Alles auf einen Blick — Erhebung vom 23./24.02.2021

Eine Zusammenstellung der wichtigsten Befunde mit Abbildungen und Empfehlungen finden Sie im aktuellen Foliensatz.

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Kurzzusammenfassung

Auf der Basis der aktuellen Ergebnisse der zwei-wöchentlichen COSMO Befragung (Welle 37, 23.02.21 & 24.02.21, 1012 Befragte, deutschlandweite nicht-probabilistische Quotenstichprobe, die die erwachsene Allgemeinbevölkerung für die Merkmale Alter x Geschlecht und Bundesland abbildet) leitet das COSMO Konsortium folgende Empfehlungen zur weiteren Gestaltung der COVID-19 Lage in Deutschland ab.

Gesamtbild

Interpretation der Daten: Die Mehrheit der Befragten denkt, das Leben wird frühestens in anderthalb Jahren wieder so wie vor der Pandemie – möglicherwiese auch nie. Die Mehrheit rechnet schon bald mit einer dritten Welle. Fast ein Drittel ist pandemiemüde. Möglicherweise werden die aktuellen Maßnahmen aufgrund dieser Langzeitaussichten stärker abgelehnt – frühere Befragungen zeigten auch, dass ein bundeseinheitlicher Stufenplan mit erreichbaren Zielen gewünscht wird. Gleichzeitig scheint es einen Konsens zu geben, dass die aktuellen Lockerungen (Schulen/Kitas) die Pandemie weiter treiben werden. Schnelltests und Impfungen werden wahrgenommen, hier gibt es seitens der Politik jedoch wiederholt Rückschläge, was mit dem weiter sinkenden Vertrauen zusammenhängen könnte.

Dritte Welle, Mutation, Pandemiemüdigkeit, Schutzverhalten

Befunde: 73% aller Befragten halten eine dritte Welle für eher oder extrem wahrscheinlich. Wer die B117 Mutation für ansteckender hält, hält auch eine dritte Welle für wahrscheinlicher. Die meisten Befragten erwarten den Beginn der dritten Welle im April. Während zwischen Ende Januar und Mitte Februar fast 70% davon ausgingen, dass die Fallzahlen in der kommenden Woche sinken werden, dreht sich diese Erwartung jetzt um: fast 40% denken, dass es wieder steigende Fallzahlen geben wird, ca. 40% denken, dass die Fälle stabil bleiben. 38% vermuten, dass es mindestens 18 Monate oder länger dauern wird, bis das Leben wieder so wird wie vor der Pandemie, 33% denken, das Leben wird nie wieder so sein wie davor. Die Pandemiemüdigkeit ist seit Beginn des 2. Shutdowns gestiegen und stabil – ca. 28% berichten von hoher Pandemiemüdigkeit. Wer eher pandemiemüde ist, schützt sich und andere weniger, sucht weniger Informationen und vertraut der Regierung weniger. Freiwilliges Schutzverhalten wird im 2. Shutdown seltener gezeigt als im ersten Shutdown, besonders auch von jüngeren Menschen unter 30. Die Verschärfung hat jedoch nochmals zu einem Anstieg von Schutzverhalten geführt. Wer unter 30 ist oder die Maßnahmen ablehnt, verzichtet seltener bewusst auf Kontakte. Jüngere unter 30 nutzen auch deutlich seltener die CoronaWarn App, obwohl sie mobiler sind und weniger ihre Kontakte reduzieren. 14-19% halten sich aktuell nur manchmal, selten oder nie an die geltenden Kontaktbeschränkungen.

Fazit & Empfehlung: Trotz der Wahrnehmung, dass die Fallzahlen tendenziell stagnieren oder steigen, wird individuelles freiwilliges Schutzverhalten nicht verstärkt, bei jungen Personen unter 30 lässt es in einigen Bereichen sogar tendenziell eher nach.

Vertrauen in die Regierung und Akzeptanz der Maßnahmen

Befunde: Der Anteil derer, die die Maßnahmen übertrieben finden, ist seit Jahresende 2020 von 22% auf aktuell 30% gestiegen. Auch der Ärger über die Maßnahmen hat zugenommen. Seit Ende Januar nimmt die Akzeptanz der stärker einschränkenden Maßnahmen ab. Vertrauen in die Regierung sinkt im Trend weiter. 38% vertrauen derzeit der Regierung (geringster Wert seit Erfassung), am Jahresende 2020 waren es noch 48%, im April 2020 58%. Auch das Vertrauen in die Landesregierungen ist im Vergleich zu vor zwei Wochen gesunken. Besonders relevant: das Vertrauen sinkt seit dem Beginn des Shutdowns im November besonders unter den Personen, die die Maßnahmen befürworten. Aus der letzten Erhebung wissen wir, dass der Regierung weniger Kompetenz zugeschrieben wird als Wohlwollen und Integrität; besonders die Kompetenzzuschreibung sinkt seit Sommer etwas stärker und hängt besonders mit Vertrauen zusammen.

Fazit & Empfehlung:

Kitas und Schulen geschlossen halten und wahrgenommenes Risiko für Kinder

Befunde: Weniger Befragte als vor 2 oder 4 Wochen stimmen zu, dass Schulen und andere Bildungseinrichtungen geschlossen bleiben sollen. Die Zustimmung variiert je nach Einrichtung zwischen 32% (Kitas und Grundschulen) und 39% (Universitäten). Zwischen 40% und 50% der Befragten sprechen sich für ein Ende der Schließungen aus. Personen mit Kindern in Kitas lehnen die weitere Schließung der Einrichtungen tendenziell mehr ab als Personen, die keine Kinder im entsprechenden Alter haben. 71% sorgen sich, dass Kinder und Jugendliche durch ausgefallenen Unterricht Nachteile haben könnten, 65% sorgen sich um die mentale Gesundheit der Kinder und Jugendlichen. Unter Eltern von Kindern unter 18 Jahren sind diese Sorgen stärker ausgeprägt. Wer diese Sorgen eher hat, befürwortet auch eher die Öffnung von Schulen und Kitas. 75% der Kinder in Grundschulen sind aktuell im Präsenzunterricht, ältere Kinder sind häufiger zu Hause. Fast 60% der Kinder unter 6 Jahren werden bei einer Tagesmutter oder in der Kita betreut. Eltern, deren Kinder bereits wieder in Präsenzunterricht oder in der Kita sind, schätzen deren Infektionsrisiko größer ein als wenn die Kinder zuhause sind.

Empfehlung

Belastung, Sorgen, Partizipation

Befunde: Insgesamt 54% empfinden ihre persönliche Situation momentan als belastend. Insbesondere Jüngere unter 30 Jahren sind besonders belastet. 23% der Befragten haben angegeben, schon einmal gezielt nach Informationen und Tipps gesucht zu haben, die sie dabei unterstützen könnten, ihre psychische Gesundheit zu erhalten oder zu stärken. Hierbei wurden am häufigsten Apps verwendet (z.B. zur Mediation); telefonische und Therapieangebote wurden seltener genutzt als online Angebote (Videos, Webseiten). 17% haben schon einmal daran gedacht, sich professionell beraten oder unterstützen zu lassen. In einem offenen Textfeld konnten die Befragten angeben, was ihnen persönlich hilft, ihre Situation innerhalb des Lockdowns zu verbessern. Wer angab, belastet zu sein, gibt häufiger Sport als Ausgleich an; die nicht belasteten geben an, das Einhalten der Regeln verbessere ihre Situation. Häufig wurde auch das Pflegen sozialer Kontakte, die aktive und kreative Beschäftigung rund um das Selbst, die unmittelbare Umgebung und (Weiter-)Bildung genannt. Insgesamt lehnen Personen, die besonders belastet sind, auch eher die Maßnahmen ab. Seit Jahresbeginn gibt es keine großen Veränderungen in den Sorgen: individuelle wirtschaftliche Sorgen (z.B. Verlust des Arbeitsplatzes) sind insgesamt stabil gering bis mittel ausgeprägt; gesundheitliche Sorgen (selbst erkranken, jemanden verlieren den man liebt) sind höher. Wer die Maßnahmen ablehnt, hat eher wirtschaftliche Sorgen; wer sie befürwortet eher gesundheitliche Sorgen. Ca. ein Drittel aller Befragten zeigt ein starkes Interesse daran, Schutzmaßnahmen, Hygiene- und Kontaktregeln mitzugestalten.

Empfehlungen:

Impfbereitschaft (auch für Kinder), Bevorzugung und Ablehnung einzelner Impfstoffe

Befunde: 66% würden sich (eher) gegen COVID-19 impfen lassen. Damit ist die Impfbereitschaft seit Anfang Dezember deutlich gestiegen (48%). Gestiegen ist auch das Vertrauen in die Sicherheit von Impfungen; dies pendelt sich auf einem erhöhten Niveau ein und ist nach wie vor der wichtigste Einflussfaktor auf die Impfbereitschaft. Die Impfbereitschaft hat in allen Altersgruppen seit Dezember zugenommen. Die Impfbereitschaft gegen COVID-19 ist höher für Personen, die: Vertrauen in die Sicherheit der Impfung haben, sich nicht auf die Impfung anderer verlassen wollen und männlich sind. Die Impfbereitschaft gegen COVID-19 ist geringer für Personen, die: COVID-19 für nicht bedrohlich und die Impfung für überflüssig halten und Nutzen und Risiken der Impfung stärker abwägen wollen. Personen, die die COVID-19 Schutzmaßnahmen generell für übertrieben halten, haben auch eine geringere Impfbereitschaft. Wäre ein Impfstoff für Kinder zugelassen und empfohlen, würde etwa die Hälfte der befragten Eltern ihre Kinder impfen lassen. Es macht dabei keinen Unterschied, ob Kinder aktuell zu Hause betreut werden oder in Kita/Schule gehen. Eltern, die davon ausgehen, dass die Impfung vor einer Übertragung des Virus schützt, wollen ihre Kinder wesentlich häufiger impfen lassen als die, die davon nicht ausgehen. Eine Impfpflicht wird insgesamt weiter deutlich abgelehnt; auch mehr Freiheiten für Personen mit bestätigter Corona-Immunität sind weiterhin eher weniger akzeptiert. Etwa die Hälfte der Befragten präferiert einen bestimmten Impfstoff, zumeist den Impfstoff von BioNTech. Wer in einem Experiment sich vorstellen sollte, den nicht-bevorzugten Impfstoff zugewiesen zu bekommen, ärgerte sich darüber und war dadurch deutlich weniger impfbereit – nur noch 58% wollten sich impfen lassen. Bekam man den bevorzugten Impfstoff, stieg die Impfbereitschaft leicht an.

Empfehlungen:

Schnelltests

Befunde: Etwa ein Viertel (23%) hat schon mal einen Schnelltest durchgeführt, Mitte Dezember waren es noch 14%. Fast die Hälfte weiß nicht, wo man einen Schnelltest durchführen lassen kann. Der Einsatz von Schnelltests verändert sich: während Mitte Dezember die meisten Schnelltests nach Reisen oder nach Kontakt zu infizierten Personen durchgeführt wurden, sind nun die häufigsten Gründe Kontakt zu Risikopersonen oder Freunden/Familie. Insgesamt können sich mehr Befragte vorstellen in Zukunft einen Schnelltest durchzuführen als noch in der Befragung Mitte Dezember. Als häufigster Grund für einen Schnelltest werden immer noch eigene Symptome (70%) und der Kontakt mit einer Infizierten Person (63%) genannt. Mehr als die Hälfte der Befragten (53%) können sich aktuell auch einen Schnelltest vor dem geplanten Besuch einer Betreuungseinrichtung oder eines Urlaubs vorstellen. Unwissen besteht jedoch über die Validität eines positiven/negativen Testergebnisses: Zwar denken nur 34%, dass sie bei einem positiven Ergebnis tatsächlich COVID19 haben, allerdings vermuten die meisten Personen, dass unter 10 positiv getesteten Personen 5 oder 8 davon tatsächlich COVID19 haben; 88% überschätzen die Anzahl (derzeit korrekt: ca. 1). Gleichzeitig wird auch die Bedeutung eines negativen Testergebnisses falsch eingeschätzt, 67 % der Befragten glauben, dass sie nach einem negativen Schnelltest-Ergebnis auch am nächsten Tag niemanden mit COVID-19 anstecken können (falsch).

Empfehlungen:

Generelle Empfehlungen zur Gesundheits- und Krisenkommunikation auf Basis der aktuellen und früheren Befunde:

Ein bundeseinheitlicher Stufenplan kann die Motivation zur Einhaltung der Regeln stärken.

Wichtige Inhalte betreffen:

In diese Kommunikation könnten Ärzte/innen und Wissenschaftler/innen einbezogen werden, da sie hohes Vertrauen genießen. Regierungskommunikation alleine erreicht durch den Vertrauensverlust mittlerweile keine ausreichend große Gruppe mehr, andere Akteure sollten dringend mit einbezogen werden.

Auch partizipative Ansätze sollten stärker verfolgt werden.

Bei jeder Kommunikationsstrategie sollte die Allgemeinverständlichkeit, Alltags-und Handlungsrelevanz der Inhalte im Vordergrund stehen. Zu diesem Zweck sollte die Kommunikationsstrategie auf aktuellen Erkenntnissen der Gesundheits- und Risikokommunikation und der kognitiven Verhaltenswissenschaften beruhen.