Kurzzusammenfassung

Auf der Basis der aktuellen Ergebnisse der zwei-wöchentlichen COSMO Befragung (Welle 44, 01.06.21 & 02.06.21, 980 Befragte, deutschlandweite nicht-probabilistische Quotenstichprobe, die die erwachsene Allgemeinbevölkerung für die Merkmale Alter x Geschlecht und Bundesland abbildet) leitet das COSMO Konsortium folgende Empfehlungen zur weiteren Gestaltung der COVID-19 Lage in Deutschland ab.

Impfbereitschaft

Befunde: Die Impfbereitschaft unter den ungeimpften Befragten ist etwas gesunken und liegt bei 57%. Über 40% sind als bereits geimpft aus dieser Berechnung ausgeschlossen. Sollten sich alle, die dazu bereit sind, auch tatsächlich impfen lassen, so ergäbe sich aus den Geimpften und den Impfbereiten eine Impfquote unter Erwachsenen zwischen 18 und 74 Jahren von 78%. Hierbei ist relevant, dass bei diesen Berechnungen Kinder und Jugendliche noch nicht eingerechnet sind. Unter den Ungeimpften sinkt die Impfbereitschaft tendenziell, was darauf hindeutet, dass viele der impfbereiten Personen bereits geimpft sind. Unter den Ungeimpften ist das Bedürfnis nach Nutzen-Risiko Abwägung hoch, wer mehr abwägt, will sich weniger impfen lassen. Es sinkt das Vertrauen in die Impfung; wer weniger Vertrauen hat, lässt sich weniger impfen. Es steigt die Wahrnehmung, dass man sich nicht impfen lassen muss, wenn es viele andere tun – das senkt die Impfbereitschaft.

Empfehlungen:

• Auch wenn die Impfbereitschaft in der Nähe der Herdenimmunitätsschwelle liegen würde, wird nicht aus jeder hohen Impfbereitschaft automatisch auch eine Impfung. Praktische Barrieren sollten abgebaut werden: einen Impftermin bekommen und Impfen sollte so einfach wie möglich sein. Sehr relevant wird vermutlich das Impfen am Arbeitsplatz und im Bildungssektor – so können große Gruppen mit vielen Kontakten erreicht werden und der Aufwand, an eine Impfung zu kommen, wird reduziert.
• Bei ungeimpften Erwachsenen nehmen Impfhindernisse zu. Dies sollte zielgerichtete Interventionen nach sich ziehen.
• Informationen für eine Risikoabwägung laienverständlich zur Verfügung stellen; diese sollten deutlich machen: was ist der eigene Nutzen?
• Wer andere mitschützen kann, ist eher impfbereit: Die Rolle des Schutzes anderer sollte prominenter in der Kommunikation genutzt werden, wenn die Evidenz dafür ausreicht.
• Ärzt/innen sollten informiert werden, um kompetent und sicher zu beraten, da ihre Empfehlung und Entscheidungssicherheit ein großes Gewicht hat.
• Unentschlossene sollten vor allem über ihre individuellen Nutzen und Risiken aufgeklärt werden.
• Außerdem sollte genauer kommuniziert werden, wie Geimpfte zur Pandemiekontrolle beitragen und wie durch Impfen der Weg zur Normalität möglich werden kann.

Bereitschaft, Kinder impfen zu lassen

Für Kinder ab 12 wurde jüngst der Impfstoff von BioNTech/Pfizer zugelassen. Es gibt derzeit keine noch Empfehlung der STIKO zum Impfstoff, es wird jedoch laut Medienberichten erwartet, dass die STIKO den Impfstoff für Kinder zwischen 12 und 15 nur für Kinder mit Risikofaktoren empfehlen wird.

Befunde: Eltern wurden gefragt, ob sie ihre Kinder in der kommenden Woche impfen lassen würden, wenn sie die Möglichkeit dazu hätten. Die Impfbereitschaft steigt mit dem Alter der Kinder. Bei den 12- bis 15-Jährigen hat die Bereitschaft trotz zwischenzeitlicher Zulassung des Impfstoffes für diese Altersgruppe abgenommen. Die Impfbereitschaft ist in allen Altersgruppen vor allem vom Vertrauen in die Sicherheit der Impfung abhängig. Das Vertrauen in die Impfung ist bei den Eltern der 12-15 Jährigen geringer als bei Eltern älterer Kinder. Bei Eltern von Kindern über 12 steigt sie mit der Überzeugung, eine Impfung könnte auch andere schützen.

Interpretation und Empfehlungen

• Möglicherweise ist die Impfbereitschaft teilweise etwas zurückgegangen, weil aus Politik und STIKO Unterschiedliches über die Kinderimpfung zu hören ist. Impfempfehlungen spielen eine große Rolle für die Impfbereitschaft.
• Da das Vertrauen in die Sicherheit der Impfung wichtigster Faktor ist, sollte hier größtmögliche Sorgfalt an den Tag gelegt werden (z.B. bzgl. eines möglichen Zusammenhangs mit der 2. BioNTech Impfung und einem erhöhten Aufkommen von Herzmuskelentzündungen bei Jungs; oder wenn kommuniziert wird, dass eine weitreichende Empfehlung nicht gegeben wird „weil Daten zur Sicherheit fehlen“ – dies kann bei Eltern verstanden werden als „ist gefährlich“)
• Informationen zur Risikoabwägung (Erkrankungsrisiken bei verschiedenen Erwachsenen-Impfquoten und ggf. zu erwartenden vierten Welle sowie Risiken, die mit dem Impfen verbunden sind) sollten laienverständlich zur Verfügung gestellt werden
• Für Eltern sollte Material bereitgestellt werden, das sie im Gespräch mit ihren Kindern unterstützt. Aus vorherigen Befragungen wissen wird, dass dabei die Themen Selbst- und Fremdschutz durch die Impfung und die Rückkehr zum Alltag durch Impfungen wichtig sind.