Alles auf einen Blick — Erhebung vom 06./07.04.2021

Eine Zusammenstellung der wichtigsten Befunde mit Abbildungen und Empfehlungen finden Sie im aktuellen Foliensatz.

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Kurzzusammenfassung

Auf der Basis der aktuellen Ergebnisse der zwei-wöchentlichen COSMO Befragung (Welle 40, 06.04.21 & 07.04.21, 976 Befragte, deutschlandweite nicht-probabilistische Quotenstichprobe, die die erwachsene Allgemeinbevölkerung für die Merkmale Alter x Geschlecht und Bundesland abbildet) leitet das COSMO Konsortium folgende Empfehlungen zur weiteren Gestaltung der COVID-19 Lage in Deutschland ab.

Verschärfung der Maßnahmen

Befunde: 42% finden, dass die Maßnahmen nicht weit genug gehen, 30% sind unsicher, 28% finden, sie gehen zu weit. Über die Hälfte der Befragten (56%) wünscht sich schnellstmöglich einen harten Lockdown. Knapp die Hälfte der Befragten (49%) glaubt nicht, das eigenverantwortliches Handeln ausreicht. In der Gesamtschau sind seit den ersten Lockerungen Anfang März die stärker einschränkenden Maßnahmen wieder in der Akzeptanz gestiegen und befinden sich nun auf mittlerem Niveau. Die Zustimmung zu Schulschließungen, Ausgangssperren oder Einschränkung der Freiheitsrechte stieg v.a. bei den Personen, die die Maßnahmen nicht übertrieben finden und ist bei ihnen nun deutlich größer als noch vor den Lockerungen.

Empfehlungen:

Risikowahrnehmung und Schutzverhalten

Befunde: Trotz steigenden Infektionszahlen und der Wahrnehmung, dass die Infektionszahlen weiter steigen oder stagnieren werden, nimmt Schutzverhalten nicht zu. Freiwilliges Schutzverhalten wird im zweiten Lockdown weiter seltener gezeigt als im ersten Lockdown. Eine Verschärfung des Lockdowns (17.12.20-21.02.21) führte wieder zu mehr Schutzverhalten, eine Lockerung (ab 22.02.21) zu weniger derartigem Verhalten. Die Risikowahrnehmung variiert zudem nicht systematisch mit den Fallzahlen – was auf starke Gewöhnungseffekte hindeutet. Eine steigende Anzahl an Personen weiß seit den ersten Lockerungen im März außerdem nicht mehr genau, welche Regeln für sie gelten (26%). Wer die Übersicht verliert, welche Regelungen aktuell gelten, hält sich weniger an AHA+L, meidet weniger Gespräche und Gedränge und nur knapp die Hälfte der Personen meidet geschlossene Räume.

Empfehlungen:

Kontakte reduzieren

Befunde: 25% aller Befragten gab an, mindestens einmal pro Woche Familienmitglieder aus einem weiteren Haushalt zu sehen, davon treffen sich 15% zweimal wöchentlich oder häufiger mit haushaltsfremden Familienmitgliedern. 20% sieht mindestens einmal die Woche Freunde und Bekannte, davon 10% mindestens zweimal oder häufiger. Ob dabei Schutzmaßnahmen eingehalten werden, wurde nicht abgefragt, aber aus früheren Befragungen wissen wir, dass im Kontakt mit Familien und Freunde eher ein geringes Risiko gesehen und weniger Schutzverhalten gezeigt wird. Viele Kontakte bestehen außerdem weiterhin am Arbeitsplatz, wie eine Befragung in Thüringen ergeben hat. 69% denken jedoch, dass eine drastische Reduktion der Kontakte helfen kann, die Pandemie einzudämmen.

Empfehlung:

Pandemiemüdigkeit geht durch Lockerungen nicht zurück

Befunde: Die Pandemiemüdigkeit ist durch die erfolgten teilweisen Lockerungen nicht gesunken. In einem Experiment (https://psyarxiv.com/2xvbr/) sank die Pandemiemüdigkeit, wenn Proband/innen sich zuvor verdeutlicht hatten, was sie motiviert, sich an die Maßnahmen zu halten.

Empfehlungen:

Impfen

Befunde: Die Impfbereitschaft ist stabil bei ca. zwei Drittel geblieben. Auch an der Impfstoff-Präferenz hat sich über die letzten 4 Wochen nichts Wesentliches geändert: AstraZeneca wird von 1.4% der Befragten bevorzugt, etwa einem Viertel ist der Impfstoff egal, 51% bevorzugen BioNTech. Wenn die Corona-Impfung vom Hausarzt empfohlen wird, ist die Impfbereitschaft größer. Werden auch nur geringe Zweifel bei der Hausärzt/in wahrgenommen, ist die Impfbereitschaft deutlich geringer.

Empfehlungen:

Vertrauen

Befunde: Das Vertrauen in die Bundesregierung und die Landesregierungen sinkt seit Beginn des 2. Lockdowns im November, insbesondere seit Mitte Februar 2021 ist es rapide gesunken: Nur noch 27% vertrauen aktuell dem Corona-Krisenmanagement der Bundesregierung. Das RKI hat zwar auch etwas an Vertrauen verloren, genießt von allen Behörden jedoch immer noch das höchste Vertrauen. (Betriebs- )Ärzt/innen und Krankenhäuser genießen hohes Vertrauen; Gesundheitsämtern wird eher nicht vertraut, Tendenz weiter sinkend. Vertrauen in die Wissenschaft ist nach wie vor hoch.

Empfehlungen:

Generelle Empfehlungen zur Gesundheits- und Krisenkommunikation auf Basis der aktuellen und früheren Befunde

Wichtige Inhalte sollten handlungsorientiert kommuniziert werden:

In diese Kommunikation könnten Ärzte/innen und Wissenschaftler/innen einbezogen werden, da sie gleichbleibend hohes Vertrauen genießen. Regierungskommunikation alleine erreicht durch den Vertrauensverlust mittlerweile keine ausreichend große Gruppe mehr, andere Akteure sollten dringend mit einbezogen werden.

Auch partizipative Ansätze sollten stärker verfolgt werden, ca. 40% der Befragten würden sich gerne beteiligen.

Bei jeder Kommunikationsstrategie sollte die Allgemeinverständlichkeit, Alltags- und Handlungsrelevanz der Inhalte im Vordergrund stehen. Zu diesem Zweck sollte die Kommunikationsstrategie auf aktuellen Erkenntnissen der Gesundheits- und Risikokommunikation und der kognitiven Verhaltenswissenschaften beruhen.

Empfehlenswerte weitere Ressourcen zur Impfkommunikation, Pandemiemüdigkeit, Korrektur von Falschinformationen etc. verlinken wir unter https://projekte.uni-erfurt.de/cosmo2020/web/ressources/