Alles auf einen Blick — Erhebung vom 09./10.02.2021

Eine Zusammenstellung der wichtigsten Befunde mit Abbildungen und Empfehlungen finden Sie im aktuellen Foliensatz.

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Kurzzusammenfassung

Auf der Basis der aktuellen Ergebnisse der zwei-wöchentlichen COSMO Befragung (Welle 35, 09.02.21 & 10.02.21, 1021 Befragte, deutschlandweite nicht-probabilistische Quotenstichprobe, die die erwachsene Allgemeinbevölkerung für die Merkmale Alter x Geschlecht und Bundesland abbildet) leitet das COSMO Konsortium folgende Empfehlungen zur weiteren Gestaltung der COVID-19 Lage in Deutschland ab.

Mutation, Pandemiemüdigkeit, Schutzverhalten

Befunde: Von der Virus-Mutation haben fast alle Befragten gehört; wer weiß, dass die Mutation ansteckender ist, hat eine etwas erhöhte Risikowahrnehmung und zeigt etwas mehr Schutzverhalten. Die Pandemiemüdigkeit ist seit Beginn des 2. Shutdowns gestiegen und stabil – ca. 26% berichten von hoher Pandemiemüdigkeit. Wer eher pandemiemüde ist, schützt sich und andere weniger, sucht weniger Informationen und vertraut der Regierung weniger. Freiwilliges Schutzverhalten wird im 2. Shutdown seltener gezeigt als im ersten Shutdown, besonders auch von jüngeren Menschen unter 30. Wer unter 30 ist oder die Maßnahmen ablehnt, verzichtet seltener bewusst auf Kontakte. Jüngere unter 30 nutzen auch deutlich seltener die CoronaWarn App, obwohl sie mobiler sind und weniger ihre Kontakte reduzieren. Insgesamt geben 16% an, nur manchmal, selten oder nie die Kontaktbeschränkung (max. 1 Person aus einem anderen Haushalt) eingehalten zu haben.

Fazit & Empfehlungen: Die aktuellen Maßnahmen müssen kompensieren, was im ersten Shutdown an zusätzlichen freiwilligen Maßnahmen ergriffen wurde und jetzt zur effektiven Eindämmung fehlt bei einem gleichzeitig immer komplexer und uneinheitlicher werdenden Regelwerk:

Vertrauen in die Regierung und Gesundheitskommunikation

Befunde: Der Anteil derer, die die Maßnahmen übertrieben finden, liegt aktuell bei 27% und ist gestiegen (Jahresende 2020: 22%). Auch der Ärger über die Maßnahmen hat zugenommen. Jedoch nimmt der Anteil derer nicht zu, die denken, es sollte eher auf Eigenverantwortung gesetzt werden. Vertrauen in die Regierung sinkt im Trend seit Beginn der Pandemie: 44% vertrauen derzeit der Regierung, am Jahresende waren es 48%, im April 2020 noch 58%. Besonders relevant: das Vertrauen sinkt seit dem Beginn des Shutdowns im November besonders unter den Personen, die die Maßnahmen befürworten. Der Regierung wird weniger Kompetenz zugeschrieben als Wohlwollen und Integrität; besonders die Kompetenz-zuschreibung sinkt seit Sommer etwas stärker und hängt besonders mit Vertrauen zusammen.

Fazit & Empfehlungen:

Langfristiger Stufenplan

Befunde: 68% fänden es gut, wenn in Deutschland ein Stufenplan eingeführt werden würde, 18% sind unentschlossen, 14% lehnen es ab. Die Zustimmung zu einem Stufenplan ist damit im Vergleich zu vor 4 Wochen um 10 Prozentpunkte gestiegen. Ein Stufenplan sollte bundesweit einheitlich sein (73%) und eine längerfristige Perspektive im Umgang mit der Krise geben (81% stimmen dem zu).

Fazit & Empfehlungen: Ein Strategiewechsel hin zu einem Stufenplan, bei dem Lockerungen und Verschärfungen an Fallzahlen (und ggf. weiteren Indikatoren) hängen, könnte v.a. die neu motivieren, die noch Vertrauen in die Regierung haben, die Maßnahmen befürworten und nicht pandemiemüde sind – diese Gruppe ist immer noch am größten und sollte nicht verloren gehen (hier findet jedoch derzeit der größte Vertrauensverlust statt; siehe auch Welle 34). Eine planbare Strategie kann auch die Belastung reduzieren (siehe Welle 34). Umfangreiche Kommunikationsmaßnahmen sollten junge Menschen unter 30 mit einbeziehen.

Kitas und Schulen geschlossen halten

Befunde: Weniger Befragte als vor 2 oder 4 Wochen stimmen zu, dass Schulen und andere Bildungseinrichtungen geschlossen bleiben sollen. Die Zustimmung variiert je nach Einrichtung zwischen 37% (Förder- und Sonderschulen) und 51% (Universitäten). Mit Ausnahme der Hochschulen sprechen sich aber auch um 40% der Befragten für ein Ende der Schließungen aus: besonders Krippen und Kitas/Grundschulen (42%) und Förder- und Sonderschulen (46%) sollten nicht weiter geschlossen bleiben. Personen mit Kindern in Kindertagesstätten und Grundschulen lehnen die weitere Schließung der Einrichtungen tendenziell mehr ab als Personen, die keine Kinder im entsprechenden Alter haben. 73% sorgen sich, dass Kinder und Jugendliche durch ausgefallenen Unterricht Nachteile haben könnten, 64% sorgen sich um die mentale Gesundheit der Kinder und Jugendlichen. Unter Eltern von Kindern unter 18 Jahren sind diese Sorgen stärker ausgeprägt. Wer diese Sorgen eher hat, befürwortet auch eher die Öffnung von Schulen und Kitas.

Fazit & Empfehlungen:

Belastung, Sorgen, Pandemiemüdigkeit

Befunde: Insgesamt 64% empfinden ihre persönliche Situation momentan als belastend (Höchststand; vor 2 Wochen: 57%). Insbesondere Jüngere unter 30 Jahren sind besonders belastet (68%), aktuell stieg aber auch bei Älteren über 65 die Belastung an. Wer besonders belastet ist, findet auch eher die Maßnahmen übertrieben. Individuelle wirtschaftliche Sorgen (z.B. Verlust des Arbeitsplatzes) sind insgesamt stabil gering bis mittel ausgeprägt; gesundheitliche Sorgen (selbst erkranken, jemanden verlieren den man liebt) sind höher. Wer die Maßnahmen ablehnt hat eher wirtschaftliche Sorgen; wer sie befürwortet eher gesundheitliche Sorgen. 73% sorgen sich, dass sich ihnen nahestehende ältere Personen mit dem Coronavirus anstecken könnten, insbesondere weil sie mit den Maßnahmen nicht zurechtkommen und an Veranstaltungen außer Haus (z.B. Gottesdienste) teilnehmen.

Fazit & Empfehlungen:

Impfbereitschaft

Befunde: 64% würden sich (eher) gegen COVID-19 impfen lassen. Damit ist die Impfbereitschaft seit Anfang Dezember deutlich gestiegen (48%). Gestiegen ist auch das Vertrauen in die Sicherheit von Impfungen; dies pendelt sich auf einem erhöhten Niveau ein und ist nach wie vor der wichtigste Einflussfaktor auf die Impfbereitschaft. Die Impfbereitschaft hat in allen Altersgruppen seit Dezember zugenommen, auch beim medizinischem Personal gibt es einen deutlichen Zuwachs. Die Impfbereitschaft gegen COVID-19 ist höher für Personen, die: Vertrauen in die Sicherheit der Impfung haben, sich nicht auf die Impfung anderer verlassen wollen, älter, männlich, besser gebildet sind. Die Impfbereitschaft gegen COVID-19 ist geringer für Personen, die: COVID-19 für nicht bedrohlich und die Impfung für überflüssig halten und Nutzen und Risiken der Impfung stärker abwägen wollen. Personen, die die COVID-19 Schutzmaßnahmen generell für übertrieben halten, haben auch eine geringere Impfbereitschaft. Eine Impfpflicht wird weiter deutlich abgelehnt; auch mehr Freiheiten für Personen mit bestätigter Corona-Immunität sind weiterhin nicht gut akzeptiert (28%). In einem Experiment wurde untersucht, ob die Impfbereitschaft steigt, wenn durch eine Impfung mehr Freiheiten gewährt (oder die Grundrechte weniger eingeschränkt) werden. Diese Aussicht hatte keinen positiven Einfluss auf die Impfbereitschaft. Im Gegenteil: wenn man davon ausging, dass die Impfung nicht die Übertragung des Virus verhindert, sank die Impfbereitschaft, wenn mehr Freiheiten in Aussicht gestellt wurden. Ein hoher finanzieller Anreiz von 1000 Euro zeigte sich als ausreichend, um die Impfbereitschaft zu steigern – jedoch nicht, wenn man davon ausging, dass die Impfung die Übertragung nicht verhindert (sie also keinen zusätzlichen sozialen Nutzen hat). Diese Ergebnisse zeigen, dass in der Bevölkerungswahrnehmung die Frage um die Übertragung der Krankheit nach der Impfung hoch relevant ist. Personen, die davon ausgehen, dass durch eine impfung auch die Übertragung verhindert wird (derzeit 27%), haben eine höhere Impfbereitschaft. Das Vertrauen in die verschiedenen Impfstoffhersteller ist deutlich unterschiedlich und hängt mit der Impfbereitschaft zusammen: am höchsten ist das Vertrauen in BioNTech, gefolgt von Moderna, dann AstraZeneca. Der Grund hierfür ist jedoch nicht bekannt und wird weiter exploriert.

Fazit & Empfehlungen: