Alles auf einen Blick — Erhebung vom 15./16.06.2021

Eine Zusammenstellung der wichtigsten Befunde mit Abbildungen und Empfehlungen finden Sie im aktuellen Foliensatz.

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Kurzzusammenfassung

Auf der Basis der aktuellen Ergebnisse der zwei-wöchentlichen COSMO Befragung (Welle 45, 15.06.21 & 16.06.21, 1029 Befragte, deutschlandweite nicht-probabilistische Quotenstichprobe, die die erwachsene Allgemeinbevölkerung für die Merkmale Alter x Geschlecht und Bundesland abbildet) leitet das COSMO Konsortium folgende Empfehlungen zur weiteren Gestaltung der COVID-19 Lage in Deutschland ab.

Risikowahrnehmung und Schutzverhalten

Befunde: Die Mehrheit der Befragten erwartet in der kommenden Woche weiterhin sinkende Infektionszahlen. Die Risikowahrnehmung sinkt gleichermaßen für Geimpfte wie Ungeimpfte. Selbstberichtetes AHA+L Verhalten ist trotz sinkender Fallzahlen relativ stabil. Kontakte mit anderen Personen nehmen zu, besonders berufliche Kontakte. Freiwilliges Einschränkungsverhalten (Verzicht auf Reisen, Feiern, Kontakte) sinkt. Dies kann jedoch nicht durch etwa sorgloses Verhalten geimpfter Personen erklärt werden kann – Personen mit einer oder zwei Impfungen zeigen sogar etwas mehr Schutzverhalten als Personen ohne Impfung, was jedoch teilweise auch an deren höherem Alter liegen kann. Schnelltests werden von etwas über 40% zwischen ein- und viermal pro Woche durchgeführt, ein Drittel führt keine Schnelltests durch. 27% wissen nicht genau, welche Regeln für sie gelten. Diese Personen halten sich auch weniger an die AHA+L und andere Regeln. Die CoronaWarn-App wird von unter der Hälfte der Befragten genutzt; die Nutzungshäufigkeit hat seit den Lockerungen nicht zugenommen. 57% halten die aktuellen Maßnahmen für angemessen, für 30% gehen sie zu weit. Die Akzeptanz stark einschränkender Maßnahmen – die aktuell auch nicht notwendig sind - ist deutlich gesunken.

Empfehlungen:

Maskenpflicht

Befunde: Derzeit wird diskutiert, ob und ggf. wo oder für wen die Maskenpflicht aufgehoben werden soll. Insgesamt ist der Anteil derer, die für eine Beibehaltung der Maskenpflicht in Geschäften und öffentlichen Verkehrsmitteln stimmen, im Vergleich zu November 2020 um ca. 20 Prozentpunkte gesunken - aber eine Mehrheit ist weiterhin dafür, die Maskenpflicht beizubehalten: 62% stimmen der Aufrechterhaltung in Geschäften (eher) zu, 71% in öffentlichen Verkehrsmitteln. Bei der Schule sieht es anders aus: 32% der Eltern (35% insgesamt, Unterschied nicht signifikant) befürworten das Aufrechterhalten der Maskenpflicht im Unterricht für Kinder ab 10 Jahren. Wer mindestens einmal geimpft ist, stimmt der Beibehaltung der Maskenpflicht nochmal signifikant stärker zu als ungeimpfte Personen. Unter ihnen werden die Maßnahmen insgesamt weniger stark abgelehnt. Hier ist zu bedenken, dass unter den Geimpften mehr ältere Personen mit einer höheren Risikowahrnehmung sind, die sich ohnehin stärker schützen.

Vertrauen, Ablehnung der Maßnahmen, Verschwörungsdenken und Demonstrationsbereitschaft

Befunde: Vertrauen stabilisiert sich auf niedrigem Niveau: Wieder vertrauen 30% dem Corona-Krisenmanagement der Bundesregierung, 53% haben kein Vertrauen. Das RKI genießt weiter von allen abgefragten Behörden jedoch immer noch das höchste Vertrauen. Ärzt/innen und Krankenhäuser genießen hohes Vertrauen; Gesundheitsämtern wird weniger vertraut. Vertrauen in die Wissenschaft ist nach wie vor hoch. Verschwörungsdenken ist immer noch wenig verbreitet (22% denken (eher), Corona ist ein Schwindel, 19% halten es (eher) für menschengemacht, 10% stimmen beiden Aussagen (eher) zu).

Empfehlungen:

Impfbereitschaft

Befunde: Die Impfbereitschaft unter den ungeimpften Befragten ist weiter gesunken und liegt bei 49%. Über die Hälfte der Befragten ist als bereits mindestens einmal geimpft aus dieser Berechnung ausgeschlossen. Sollten sich alle, die dazu bereit sind, auch tatsächlich impfen lassen, so ergäbe sich aus den Geimpften und den Impfbereiten eine Impfquote unter Erwachsenen zwischen 18 und 74 Jahren von 79%. Mehr als die Hälfte der Befragten denken, dass die Impfung von unter 75% der erwachsenen Bevölkerung ausreicht, um eine ausreichende Grundimmunisierung zu erreichen; derzeit geht man von über 80% aus. Unter den Ungeimpften sinkt die Impfbereitschaft tendenziell, was darauf hindeutet, dass viele der impfbereiten Personen bereits geimpft sind. Unter den Ungeimpften ist das Bedürfnis nach Nutzen-Risiko Abwägung hoch, wer mehr abwägt, will sich weniger impfen lassen. Es sinkt das Vertrauen in die Impfung; wer weniger Vertrauen hat, lässt sich weniger impfen. Es steigt die Wahrnehmung, dass man sich nicht impfen lassen muss, wenn es viele andere tun – das senkt die Impfbereitschaft. Unter den Ungeimpften steigt zudem die Wahrnehmung, dass die Impfung überflüssig ist, da COVID-19 keine Bedrohung darstellt. Ca. 40% gehen davon aus, dass eine Impfung auch andere schützt. Wer (unter den Ungeimpften) davon ausgeht, dass seine Impfung auch andere schützt, ist auch deutlich eher impfbereit. Personen, die die Impfung eher ablehnen, nehmen zwar wahr, dass es häufiger positive als negative Informationen (z.B. in den Medien) zum Thema Impfen gibt, sie finden die positiven Informationen jedoch nicht so überzeugend wie negative. Bei Geimpften ist es andersrum: Diese finden negative Informationen weniger überzeugend.

Während im Frühjahr 2021 rund ein Drittel zu einer Geld-Spende für die COVAX-Initiative bereit waren, nahm die Spendenbereitschaft im Sommer etwas ab. Jedoch spendeten ca. 10% der spendenbereiten Befragten sofort innerhalb der Befragung.

Empfehlungen:

Bereitschaft, Kinder impfen zu lassen

Für Kinder ab 12 wurde ein Impfstoff zugelassen; für einen weiteren wurde die Zulassung beantragt. Die STIKO hat die Impfung nur für Kinder zwischen 12 und 17 empfohlen, bei denen Risikofaktoren vorliegen.

Befunde: Eltern wurden gefragt, ob sie ihre Kinder in der kommenden Woche impfen lassen würden, wenn sie die Möglichkeit dazu hätten. Die Impfbereitschaft ist bei Eltern von Kindern ab 16 etwas höher und stabil bei über 65%. Für diese Kinder war der Impfstoff schon länger zugelassen. Bei Eltern von 12- bis 15-Jährigen ist die Bereitschaft trotz zwischenzeitlicher Zulassung des Impfstoffes für diese Altersgruppe von 66% Ende Mai auf 44% gesunken. Die Impfbereitschaft ist in allen Altersgruppen vor allem vom Vertrauen in die Sicherheit der Impfung abhängig; das Vertrauen in die Sicherheit der Impfung für Kinder ist vor allem bei den Eltern von 12-15-Jährigen gesunken. Eltern mit Kindern unter 12 schätzen die Wahrscheinlichkeit, dass sich ihre Kinder bis Jahresende mit dem Coronavirus infizieren, wenn sie nicht geimpft werden, als niedriger ein als Eltern von älteren Kindern. Etwa ein Drittel der Eltern von Kindern über 12 geht davon aus, dass sich ihr Kind ohne Impfung bis Jahresende infizieren wird. Wer davon ausgeht, dass sich sein Kind infizieren wird, ist auch eher impfbereit.

Interpretation und Empfehlungen:

Persönliche Entwicklung in der Krise

Befunde: In der Rückschau auf die bisherige Pandemie wurde gefragt, inwieweit sich Verbesserungen und Chancen ergeben haben (z.B. “Durch die COVID-19 Pandemie… habe ich erkannt, wie viel meiner Familie an mir liegt/ habe ich erkannt, was mir wirklich wichtig ist/habe ich entschleunigt”). Die Befragten teilen sich in drei Teile: etwa je ein Drittel hat die Krise für sich als Wachstums-Chance erlebt (34,7%), ist unentschlossen (36,4%), oder hat keine Chance in der Krise erlebt (28,9%). Wer in der Krise auch eher eine Chance erlebt hat, lehnt die Maßnahmen weniger ab und folgt auch eher den Schutzmaßnahmen. Wer in der Krise eher eine Chance erlebt hat, vertraut auch eher der Regierung.

Umgang mit weiteren Krisen

Befunde: Korrelationen mit Fragen zur Befürwortung von Klimaschutzmaßnahmen zeigen mittlere bis große Zusammenhänge zwischen der Ablehnung von Coronamaßnahmen, Verschwörungsdenken und der Ablehnung von Klimaschutzmaßnahmen. Dies deutet darauf hin, dass es eher Gründe sind, die allgemeingültiger sind als kleinteilige Aspekte der Coronakrise, die die Akzeptanz der Maßnahmen beeinflussen. Ein - aber nicht der alleinige - Faktor ist beispielsweise das Vertrauen in die Regierung.

Empfehlungen: