf Autobahnen soll ein Tempolimit (130 km/h) eingeführt werden”) und generelle Leitsätze für Klimapolitik bewertet (z.B. “Die Klimawende muss generationengerecht sein”). Höhere Werte drücken eine höhere Zustimmung aus. Generell zeigt sich, dass die Zustimmung zu Maßnahmen bei Anhänger*innen von SPD/Grüne/LINKE höher ist als bei solchen von CDU/CSU/FDP.

Uns hat interessiert, wie stark der Wunsch nach mehr Klimaschutz mit der Unterstützung für einzelne Klimaschutzmaßnahmen zusammenhängt. Diesen Zusammenhang haben wir getrennt für wirtschaftsliberale Parteien (CDU/CSU, FDP) und staatsinterventionistische Parteien betrachtet (SPD, Grüne, LINKE). AfD und BSW werden hier nicht betrachtet. Da Anhänger*innen staatsinterventionistischer Parteien ohnehin Klimaschutzmaßnahmen mehr zustimmen, interessierte uns vor allem, welchen Maßnahmen Personen aus dem wirtschaftsliberalen Spektrum, die von ihrer Partei mehr Klimaschutz erwarten, eher zustimmen. Dafür wurde der korrelative Zusammenhang der Erwartungs-Leistungs-Lücke und der Zustimmung zu den Klimaschutz-Maßnahmen berechnet.

Dabei kristallisierten sich 7 Maßnahmen heraus (grün markierte Maßnahmen in der Abbildung oben), die sich alle im Bereich der Wirtschaft und Energie verorten lassen. Das heißt also: Anhänger*innen wirtschaftliberaler Parteien, die sich mehr Klimaschutz von ihren Parteien wünschen, stimmen auch eher Maßnahmen zu, die eine klimaneutrale Ausrichtung der Wirtschaft betreffen, die energetische Sanierung öffentlicher Gebäude in der nächsten Dekade, sie befürworten eher einen vorgezogenen Kohleausstieg, Subventionen für umweltfreundliche Technologien, eine Preislenkung zugunsten klimafreundlicher und gesunder Lebensmittel, die gezielte Verbilligung erneuerbarer im Vergleich zu fossilen Energieträgern sowie eine Verteuerung von Flugtickets, um deren tatsächliche Klimakosten abzubilden.

Die Abbildung oben zeigt, dass es durchaus Maßnahmen gibt, die im Mittel in der Gruppe der Anhänger*innen von wirtschaftsliberalen Parteien noch größeren Zuspruch finden; jedoch sind diese genannten Maßnahmen besonders anschlussfähig, um dem Wunsch nach mehr Klimaschutz durch wirtschaftsliberale Parteien nachzukommen.