Alles auf einen Blick — Erhebung vom 12./13.01.2021
Eine Zusammenstellung der wichtigsten Befunde mit Abbildungen und Empfehlungen finden Sie im aktuellen Foliensatz.
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Auf der Basis der aktuellen Ergebnisse der zwei-wöchentlichen COSMO Befragung (Welle 33, 12.01.21 & 13.01.21, 1014 Befragte, deutschlandweite nicht-probabilistische Quotenstichprobe, die die erwachsene Allgemeinbevölkerung für die Merkmale Alter x Geschlecht und Bundesland abbildet) leitet das COSMO Konsortium folgende Empfehlungen zur weiteren Gestaltung der COVID-19 Lage in Deutschland ab.
Befunde: Das für Verhalten relevante affektive (gefühlte) Risiko ist seit Beginn des harten Shutdowns stabil auf erhöhtem Niveau. Von der Virus-Mutation haben fast alle Befragten gehört; wer um die höhere Transmissionseffizienz weiß, nimmt auch eine etwas höhere Ansteckungswahrscheinlichkeit und ein höheres affektives Risiko wahr und befürwortet eher striktere Maßnahmen (schwacher Zusammenhang). AHA-AL Verhaltensweisen sind weiter gut bekannt und werden von über 90% (Masketragen, Abstandhalten) bzw. über 80% (Händewaschen, Lüften) ergriffen. Die App wird weiterhin nur von der Hälfte der Befragten als effektiv eingeschätzt und auch nur von ca. der Hälfte genutzt. Wer nicht weiß, dass COVID-19 auch über Aerosole übertragen wird, zeigt insgesamt weniger Schutzverhalten; nur knapp 70% haben dieses Wissen. Aus den Befragungen der Vorwochen wissen wir, dass bei Treffen mit nahestehenden Personen weniger Schutzverhalten gezeigt wird: höhere Verbundenheit zu Anderen führt zu weniger Abstand oder Masketragen. Die Pandemiemüdigkeit („Ich bin es leid, von COVID19 zu hören, mich einzuschränken, usw.“) ist gestiegen; wer eher pandemiemüde ist schützt sich und andere weniger. Wer unter 30 ist oder die Maßnahmen ablehnt verzichtet seltener bewusst auf Kontakte. 15% geben an, nur manchmal, selten oder nie die Kontaktbeschränkung (max. 1 Person aus einem anderen Haushalt) eingehalten zu haben.
Empfehlungen: Die folgenden Inhalte sind verhaltensrelevant und sollten stärker kommuniziert werden:
Befunde: Der Anteil derer, die die Maßnahmen übertrieben finden, liegt aktuell bei 26% und ist leicht gestiegen (Jahresende 2020: 22%). Reaktanz (Ärger durch die Maßnahmen) ist deutlich von 24% auf 32% gestiegen. Vertrauen in die Regierung sinkt im Trend seit Beginn der Pandemie, im Vergleich zum Jahresende 2020 gibt es einen deutlichen Rückgang: 40% vertrauen der Regierung, am Jahresende waren es 48%; dies sind die niedrigsten Werte seit Erhebungsbeginn im März 2020. Derselbe sinkende Trend ist für Vertrauen in alle staatlichen Institutionen des Krisenmanagements beobachtbar. Zustimmung zur Einschränkung von Freiheitsrechten war im Dezember deutlich gestiegen; die Zustimmung zu restriktiven Maßnahmen (inkl. Schließung von Gemeinschaftseinrichtungen) liegt auf mittlerem Niveau und ist seit Mitte Dezember relativ stabil.
Befunde: Die Zustimmung zur Aufrechterhaltung der Schließungen variiert je nach Einrichtung zwischen 43% (Krippen und Kitas) und 56% (Universitäten). Mit Ausnahme der Hochschulen sprechen sich mindestens ein Drittel der Befragten für ein Ende der Schließungen aus, besonders Krippen und Kitas (41%) und Förder- und Sonderschulen (39%) sollten nicht weiter geschlossen bleiben. Personen mit Kindern in Kindertagesstätten und Grundschulen stimmen der Aufrechterhaltung der Schließung dieser Einrichtungen weniger zu als Personen, die keine Kinder im entsprechenden Alter haben.
Befunde: 75% berichten, wenigstens gelegentlich im homeoffice zu arbeiten. 25% berichten, nie im homeoffice und ausschließlich beim Arbeitgeber zu sein (obwohl es in ihrem Beruf prinzipiell möglich wäre). 45% geben an, ihr Beruf eigne sich nicht für homeoffice. 16% wünschen sich mehr Arbeit im Homeoffice, davon arbeiten fast 90% überwiegend oder immer beim Arbeitgeber. 8% wünschen sich weniger oder kein homeoffice, 10% davon sind überwiegend im homeoffice oder zu gleichen Teilen beim Arbeitgeber und im homeoffice. Nie oder gelegentlich im Homeoffice zu sein führt zu deutlich mehr Kontakten mit anderen Personen als dauerhafte Homeoffice Lösungen. Wer teilweise ins Büro geht, scheint v.a. auch zu größeren Treffen mit vielen Personen zu kommen. Entsprechend schätzen Personen, die gelegentlich oder immer im homeoffice sind, ihre generelle Ansteckungswahrscheinlichkeit als geringer ein als Personen, die selten oder nie im homeoffice sind. Die Angst vor Ansteckung im Arbeitskontext ist deutlich geringer für Personen im homeoffice. Wer im homeoffice arbeitet, hat höheres Vertrauen in den Arbeitgeber, dass er mit der Krise gut und richtig umgeht und hat auch höheres Vertrauen in die Regierung. Wer mehr im homeoffice arbeiten möchte (aber nicht darf), vertraut dem Arbeitgeber weniger.
Befunde: 55% finden es (eher) schlecht, dass die neuen Regelungen in ihrem Bundesland von den anderen abweichen. In manchen Ländern gibt es zur Regelung der COVID-19 Beschränkungen einen Stufenplan. Dieser soll den Umgang mit der COVID-19-Pandemie transparenter machen, um mittelfristig planbare Regelungen statt ad-hoc Regeln festzulegen. Je nach Infektionsgeschehen und aktuellem Risiko wird die Stufe angepasst und regelt Kontaktbeschränkungen, Sportveranstaltungen, Schulen oder Reisen. Die Regeln gelten zunächst für das ganze Land; je nachdem, wie die Risikoeinschätzung sich pro Bundesland oder Landkreis verändert, wird dann die geltende Stufe angepasst. 79% fänden eine längerfristige Lösung sinnvoll; 74% fänden ein deutschlandweit einheitliches Vorgehen wünschenswert. 58% fänden es gut, wenn in Deutschland ein Stufenplan eingeführt werden würde, 24% sind unentschlossen, 18% lehnen es ab. Durch einen Stufenplan erhoffen sich die meisten Befragten, dass die Corona-Regeln vereinfacht werden. Die Zustimmung zur Einführung eines Stufenplans unterscheidet sich nicht zwischen Personen, die wissen, welche Regelungen für sie gelten und solchen, die dies nicht wissen.
Befunde: Insgesamt 55% empfinden ihre persönliche Situation momentan als belastend. Das Belastungsempfinden ist seit Anfang September in allen Altersgruppen gestiegen, über Weihnachten etwas gesunken und nun wieder gestiegen. Insbesondere Jüngere unter 30 Jahren sind besonders belastet (64%, Höchststand seit März 2020), angespannt, ängstlich und einsam. Wer besonders belastet ist findet auch eher die Maßnahmen übertrieben. Individuelle wirtschaftliche Sorgen (z.B. Verlust des Arbeitsplatzes) sind insgesamt stabil gering bis mittel ausgeprägt; gesundheitliche Sorgen (selbst erkranken, jemanden verlieren den man liebt) sind höher. Sorgen um Gesellschaft und Wirtschaftssystem sind nach wie vor stabil hoch. Maßnahmen-Ablehner haben eher individuelle wirtschaftliche und gesellschaftsbezogene Sorgen; Maßnahmenbefürworter haben eher weniger finanzielle Sorgen, aber mehr gesundheitliche Sorgen. Alleinwohnende zeigen höhere Einsamkeit und weniger Hoffnung für die Zukunft.
Empfehlungen:
Befunde: 56% würden sich (eher) gegen COVID-19 impfen lassen. Damit ist die Impfbereitschaft seit Anfang Dezember deutlich gestiegen (48%). Gestiegen ist auch das Vertrauen in die Sicherheit von Impfungen; dies pendelt sich auf einem erhöhten Niveau ein und ist nach wie vor der wichtigste Einflussfaktor auf die Impfbereitschaft. Die Impfbereitschaft ist auch bei medizinischem Personal auf leicht erhöhtem Niveau (im Vergleich zu Dezember) stabil. Die Impfbereitschaft gegen COVID-19 ist höher für Personen, die: Vertrauen in die Sicherheit der Impfung haben, sich nicht auf die Impfung anderer verlassen wollen, älter und männlich sind. Die Impfbereitschaft gegen COVID-19 ist geringer für Personen, die: COVID-19 für nicht bedrohlich und die Impfung für überflüssig halten, Nutzen und Risiken der Impfung abwägen wollen. Personen, die die COVID-19 Schutzmaßnahmen generell für übertrieben halten, haben auch eine geringere Impfbereitschaft. Eine Impfpflicht wird weiter deutlich abgelehnt; auch Privilegien für Personen mit bestätigter Corona-Immunität sind weiterhin nicht gut akzeptiert; jedoch steigt die Zustimmung hier leicht (von 22% auf 27%). Die #Ärmelhoch Kampagne hatten 45% bereits gesehen; dies hat neben den oben genannten relevanten Einflussfaktoren keinen zusätzlichen Einfluss auf die Impfbereitschaft. Als offene Fragen und Hindernisse wurden in einer Sonderbefragung in Thüringen (N = 819, KW1) am häufigsten Fragen zu Neben- und Langzeitwirkungen sowie Fragen zur Priorisierung und Organisation genannt.
Empfehlungen: