Alles auf einen Blick — Erhebung vom 09./10.03.2021

Eine Zusammenstellung der wichtigsten Befunde mit Abbildungen und Empfehlungen finden Sie im aktuellen Foliensatz.

Foliensatz herunterladen

Ausführlichere Analysen zu bestimmten Fragestellungen finden Sie auf den Themenseiten

Kurzzusammenfassung

Auf der Basis der aktuellen Ergebnisse der zwei-wöchentlichen COSMO Befragung (Welle 38, 09.03.21 & 10.03.21, 994 Befragte, deutschlandweite nicht-probabilistische Quotenstichprobe, die die erwachsene Allgemeinbevölkerung für die Merkmale Alter x Geschlecht und Bundesland abbildet) leitet das COSMO Konsortium folgende Empfehlungen zur weiteren Gestaltung der COVID-19 Lage in Deutschland ab.

Trotz dritter Welle nicht mehr Schutzverhalten

Befunde: Die Wahrnehmung, dass die Fallzahlen fallen, war nur von kurzer Dauer: Der Anteil der Personen, die stagnierende oder steigende Fallzahlen erwarten, ist auf über 86% gestiegen (Anfang Februar war es noch ein Drittel). Die Einschätzung des Infektionsgeschehens sowie die lokale Inzidenz und deren erwartete Entwicklung haben kaum Einfluss auf das individuelle Schutzverhalten. Aus der letzten Befragung wissen wir, dass die überwiegende Mehrheit mit einer baldigen dritten Welle rechnet.

Freiwilliges Schutzverhalten wird im 2. Shutdown weiterhin seltener gezeigt als im ersten Shutdown, besonders auch von jüngeren Menschen unter 30. Die luca-App zur Kontaktnachverfolgung wird bereits von 10% der Befragten genutzt.

Fazit & Empfehlung: Trotz der Wahrnehmung, dass die Fallzahlen tendenziell stagnieren oder steigen, wird individuelles freiwilliges Schutzverhalten nicht verstärkt.

Vertrauen in die Regierung und Akzeptanz der Maßnahmen

Befunde: Knapp 33% finden, die aktuellen Maßnahmen gehen zu weit, jedoch geben 43% an, die aktuellen Maßnahmen seien angemessen und 24% gehen sie nicht weit genug. Ärger und besonders geringes Vertrauen in die Regierung ist v. a. in der Gruppe derer zu beobachten, für die die aktuellen Maßnahmen zu weit gehen. Nur noch 30% vertrauen derzeit der Regierung, dies ist noch mal ein deutlicher Rückgang zu den Werten von vor zwei Wochen und ein neuer absolut geringster Wert. Die Einführung der Stufenplans mit veränderten Regelungen und Lockerungen konnte also (auch vor dem Hintergrund der politischen Gesamtlage) kein neues Vertrauen aufbauen.

Fazit & Empfehlung:

Belastung und Sorgen

Befunde: Insgesamt 56% empfinden ihre persönliche Situation momentan als belastend. Insbesondere Jüngere unter 30 Jahren sind besonders belastet und zeigen vermehrt Symptome wie Niedergeschlagenheit, Nervosität und Ängstlichkeit. Jüngere geben eher an, dass es ihnen im zweiten Lockdown schlechter geht als im ersten. Ende Februar hatten 23% der Befragten angegeben, schon einmal gezielt nach Informationen und Tipps gesucht zu haben, die sie dabei unterstützen könnten, ihre psychische Gesundheit zu erhalten oder zu stärken. Hierbei wurden am häufigsten Apps verwendet (z.B. zur Mediation); telefonische und Therapieangebote wurden seltener genutzt als online Angebote (Videos, Webseiten). 17% haben schon einmal daran gedacht, sich professionell beraten oder unterstützen zu lassen. Insgesamt lehnen Personen, die besonders belastet sind, auch eher die Maßnahmen ab.

Seit Jahresbeginn gibt es keine großen Veränderungen in den Sorgen: Individuelle wirtschaftliche Sorgen (z.B. Verlust des Arbeitsplatzes) sind insgesamt stabil gering bis mittel ausgeprägt; gesundheitliche Sorgen (selbst erkranken, jemanden verlieren den man liebt) sind höher. Wer die Maßnahmen ablehnt, hat eher wirtschaftliche Sorgen; wer sie befürwortet eher gesundheitliche Sorgen. Ca. ein Drittel aller Befragten zeigt ein starkes Interesse daran, Schutzmaßnahmen, Hygiene- und Kontaktregeln mitzugestalten.

Empfehlungen:

Impfbereitschaft

Befunde: 68% würden sich (eher) gegen COVID-19 impfen lassen. Damit ist die Impfbereitschaft seit Anfang Dezember deutlich gestiegen (48%). Gestiegen ist auch das Vertrauen in die Sicherheit von Impfungen; dies pendelt sich auf einem erhöhten Niveau ein und ist nach wie vor der wichtigste Einflussfaktor auf die Impfbereitschaft. Die Impfbereitschaft hat in allen Altersgruppen seit Dezember zugenommen. Bei den Jüngeren unter 30 Jahre zeichnet sich ein Plateau ab, das beobachtet werden sollte. Hier ist die Impfbereitschaft am geringsten. Die Impfbereitschaft gegen COVID-19 ist höher für Personen, die: Vertrauen in die Sicherheit der Impfung haben, sich nicht auf die Impfung anderer verlassen wollen und männlich sind. Die Impfbereitschaft gegen COVID-19 ist geringer für Personen, die: COVID-19 für nicht bedrohlich und die Impfung für überflüssig halten und Nutzen und Risiken der Impfung stärker abwägen wollen. Personen, die die COVID-19 Schutzmaßnahmen generell für übertrieben halten, haben auch eine geringere Impfbereitschaft. Eine Impfpflicht wird insgesamt mehrheitlich abgelehnt.

Empfehlungen:

Point-of-Care Schnelltests und Selbsttests

Befunde: Mittlerweile haben 27% schon mal einen COVID-19 Schnelltest durchführen lassen. Obwohl kostenlose Schnelltests nun für jeden verfügbar sein sollten, weiß etwa die Hälfte jedoch nicht oder ist sich unsicher, wo man einen Schnelltest durchführen lassen kann. Das Vertrauen in die Korrektheit der Schnelltests ist relativ niedrig. Obwohl ein negatives Testergebnis sehr wahrscheinlich korrekt ist, überschätzen 86% der Befragten die Anzahl der Personen, die Corona hat, obwohl ein Schnelltest negativ war (korrekt ist derzeit: ca. 1 Person von 1000 Personen mit negativen Tests hat doch Corona). Gleichzeitig wird jedoch die Bedeutung eines negativen Testergebnisses falsch eingeschätzt, 67 % der Befragten glauben, dass sie nach einem negativen Schnelltest-Ergebnis auch am nächsten Tag niemanden mit COVID-19 anstecken können (falsch; Daten von vor 2 Wochen). Die Befragten waren übermäßig skeptisch, was die Validität eines positiven Testergebnisses angeht. 71% unterschätzen die Zahl der Personen, die bei einem positiven Test tatsächlich Corona haben (korrekt ist derzeit: ca. 206-286 Personen von 1000 Personen mit positivem Tests haben tatsächlich Corona*).

Seit Anfang März sind auch Selbst-Tests z.B. in Apotheken oder Discountern erhältlich. 79% können sich vorstellen, solche Tests zu benutzen. Als Gründe hierfür werden v. a. der Wunsch nach Sicherheit und Beruhigung genannt, der Schutz anderer und die Möglichkeit, wieder an Freizeitaktivitäten teilnehmen zu können. Seltener wurde die Möglichkeit genannt zu testen, wenn man selbst Symptome oder Kontakt zu einer infizierten Person hatte. Als Gründe gegen Selbst-Test wurden vor allem eine hohe Fehlerquote und Angst und Bedenken vor der Selbstanwendung genannt. Etwa 80% der Befragten würden sich bei positivem Selbsttest (eher) isolieren, sich einen Termin für einen PCR-Test besorgen und ihre Kontakte der letzten 2 Wochen über das Testergebnis informieren. Rund die Hälfte würde sich nach einem positiven Selbsttest mit einem weiteren Selbsttest testen. Knapp 60% denken, dass ein positives Selbsttestergebnis meldepflichtig ist (dies ist aktuell nicht so, wird aber in Packungsbeilagen empfohlen).

Die Bereitschaft zur Nutzung von Selbst- und Schnelltests ist vor Treffen mit Risikogruppen und nach Treffen mit symptomatischen Personen am höchsten. Nutzung von Selbsttests hängt dabei vom Preis ab, 5 Euro pro Test senken die Bereitschaft deutlich. Die Möglichkeit, mit negativem Schnelltest einkaufen zu gehen, stellt einen Anreiz für Schnelltestungen dar, jedoch war die Gesamtbereitschaft relativ gering, an einem solchen Einkaufsereignis teilzunehmen.

Empfehlungen:

Stufenplan vs. NoCovid

Befunde: Der Anteil der Befragten, die nicht mehr genau wissen, welche Regelungen für sie gelten, steigt von 16% auf 22%. Das weist darauf hin, dass der neue Stufenplan sehr komplex ist. Der neue beschlossene Stufenplan wurde in einem Experiment beschrieben und in der Auswertung mit dem „NoCovid“ Plan verglichen. Jener sieht vor allem vor, die lokale Inzidenz stark zu senken und dann Grüne Zonen einzurichten, in denen keine oder nur sehr wenige Einschränkungen gelten und die durch Reisebeschränkungen und einer umfassenden Teststrategie geschützt werden. Die NoCovid Strategie wurde von 43% als belastend empfunden, gleichermaßen der aktuelle Stufenplan (42%). Ansonsten schnitt die NoCovid Strategie auf allen Bewertungskriterien besser ab. Sie wurde als effektiver eingeschätzt, um die Verbreitung der Mutationen zu verhindern und das Infektionsgeschehen langfristig stabil niedrig zu halten. Auch scheint NoCovid eine bessere Wirkung auf Motivation zu haben: Die Strategie sorgt für mehr Zuversicht, ihre Regeln werden als einfacher beurteilt und die Öffnungsstrategie ist für die Befragten klarer. Der Wunsch nach einem weiteren Strategiewechsel wurde nicht abgefragt. In der Gesamtschau der Daten sehen wir sinkendes Vertrauen trotz Lockerungen, einen relativ großen Anteil derer, die die Maßnahmen für zu schwach halten, verbreitete Gesundheitssorgen, steigende Pandemiemüdigkeit und die Wahrnehmung, dass die dritte Welle bevorsteht. Dies legt die Interpretation nahe, dass konservativere Lockerungen, einheitlichere Vorgehensweisen und stringentere Schutzmaßnahmen zu einer größeren Akzeptanz hätten führen können.

Generelle Empfehlungen zur Gesundheits- und Krisenkommunikation auf Basis der aktuellen und früheren Befunde:

Wichtige Inhalte sollten handlungsorientiert kommuniziert werden: