Alles auf einen Blick — Sondererhebung vom 08.-10.12.2020

Eine Zusammenstellung der wichtigsten Befunde mit Abbildungen und Empfehlungen finden Sie im aktuellen Foliensatz.

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Kurzzusammenfassung

In dieser Fokuserhebung ging es vor allem um das Thema Impfungen; ein kleiner Fragenblock beschäftigt sich mit dem Thema Lockdown. Auf der Basis der aktuellen Ergebnisse dieser COSMO-Sonderbefragung (08.12.20 - 10.12.20, 1379 Befragte, deutschlandweite nicht-probabilistische Quotenstichprobe, die die erwachsene Allgemeinbevölkerung für die Merkmale Alter x Geschlecht und Bundesland abbildet) leitet das COSMO-Konsortium folgende Empfehlungen zur weiteren Gestaltung der COVID-19-Lage in Deutschland ab.

Lockdown

Befunde: Die Leopoldina fordert aktuell, die Maßnahmen zur Pandemiebekämpfung drastisch zu verschärfen. 60% stimmen zu, dass es schnellstmöglich einen harten Lockdown geben sollte, um die Fallzahlen deutlich zu reduzieren. 29% lehnen das ab, der Rest ist unentschieden. 23% finden die aktuell geltenden Maßnahmen übertrieben (Vorwoche 27%). Die Zustimmung zur Einschränkung von Freiheitsrechten ist von 40% (Vorwoche) auf 53% gestiegen. Aus den Befragungen der Vorwoche(n) wissen wir außerdem: schnelle und deutliche Verhaltensveränderung gab es v.a. durch die Einführung von Regulierungen (z.B. Maskenpflicht, Lockdown). Momentan planen nur ca. zwei Drittel eine freiwillige Selbstquarantäne vor Weihnachten oder bei Erkältungssymptomen. Homeoffice kommt dabei nur untergeordnet vor. Vor allem bei Begegnungen mit Personen, denen wir uns verbunden fühlen, halten wir weniger AHA Regeln ein und machen Ausnahmen. Wissen über Aerosole als Übertragungsweg, dass eine schnelle Kontaktreduktion relevant ist für eine Fallzahlreduktion und dass wir Ausnahmen machen bei Personen, denen wir uns verbunden fühlen, sollten in die Kommunikation verstärkt eingebracht werden, da sie alle mit Schutzverhalten verbunden sind.

Impfbereitschaft

Befunde: 48% würden sich (eher) gegen COVID-19 impfen lassen; die Tendenz ist seit April kontinuierlich fallend, obwohl das Thema durch die beantragten Zulassungen und ersten Impfungen in anderen Ländern stärker öffentlich diskutiert wird. Die Impfbereitschaft gegen COVID-19 ist höher für Personen, die Vertrauen in die Sicherheit der Impfung haben (wichtigster Faktor!), sich nicht auf die Impfung anderer verlassen wollen, Impfen als Bürgerpflicht wahrnehmen, der Überzeugung sind, dass schwere Impfnebenwirkungen durch den Staat versorgt und behandelt werden, Personen, die männlich oder älter sind, bei denen Impfen in der eigenen Familie befürwortet wird und die Sorge um eine Infektion haben. Die Impfbereitschaft ist höher unter Personen, die eine Impfung aus Gesundheitsgründen anstreben. Die Impfbereitschaft gegen COVID-19 ist geringer für Personen, die Nutzen und Risiken der Impfung abwägen wollen oder glauben, dass Impfnebenwirkungen verheimlicht werden. Personen, die die COVID-19 Schutzmaßnahmen generell für übertrieben halten, haben auch eine geringere Impfbereitschaft. Das Vertrauen in die Sicherheit eines neuen Corona-Impfstoffs ist auf dem niedrigsten Stand seit Beginn der Erhebung. Die meisten Teilnehmer wissen nicht, um welche Art des Impfstoffs es sich bei den Impfstoffen handelt, für die eine Zulassung beantragt wurde (genbasiert). Das Wissen steigt aber im Vergleich zu den Vorwochen. Das Wissen über den Impfstofftyp beeinflusst die Impfbereitschaft derzeit nicht. 52% sehen die Impfung gegen COVID-19 vor allem als Vorbeugung einer eigenen Erkrankung, 24% sehen eine Impfung eher als Intervention, die die aktuellen Einschränkungen beseitigen könnte (Daten aus der Vorwoche). Hypothetische Maßnahmen zur Steigerung der Impfbereitschaft wurden abgefragt (z.B. mehr Freiheiten nach Impfung, weniger Steuern oder eine finanzielle Belohnung). Die Ergebnisse zeigen, dass ausschließlich umfassende Informationskampagnen und keine weiteren Anreizsysteme breit akzeptiert sind. Frühere Erhebungen (Survey-Experiment) zeigten gleichermaßen, dass eine finanzielle Belohnung auf die Impfbereitschaft keinen Einfluss hätte.

Empfehlungen:

Informationsbedarf und Informationsquellen zum Thema Corona-Impfung

Befunde: 72% informieren sich (eher) sehr häufig über Corona. Knapp 60% fühlen sich gut oder sehr gut über die Impfung gegen das Coronavirus informiert. Wer sich besser informiert fühlt, ist auch eher bereit, sich impfen zu lassen (r = .32). Am größten ist das Bedürfnis nach Informationen über potenzielle Nebenwirkungen der Impfung, gefolgt von Informationen über die verschiedenen Impfstofftypen und der Frage, wann die Impfung für einen selbst verfügbar ist. Personen mit erster Impfpriorität haben besonderen Bedarf an Informationen über potenzielle Nebenwirkungen. Personen, die die Corona-Impfung (eher) nicht haben wollen, geben an, Informationen über die Notwendigkeit und den Nutzen der Impfung zu benötigen. Klassische Medien wie Fernsehen und Radio und Gespräche mit Freunden und Familie sind die am häufigsten genutzten Informationsquellen über das Coronavirus. Internetquellen (inkl. Webseiten der Behörden) werden deutlich seltener genutzt. Personen, die sich (eher) nicht impfen lassen möchten, informieren sich generell seltener. Die meisten Befragten wünschen sich, über Fernsehen und Radio sowie von ihren Ärzt/innen über die Impfung gegen das Coronavirus informiert zu werden. Offizielle Quellen wie die Webseiten der Gesundheitsbehörden werde auch von 44% der Befragten genannt. Apotheken, Krankenkassen oder das Gesundheitsportal des Bundes spielen untergeordnete Rollen. Zur Aufklärung über die Impfung sind verschiedene Informationsformate möglich. Am ehesten würden die Befragten sachliche Erklärvideos nutzen; auch Frage- und Antwortvideos oder Videos mit echten Darstellern wären denkbar. Spielerischere Formate (Trickfilme, Sprachassistenten) würden ca. 80% der Befragten sie eher selten oder nie nutzen. Jüngere unter 30 Jahren würden Frage-/Antwortvideos häufiger als andere Altersgruppen nutzen. In den Zielgruppen, die zuerst eine Impfung erhalten können und unter den Personen, die eine Coronaimpfung eher nicht haben möchten, sind v.a. sachliche Erklärvideos gewünscht.

Empfehlung:

Medizinisches Personal, Ärzte und Impfempfehlungen

Befunde: 9% der Befragten (n = 127) gaben an, selbst im medizinischen Bereich zu arbeiten. Für knapp die Hälfte der Befragten sind Ärzt/innen die bevorzugte Informationsquelle und haben nach Fernsehen und Radio den wichtigsten Stellenwert. 52% des befragten medizinischen Personals fühlen ein wenig oder ganz sicher, dass sie Fragen von Patient/innen über die COVID-19 Impfung beantworten könnten, sobald sie verfügbar ist. 50% des befragten medizinischen Personals sagen, sie würden Ihren Patient/innen einen COVID-19 Impfstoff empfehlen, wenn er verfügbar wird und prinzipiell für sie in Frage käme. Unter allen Befragten haben sich bereits 9% mit ihrer Ärzt/in zur COVID-19 Impfung beraten; 56% berichten, dass ihnen die Impfung empfohlen wurde, 12% wurde abgeraten und bei 30% konnten Ärzt/innen noch keine Auskunft geben. Die eigene Impfbereitschaft des medizinischen Personals ist tendenziell etwas geringer als in der Allgemeinbevölkerung. Medizinisches Personal wird häufig dafür kritisiert, dass es nicht ausreichend geimpft ist. Was macht es medizinischem Personal schwer, Impfungen zu erhalten? (Antworten von 127 Personen, die angegeben haben, im medizinischen Bereich zu arbeiten): zwei Drittel der Befragten gaben an, dass es nicht schwer ist, eine Impfung zu erhalten. Als Schwierigkeiten wurden am häufigsten die ungünstigen Öffnungszeiten mit dem Wunsch nach mobilen Impfungen genannt.

Empfehlungen:

Priorisierung der Impfungen und Impf-Orte

Befunde: In dieser Woche wurden die Befragten gebeten, die insgesamt 10 Personengruppen der ersten Priorisierungskategorien in eine Rangreihenfolge zu bringen: Für wen ist impfen – aus der Sicht der Befragten – am wichtigsten? Die Ergebnisse zeigen, dass medizinisches und Pflegepersonal höher priorisiert wird als Bewohner/innen von Senioren- und Pflegeheimen. Die von der Leopoldina, dem Ethikrat und der STIKO festgelegten Impfziele sind gut akzeptiert. Generell ist der Schutz der vulnerablen Gruppen tendenziell am höchsten bewertet, obwohl alle vier Ziele als sehr wichtig angesehen werden. Über 60% würden sich gerne beim Hausarzt impfen lassen, 31% in den Impfzentren. Andere Orte wie Krankenhäuser oder Arbeitsplatz sind insgesamt weniger beliebt. Bei medizinischem Personal wird der Arbeitsplatz und das Gesundheitsamt als Impfort häufiger genannt als bei anderen Zielgruppen.