Alles auf einen Blick — Erhebungen vom 21./22.09.2021 und 05./06.10.2021

Eine Zusammenstellung der wichtigsten Befunde mit Abbildungen und Empfehlungen finden Sie im aktuellen Foliensatz.

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Kurzzusammenfassung

Auf der Basis der bisherigen und aktuellen Ergebnisse der COSMO Befragung (Wellen 52 und 53, 988 und 974 Befragte, deutschlandweite nicht-probabilistische Quotenstichprobe, die die erwachsene Allgemeinbevölkerung für die Merkmale Alter x Geschlecht und Bundesland abbildet) leitet das COSMO-Konsortium folgende Empfehlungen zur weiteren Gestaltung der COVID-19-Lage in Deutschland ab.

Risikowahrnehmung und Schutzverhalten

Befunde: Das gefühlte Risiko ist in der vierten COVID-19 Welle kaum gestiegen und damit niedriger ausgefallen als in der dritten Welle. Dies zeigt sich auch im Schutzverhalten, das weiter zurückgeht. Der Anteil der Personen über 15 Jahren, die einen schweren Verlauf von COVID-19 haben, wird von den meisten Befragten unterschätzt: Die meisten Schätzungen bewegen sich zwischen 10% und 25%. Das RKI geht von 51% aus. Wer die Risikogruppe für sehr klein hält (unter 10%) zeigt auch weniger AHA-Schutzverhalten.

Tendenziell werden Situationen risikoreicher für eine Ansteckung mit dem Coronavirus gesehen, wenn Gespräche in lebhafter Atmosphäre oder engem Kontakt mit anderen stattfinden, sich viele Menschen an einem Ort drängen und größere Gruppen in geschlossenen Räumen zusammentreffen. Eine Ausnahme bildet hier das Besuchen von Cafés und Restaurants. Diese Situation wird als wenig risikoreich wahrgenommen, möglicherweise da in den vergangenen Wochen viel Außengastronomie besucht wurde.

Private und berufliche Treffen werden als ähnlich riskant eingeschätzt, allerdings wird bei privaten Treffen im Vergleich zu beruflichen Treffen etwas weniger Schutzverhalten gezeigt. Beim Besuch von Bars und Kneipen wird weniger Schutzverhalten gezeigt als beim Besuch von Restaurants und Cafés. Bars und Kneipen werden auch als riskanter eingeschätzt. Bei den meisten Situationen gab es keinen Unterschied in der Risikowahrnehmung, wenn von 2G vs. 3G berichtet wurde. Wenn jedoch in Kneipen und Bars 2G galt, nahmen die Befragten ein höheres Infektionsrisiko wahr als wenn 3G oder keine Regelung galt.

Die Nutzung von Schnelltests hat seit dem Sommer abgenommen. Die Bereitschaft, sich vor größeren Events zu testen, liegt bei 46% und ist unter geimpften Personen höher als unter Ungeimpften (47% vs. 44%). Bislang haben Ungeimpfte allerdings vor dem Besuch von Bars/Cafés häufiger Schnelltests genutzt als Geimpfte. Bei der Nutzung vor privaten Treffen und Arbeitssituationen mit vielen Personen zeigt sich kein Unterschied zwischen Ungeimpften und Geimpften.

Impfen, Impfbereitschaft und Motive der Ungeimpften

Bitte zu beachten: Generell ist der Anteil der mindestens einmal Geimpften in der COSMO Stichprobe etwas höher als in anderen Impfquoten-Monitorings berichtet (Erstimpfungsquote 85% in COSMO, 68% Our World in Data, 84% COVIMO (Hochrechnung Stand August)). Dies legt nahe, dass die Stichprobe in der COSMO Studie dem Impfen positiver gegenübersteht als die Allgemeinbevölkerung, was daher möglicherweise den Anteil der Impf-Unwilligen unterschätzt und die erreichbare Impfquote überschätzt. Auch werden hier nur Erwachsene im Alter zwischen 18 und 74 Jahren befragt und die erreichbare Impfquote nur für diese Gruppe berechnet.

Erreichbare Impfquote. Sollten sich alle, die dazu bereit sind, auch tatsächlich impfen lassen, so ergäbe sich aus den Geimpften und den Impfbereiten eine Impfquote unter Erwachsenen zwischen 18 und 74 Jahren von 86%. Dies beinhaltet die Annahme, dass alle, die jetzt (eher) impfbereit sind, sich auch tatsächlich impfen lassen. Unter den Ungeimpften sind in der aktuellen Befragung nur noch 6% impfbereit, d.h. fast alle Erwachsenen unter 75, die sich impfen lassen wollen, sind jetzt bereits geimpft. 30% der Ungeimpften sind zögerlich, 64% sagen, sie wollen sich auf keinen Fall impfen lassen. Unter den Genesenen sind 74% impfbereit und 15% sind unsicher; auch hier ist also noch Informationsbedarf zu erkennen. Da die Impfungen gegen Grippe und COVID-19 nun gemeinsam verabreicht werden können, wenn beide indiziert sind, sollten Ärzt:innen verstärkt hierauf hingewiesen werden – 28% der Befragten waren bereit, beide Impfungen gleichzeitig zu erhalten.

Einflussfaktoren auf die Impfbereitschaft. Insgesamt sind das Vertrauen in die Sicherheit der Impfung und die Wahrnehmung eines eigenen Nutzens am relevantesten. Bei fast allen psychologischen Faktoren zeigen sich immer wieder bestimmte soziodemographische Faktoren, die mit einer geringen Impfbereitschaft durch fehlendes Vertrauen, geringe Risikowahrnehmung und Trittbrettfahren einhergehen. Gerade diese Aspekte sind durch Aufklärung änderbar; daher sollten sich neue und proaktive Angebote insbesondere richten an: Menschen in Ostdeutschland, Frauen (insbesondere nach der erfolgten STIKO Empfehlung für Schwangere und Frauen mit Kinderwunsch), niedriger gebildete Personen, Personen mit Migrationshintergrund, Menschen mit Kindern, Personen, die niemanden kennen, der COVID-19 hatte. Unsichere und Zögerer unterscheiden sich nicht mehr deutlich von den Verweigerern – für alle Gruppen sind die Sicherheit, der eigene und soziale Nutzen der Impfung relevant. Die Verweigerer sehen Impfen jedoch eher nicht als ihren eigenen Beitrag zur Infektionskontrolle an.

Empfehlungen:

Ost-West Unterschied. Die Impfbereitschaft in Ostdeutschland ist weiter signifikant niedriger als in Westdeutschland. Ostdeutsche Befragte haben geringeres Vertrauen in die Impfung, halten die Impfung eher für überflüssig und wollen sich eher auf die Impfung anderer verlassen (trittbrettfahren).

Zugang nur mit Impfnachweis (2G, 3G). Dass die Impfung eine Zugangsvoraussetzung für die Teilnahme an Freizeitangeboten ist (z.B. im Rahmen einer 2G oder 3G Regel), befürworten 80% der Befragten. Die 3G Regel (Zugang für Genesene, Getestete und Geimpfte) ist dabei die favorisierte Regel. Nur Ungeimpfte sind eher dafür, dass allen Zugang ohne spezifische Regelungen gewährt werden soll.

Bereitschaft, Kinder impfen zu lassen

Für Kinder ab 12 sind zwei Impfstoffe verfügbar und seit 16.08.21 auch von der STIKO für alle Kinder empfohlen; zuvor war die Impfung nur für Kinder mit Risikofaktoren empfohlen.

Befunde: Etwa ein Drittel der Teilnehmer schätzen Wahrscheinlichkeit und Schweregrad einer Coronainfektion für Kinder unter 12 als hoch ein, sollten diese nicht geimpft werden. Ob Masken im Unterricht getragen werden oder nicht wirkte sich nicht auf die eingeschätzte Infektionswahrscheinlichkeit aus.

Die aktuell erreichbare Impfquote bei Kindern ab 12 (Geimpfte plus Impfbereite) liegt bei ca. 67%. Bei Kindern unter 12, für die noch keine Impfung zugelassen ist, ist die Impfbereitschaft niedriger. Durch die generelle Impfempfehlung der STIKO hat sich die Impfbereitschaft in den Altersgruppen 12-15 und 16-17 Jahre im Vergleich zu vor der ersten eingeschränkten Empfehlung signifikant erhöht.

Schutzmaßnahmen in der Schule und Masketragen

Befunde: Teilnehmenden Eltern wurden nach der Akzeptanz von Maske-Regelungen in der Schule gefragt, wie aktuell Schutzmaßnahmen umgesetzt werden und ob die Regeln insgesamt als angemessen wahrgenommen werden.

Akzeptanz: Kinder unter 12 können aktuell nicht gegen COVID-19 geimpft werden. 22% der Eltern dieser Kinder befürworten das Masketragen im Unterricht; 15% sind unentschieden, 63% dagegen. Geimpfte und chronisch kranke Eltern befürworten eher das Masketragen im Unterricht, Frauen sind eher dagegen. Wer selbst ein Kind unter 12 hat, ist ebenfalls eher dagegen. Bei Eltern von Kindern über 12 Jahren ist die Befürwortung des Masketragens im Unterricht bei 39%; 13% sind unentschieden. Unabhängig vom Alter der Kinder wird von ca. 50% der Eltern befürwortet, dass Masken auf den Gängen in der Schule getragen werden. Dass Lehrer:innen Masken tragen findet bei ca. 45% der Eltern Zustimmung.

Berichtete Umsetzung der Regeln: Die meisten Eltern gehen davon aus, dass v.a. Lüften als Schutzmaßnahme häufig oder immer eingehalten wird. Dass Abstände nur manchmal, selten oder nie eingehalten werden, berichten ca. 42-44% der Eltern. Auch auf Schulgängen würde relativ häufig Masken getragen, berichten ca. 80% der Eltern. 62-74% der Eltern berichten, dass im Unterricht häufig oder immer Masken getragen werden. Wie häufig Masken getragen werden hängt nicht von der aktuellen 7-Tage Inzidenz am Wohnort der Befragten ab.

Angemessenheit: Der Großteil der befragten Eltern (53%-69%) findet die aktuellen Schutzmaßnahmen an den Schulen ihrer Kinder angemessen. Dies wird nicht davon beeinflusst, ob im Unterricht Masken getragen werden oder nicht. Im Gegenteil zeigt sich, dass dort, wo häufiger Masken im Unterricht getragen werden, dies auch eher befürwortet wird (schwacher Zusammenhang). 42% der Eltern von 6-9 Jährigen gehen die Maßnahmen zu weit, 28% bei den 10-13 Jährigen und 21% bei den ab 14 Jährigen.

Freedom day: Datum oder Impfquote?

Befunde: Zuletzt war die Idee eines Freedom Days kontrovers diskutiert worden, ab den sämtliche Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie aufgehoben werden. Um die Einstellung der Bevölkerung zu einer solchen Idee erfassen, wurde den Befragten zufällig eines von zwei Szenarien vorgestellt: Die Bundesregierung in Deutschland kündigt an, dass alle geltenden Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie bundesweit aufgehoben werden, wenn 85% aller Personen über 12 Jahre in Deutschland vollständig geimpft sind ODER dass ab dem 30. Oktober 2021 alle geltenden Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie bundesweit aufgehoben werden. Das datumgebundene Szenario führte im Mittel zu mehr Verärgerung und Belastung. Insgesamt wurde das impfquotenbasierte Szenario von den Teilnehmern auf verschiedenen Kriterien besser bewertet und insbesondere auch als effektiver für die Eindämmung des Infektionsgeschehens eingeschätzt. Die Impfbereitschaft bisher Ungeimpfter unterschied sich jedoch nicht zwischen den Szenarien.

Vertrauen, Ablehnung der Maßnahmen, Demonstrationsbereitschaft

Befunde: Vertrauen in die Regierung hat sich auf niedrigem Niveau stabilisiert: Es vertrauen aktuell 32% dem Corona-Krisenmanagement der Bundesregierung, 50% haben aktuell kein oder nur sehr wenig Vertrauen. Das RKI genießt weiter von allen abgefragten Behörden immer noch das höchste Vertrauen. Ärzt:innen und Krankenhäuser genießen hohes Vertrauen; Gesundheitsämtern wird weniger vertraut. Vertrauen in die Wissenschaft ist nach wie vor hoch. 58% halten die aktuellen Maßnahmen für angemessen, für 29% gehen sie zu weit. 13% sind demonstrationsbereit, unter den Personen, die die Maßnahmen ablehnen, ist es fast ein Drittel. Diese Gruppe macht derzeit 33% aller Befragten aus. Wer die Maßnahmen fairer findet, vertraut auch eher der Regierung, zeigt selbst mehr Schutzverhalten und Impfbereitschaft (und andersrum).

Empfehlungen: