Alles auf einen Blick — Erhebung vom 26./27.01.2021

Eine Zusammenstellung der wichtigsten Befunde mit Abbildungen und Empfehlungen finden Sie im aktuellen Foliensatz.

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Kurzzusammenfassung

Auf der Basis der aktuellen Ergebnisse der zwei-wöchentlichen COSMO Befragung (Welle 34, 26.01.21 & 27.01.21, 1001 Befragte, deutschlandweite nicht-probabilistische Quotenstichprobe, die die erwachsene Allgemeinbevölkerung für die Merkmale Alter x Geschlecht und Bundesland abbildet) leitet das COSMO Konsortium folgende Empfehlungen zur weiteren Gestaltung der COVID-19 Lage in Deutschland ab.

Mutation, Pandemiemüdigkeit, Schutzverhalten

Befunde: Von der Virus-Mutation haben fast alle Befragten gehört; wer weiß, dass die Mutation ansteckender ist, denkt auch, er wird sich eher anstecken, fühlt sich bedrohter und befürwortet eher striktere Maßnahmen – hier besteht aber nur ein schwacher Zusammenhang. Personen in Regionen mit hohen Inzidenzwerten nehmen kein höheres Risiko wahr als Personen in Bereichen mit niedrigen Inzidenzwerten. Sie lehnen jedoch Maßnahmen tendenziell eher ab und ärgern sich stärker über die Maßnahmen. Wer nicht weiß, dass COVID-19 auch über Aerosole übertragen wird, zeigt insgesamt weniger Schutzverhalten; nur knapp 70% haben dieses Wissen. Die Pandemiemüdigkeit ist seit Beginn des 2. Lockdowns gestiegen; wer eher pandemiemüde ist, schützt sich und andere weniger und denkt, eher, dass die Fälle noch weiter steigen. Freiwilliges Verhalten wird im 2. Lockdown seltener gezeigt als im ersten Lockdown, besonders auch von jüngeren Menschen unter 30. Wer unter 30 ist oder die Maßnahmen ablehnt, verzichtet seltener bewusst auf Kontakte. Jüngere unter 30 nutzen auch deutlich seltener die CoronaWarn App, obwohl sie mobiler sind und weniger ihre Kontakte reduzieren. Insgesamt geben 15% an, nur manchmal, selten oder nie die Kontaktbeschränkung (max. 1 Person aus einem anderen Haushalt) eingehalten zu haben.

Fazit & Empfehlungen: Die aktuellen Maßnahmen müssen kompensieren, was im ersten Lockdown an zusätzlichen freiwilligen Maßnahmen ergriffen wurde und jetzt zur effektiven Eindämmung fehlt bei einem gleichzeitig immer komplexer und uneinheitlicher werdenden Regelwerk. Regeln sollten einfach und einheitlich sein, Strukturen das gewünschte Verhalten erleichtern. Maßnahmen sollten eine Begründung mitliefern, da diese das Verhalten positiv unterstützen kann. Die folgenden Inhalte sind verhaltensrelevant und sollten stärker kommuniziert werden:

Vertrauen in die Regierung

Befunde: Der Anteil derer, die die Maßnahmen übertrieben finden, liegt aktuell bei 27% und ist leicht gestiegen (Jahresende 2020: 22%). Auch der Ärger über die Maßnahmen hat zugenommen. Vertrauen in die Regierung sinkt im Trend seit Beginn der Pandemie: 41% vertrauen der Regierung, am Jahresende waren es 48%, im April 2020 noch 58%. Besonders relevant: das Vertrauen sinkt besonders unter den Personen, die die Maßnahmen befürworten.

Fazit & Empfehlungen:

Motivation im Lockdown, langfristiger Stufenplan und No COVID

Befunde: Aus vorherigen Befragungen (Welle 33) wissen wird, dass 79% eine längerfristige Lösung sinnvoll fänden; 74% fänden ein deutschlandweit einheitliches Vorgehen wünschenswert. 58% fänden es gut, wenn in Deutschland ein Stufenplan eingeführt werden würde. In dieser Welle wurde die aktuelle Strategie (Lockerungen voraussichtlich ab dem 14.02.21) verglichen mit Lockerungen, wenn eine Inzidenz unter 50 erreicht ist. Die meisten schätzen, dass es noch 7-8 Wochen dauert, bis Lockerungen stattfinden können. Wenn gemeinsam eine niedrige Fallzahl erreicht werden soll, erwarten mehr Leute eine etwas schnellere Öffnung, als wenn der Lockdown durch ein Datum beendet wird. Das Erreichen einer Fallzahl (statt eines Datums) als Ziel schnitt positiver ab: es wird als eine klarere, einfachere Öffnungsstrategie wahrgenommen, die Bereitschaft ist höher, zur Reduktion der Infektionszahlen beizutragen und die Strategie führt zu mehr Zuversicht, weniger Belastung und Ärger. Dabei wurden beide Strategien als gleich effektiv wahrgenommen und gleichermaßen akzeptiert.

Die No Covid Strategie war 29% vor der Befragung bekannt. Die Hälfte der Probanden erhielt eine gekürzte Beschreibung der No Covid Strategie. Genauso wie bei der aktuellen Strategie schätzen die meisten, dass es auch mit der No COVID Strategie noch 7-8 Wochen dauert, bis Lockerungen stattfinden können. Im Vergleich zur aktuellen Strategie wird No COVID als klarere Öffnungsstrategie und als weniger belastend bewertet. Eine Steigerung der Motivation im Vergleich zur aktuellen Strategie kann jedoch nicht beobachtet werden. Auch wird die No Covid Strategie nicht als effektiver bewertet. Sie ist ähnlich akzeptiert wie die aktuelle Strategie. Im Vergleich der No COVID Strategie mit der Strategie, bei der ab einer Inzidenz von 50 gelockert wird, schneiden beide Strategien ähnlich ab. Das Erreichen der Fallzahl 50 wird jedoch etwas besser akzeptiert.

Insgesamt ist wichtig zu betonen, dass unter pandemiemüden Personen oder Maßnahmenablehnern die alternativen Strategien nicht besser abschnitten als die aktuelle Strategie (alle Strategien werden durchgängig eher negativ beurteilt). Junge Menschen unter 30, die derzeit am höchsten belastet sind, erwarten v.a. eine Entlastung durch eine Beendigung des Lockdowns bei einer Fallzahl (statt an einem Datum). Sie fühlen sich dadurch auch motivierter, sich an die Regeln zu halten – dies ist relevant, da diese Gruppe das geringste Schutzverhalten zeigt.

Fazit & Empfehlungen:

Kitas und Schulen geschlossen halten

Befunde: Mehr Befragte als vor 2 Wochen stimmen zu, dass Schulen und andere Bildungseinrichtungen geschlossen bleiben sollen. Die Zustimmung variiert je nach Einrichtung zwischen 44% (Förder- und Sonderschulen) und 59% (Universitäten). Mit Ausnahme der Hochschulen sprechen sich aber auch ca. ein Drittel der Befragten für ein Ende der Schließungen aus: besonders Krippen und Kitas (37%) und Förder- und Sonderschulen (39%) sollten nicht weiter geschlossen bleiben. Personen mit Kindern in Kindertagesstätten und Grundschulen lehnen die weitere Schließung der Einrichtungen mehr ab als Personen, die keine Kinder im entsprechenden Alter haben.

Belastung und Sorgen

Befunde: Insgesamt 57% empfinden ihre persönliche Situation momentan als belastend. Insbesondere Jüngere unter 30 Jahren sind besonders belastet (69%, erneuter Höchststand seit März 2020). Wer besonders belastet ist findet auch eher die Maßnahmen übertrieben. Individuelle wirtschaftliche Sorgen (z.B. Verlust des Arbeitsplatzes) sind insgesamt stabil gering bis mittel ausgeprägt; gesundheitliche Sorgen (selbst erkranken, jemanden verlieren den man liebt) sind höher. Sorgen um Gesellschaft und Wirtschaftssystem sind nach wie vor stabil hoch. Maßnahmen-Ablehner haben eher individuelle wirtschaftliche und gesellschaftsbezogene Sorgen; Maßnahmenbefürworter haben eher weniger finanzielle Sorgen, aber mehr gesundheitliche Sorgen.

Fazit & Empfehlungen:

Impfbereitschaft

Befunde: 61% würden sich (eher) gegen COVID-19 impfen lassen. Damit ist die Impfbereitschaft seit Anfang Dezember deutlich gestiegen (48%). Gestiegen ist auch das Vertrauen in die Sicherheit von Impfungen; dies pendelt sich auf einem erhöhten Niveau ein und ist nach wie vor der wichtigste Einflussfaktor auf die Impfbereitschaft. Die Impfbereitschaft ist auch bei medizinischem Personal auf leicht erhöhtem Niveau (im Vergleich zu Dezember) stabil. Die Impfbereitschaft gegen COVID-19 ist höher für Personen, die: Vertrauen in die Sicherheit der Impfung haben, sich nicht auf die Impfung anderer verlassen wollen, älter sind. Die Impfbereitschaft gegen COVID-19 ist geringer für Personen, die: COVID-19 für nicht bedrohlich und die Impfung für überflüssig halten und Nutzen und Risiken der Impfung stärker abwägen wollen. Personen, die die COVID-19 Schutzmaßnahmen generell für übertrieben halten, haben auch eine geringere Impfbereitschaft. Eine Streckung der zweiten Impfdosis (auf 6 Wochen oder 3 Monate) hätte keinen signifikanten Einfluss auf die Impfbereitschaft, jedoch ist die aktuelle Strategie (2. Dosis nach 3 Wochen) am deutlichsten bevorzugt. Eine Impfpflicht wird weiter deutlich abgelehnt; auch Privilegien für Personen mit bestätigter Corona-Immunität sind weiterhin nicht gut akzeptiert; jedoch steigt die Zustimmung hier leicht (von 22% auf 29%).

Fazit & Empfehlungen: