Alles auf einen Blick — Erhebung vom 23./24.08.2023 & 11./12.09.2023
Eine Zusammenstellung der wichtigsten Befunde mit Abbildungen und Empfehlungen finden Sie im aktuellen Foliensatz.
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Die PACE Befragung (Welle 16: 23.08.-28.08.23, N = 930, Welle 17: 11.-13.09.23, N = 887) basiert auf einer deutschlandweiten, nicht-probabilistischen online Quotenstichprobe, die die erwachsene Allgemeinbevölkerung zwischen 18 und 74 Jahren für die Merkmale Alter x Geschlecht und Bundesland abbildet. Personen, die vor oder im untersuchten Zeitraum verreist waren, wurden aus Analysen ausgeschossen, die Hitze in Deutschland betreffen (n = 91 und n = 74 in Welle 16 bzw. 17). Fragebögen können hier eingesehen werden.
Kontext: Beide Wellen wurden gestartet, als in Deutschland in einigen Regionen mindestens drei Tage heiße bzw. schwüle Tage andauerten, um Wahrnehmungen und Verhalten während einer solchen Zeit zu erfassen. In Welle 16 gab es nach Angaben der Befragten bei ca. 72% Hitzetage (Lufttemperatur-Maximum über 30°C), in Welle 17 bei ca. 76% der Befragten.
Befunde: Knapp ein Drittel der Befragten denkt, dass sie zu einer Risikogruppe für gesundheitliche Auswirkungen von Hitze gehören. Nach der Definition der Risikogruppen waren jedoch über zwei Drittel der Personen tatsächlich mindestens einer Risikogruppe zuzuordnen. Das heißt, dass bei vielen Risikofaktoren im Vergleich zur Selbsteinschätzung doppelt so viele Leute von diesem Risiko tatsächlich betroffen waren. Zu den häufigsten einzeln vorliegenden Risikofaktoren gehörten intensiver Sport, chronische Erkrankung, Adipositas und Alter über 65. Personen, die sich fälschlicherweise nicht in die Risikogruppe zählten, gaben in offenen Antworten an, dass sie sich aufgrund ihres Gesundheitszustands nicht zu einer Risikogruppe zählen. Mehr als ein Viertel dieser Befragten sagte, dass sie mit Hitze keine Probleme hätten bzw. Hitze gewöhnt seien.
Die meisten Befragten konnten 6-8 Fragen richtig beantworten. Am seltensten wussten die Befragten, dass im Jahr 2022 ca. 4500 Menschen in Deutschland aufgrund von Hitze starben. 55% der Befragten wussten, dass man bei einem Lufttemperatur-Maximum über 30°C von einem Hitzetag spricht.
Befunde: Ca. ein Viertel der Befragten gab an, sich beruflich oder privat um Menschen zu kümmern, die einer Risikogruppe für Hitzeschläge angehören. Betreuende informieren sich zwar über fast alle Medien hinweg etwas häufiger über das Thema Hitze (am häufigsten über Wetter-Apps oder das Radio), wissen jedoch geringfügig weniger über Hitze.
Befunde: Wer zur Risikogruppe gehört, es aber nicht weiß, zeigte etwas weniger Hitzeschutzverhalten als Personen, die Risikogruppe sind und dies auch wissen. Folgende Diskrepanzen sind besonders auffällig: Risikopersonen, die ihren Risikostatus nicht kennen, bleiben seltener im Schatten und suchen seltener kühle Räume auf; vermeiden seltener körperliche Aktivitäten; essen seltener kleine Mahlzeiten und Snacks statt schwerer Mahlzeiten. Für viele andere Hitzeschutzverhaltensweisen gibt es kaum Unterschiede zwischen den Gruppen. Von den chronisch erkrankten Befragten geben circa 70% an, Medikamente hitzegerecht gelagert zu haben. Geringer ist der Anteil derjenigen, die von einer Ärzt:in oder Apotheker:in haben prüfen lassen, ob Medikamente infolge der hohen Temperaturen anders dosiert werden müssen (10%).
Befunde: Der häufigste Grund, warum an Hitzetagen kein Hitzeschutzverhalten gezeigt wurde, war „ich wollte es nicht“. Vielen war das Ausschalten von elektronischen Geräten sowie das Anpassen von Medikamentendosen oder die angepasste Aufbewahrung von Medikamenten bei Hitze als schützendes Verhalten unbekannt. Fehlender Zugang wurde v.a. beim Aufsuchen kühler Räume genannt: 26% der Personen, die dieses Verhalten nicht zeigten, gaben an, keinen Zugang zu haben. 31% gaben an, dass sie keinen Zugang zu einem Ventilator hatten. Das Vermeiden körperlicher Belastung oder Verschieben von Aktivitäten auf Morgen- und Abendstunden fanden aus Zeitmangel oder aus finanziellen Gründen nicht statt (zusammen ca. je 30%).
Befunde: Über ein Drittel gibt an, dass die aktuellen (politischen, strukturellen) Maßnahmen zum Hitzeschutz nicht weit genug gehen, ca. die Hälfte hält sie für angemessen. Nur ca. ein Viertel hält aktuelle Hitzeschutzmaßnahmen für effektiv. Die Maßnahmen, die derzeit in der Politik beschlossen werden, halten ca. 26% für stark übertrieben.
Informationssuche-Verhalten und Informationsquellen Befunde: Hier fallen die Ergebnisse wie in früheren Befragungen aus. Personen mit mehreren Risikofaktoren informieren sich tendenziell häufiger über das Thema Hitze, aber der Unterschied ist klein. Am häufigsten werden von allen Befragten Wetter-Apps, Fernsehen und Radio genutzt. Ärztinnen werden v.a. für Personen mit multiplen Risikofaktoren als Informationsquelle genannt. Risikopersonen konsultieren fast alle Quellen (außer Ärztinnen) seltener als Personen ohne Risikofaktoren, um sich über anstehende Hitzetage zu informieren. Am häufigsten werden Informationen über anstehende Hitzetage aus Apps oder aus Angeboten des Deutschen Wetterdienstes entnommen. Personen mit mehreren Risikofaktoren informieren sich tendenziell häufiger über die gesundheitlichen Folgen von Hitze als Personen ohne Risikofaktoren, aber seltener über Schutzverhaltensweisen. Insgesamt informieren sich alle Befragten seltener über Schutzverhaltensweisen als über die gesundheitlichen Folgen von Hitze. Ärzt*innen sind für alle Gruppen hier die am häufigsten genannte Quelle für Informationen über Schutzverhaltensweisen.
Befunde: Fünf verschiedene gängige Informationsmaterialien wurden präsentiert und abgefragt, ob die Befragten sie im Laufe des Sommers wahrgenommen haben. Insgesamt haben die meisten Personen keine Flyer oder Poster zum Hitzeaktionstag gesehen (ca. 80%). Personen, die sich selber als Risikopersonen eingeschätzt haben, haben auch etwas mehr Poster bzw. Flyer gesehen.
Befunde: 20 bis 30% geben an, bei Hitze Einschränkungen in ihrer Leistungsfähigkeit zu erleben. Das Wohlbefinden der arbeitenden Befragten nahm bei höheren Temperaturen tendenziell ab. Die Möglichkeit zu Homeoffice war zwar generell mit mehr Wohlbefinden verbunden, allerdings gab es keinen gesonderten positiven Effekt, wenn hohe Temperaturen berichtet wurden. Fast 70% gaben an, an heißen Tagen insgesamt kürzer arbeiten zu wollen; mehr als 60% würden an Hitzetagen früher mit der Arbeit beginnen um früher aufzuhören.
Befunde: Mit steigendem Alter sinkt die Zustimmung zu den Aussagen, dass an heißen Tagen immer ein Luftzug wehen sollte und man an heißen Tagen tagsüber lüften sollte. Die Zustimmung zu der Aussage, dass an heißen Tagen nur morgens/nachts gelüftet werden sollte, steigt mit dem Alter. Mit steigender Temperatur wird häufiger frühmorgens und nachts gelüftet. Fast die Hälfte nutzt an heißen Tagen meistens/immer einen Ventilator (unter Risikopersonen sind es etwas mehr), knapp jeder Fünfte hat am Wohnort eine Klimaanlage. Ältere Personen nutzen seltener Klimaanlagen und Ventilatoren als jüngere, auch wenn sie die Möglichkeiten dazu hätten.
Befunde: Die große Mehrheit ist mindestens einmal pro Woche in der Natur, ein Viertel sogar mindestens einmal am Tag. Dreiviertel der Befragten halten ihre Wohnumgebung für (sehr) grün. Bei höheren Temperaturen werden Luftfeuchtigkeit und -qualität als unangenehmer empfunden; mehr Stadtgrün war mit positiveren Wahrnehmungen verbunden. Der positive Zusammenhang von Grün und Wohlbefinden ist stärker bei niedrigeren Temperaturen, aber immer noch positiv für höhere Temperaturen.
Befunde: Befragte aller Hauttypen neigten dazu, die maximale Dauer zu überschätzen, die sie sich ungeschützt in der Sonne aufhalten können ohne einen Sonnenbrand davonzutragen. Fast die Hälfte der Befragten hatte 2023 bereits mindestens einen Sonnenbrand, der Anteil war bei Personen mit Hauttyp I (52%; besonders empfindliche Haut) höher als bei Personen mit unempfindlicheren Hauttypen (z.B. 29% bei Hauttyp IV).
Das Team der Gesundheitskommunikation und das Institute for Planetary Health Behaviour an der Universität Erfurt setzen sich für ein #weltoffenesthüringen ein.