Alles auf einen Blick — Erhebung vom 13./14.07.2021

Eine Zusammenstellung der wichtigsten Befunde mit Abbildungen und Empfehlungen finden Sie im aktuellen Foliensatz.

Foliensatz herunterladen

Ausführlichere Analysen zu bestimmten Fragestellungen finden Sie auf den Themenseiten

Kurzzusammenfassung

Auf der Basis der aktuellen Ergebnisse der zwei-wöchentlichen COSMO Befragung (Welle 47, 13.07.21 & 14.07.21, 954 Befragte, deutschlandweite nicht-probabilistische Quotenstichprobe, die die erwachsene Allgemeinbevölkerung für die Merkmale Alter x Geschlecht und Bundesland abbildet) leitet das COSMO Konsortium folgende Empfehlungen zur weiteren Gestaltung der COVID-19 Lage in Deutschland ab.

Risikowahrnehmung und Schutzverhalten

Befunde: Während von Mai bis Mitte Juni die Mehrheit davon ausging, dass die Fallzahlen weiter fallen, gehen aktuell 62% der Befragten davon aus, dass es in der nächsten Woche wieder mehr Infektionen geben wird. Alle Schutzverhaltensweise gehen zurück. AHA-AL geht am wenigsten zurück, aber seit dem Höhepunkt der 3. Welle im April ist auch hier ein Abwärtstrend sichtbar. Besonders deutlich nehmen Verhaltensweisen wieder zu, die mit vermehrten Kontakten verbunden sind. Eine Zunahme der Kontakte ist v.a. im Arbeitskontext zu beobachten. Ca. 17% der Befragten führen mehr als einmal pro Woche einen Schnelltest durch; wer berufstätig ist, testet sich häufiger. 28% wissen nicht genau, welche Regeln für sie gelten. Diese Personen halten sich auch weniger an die AHA+L und andere Regeln. Die CoronaWarn-App wird von unter der Hälfte der Befragten genutzt; die Nutzungshäufigkeit hat auch nachdem die zusätzlichen Funktionen (Impf- und Genesenen-Zertifikate) eingeführt wurden nicht zugenommen.

Empfehlungen:

Impfbereitschaft

Befunde: Sollten sich alle, die dazu bereit sind, auch tatsächlich impfen lassen, so ergäbe sich aus den Geimpften und den Impfbereiten eine Impfquote unter Erwachsenen zwischen 18 und 74 Jahren von 83%. Dies beinhaltet die Annahme, dass alle, die jetzt (eher) impfbereit sind, sich auch impfen lassen. Unter den Ungeimpften hängt eine geringe Impfbereitschaft vor allem mit Zweifeln an der Sicherheit der Impfung zusammen, der Wahrnehmung, man müsse sich nicht impfen lassen, wenn die anderen das tun (Trittbrettfahren), der Wahrnehmung, dass Impfen überflüssig ist und mit wahrgenommenen praktischen Barrieren. 10% aller Befragten wollen sich auf keinen Fall impfen lassen, unter den Ungeimpften macht diese Gruppe in dieser Befragung 41% aus. Besonders in der Gruppe der älteren Befragten über 60 sind fast alle Impfwilligen bereits geimpft; wer jetzt noch ungeimpft ist, will es auch eher nicht. Vergleicht man die Unsicheren Zögerer mit den Impfbereiten, verlassen sich die Unsicheren Zögerer eher auf die anderen (Trittbrettfahren), sie halten die Impfung eher für überflüssig und nehmen die Impfung nicht als etwas wahr, dass die Rückkehr zum Alltag erlaubt. Sie halten die Impfung auch für etwas weniger sicher, aber das ist hier nicht zentral wichtig.

Empfehlungen:

Alternative Impforte

Befunde: Die folgenden Gruppen empfinden besonders Barrieren und werden vom aufsuchenden Impfen profitieren: Jüngere, Männer, Menschen mit Kindern, niedrigerer Bildung, Migrationshintergrund, Menschen, in deren Haushalt eine andere Sprache als Deutsch gesprochen wird, Menschen in Ostdeutschland. Als alternative Impforte waren von 45-60% der Personen mit mittleren und hohen Barrieren v.a. Apotheken, ein Impfbus oder Bildungsstätten bevorzugt. Aber auch Impfen am Einkaufsort oder im Freizeitbereich (Diskotheken, Bars) wurde von bis zu 30% befürwortet.

Wer bereits einmal geimpft ist oder eine hohe Impfbereitschaft hat, ist mehrheitlich bereit, sich an anderen Orten impfen zu lassen. Auch 30-40% der zögerlichen Personen könnten mit aufsuchenden Impfangeboten gut erreicht werden, v.a. durch medizinnahe Angebote (Apotheken, Impfbus). Ablehnende Personen erreicht man dadurch eher weniger gut.

Personen, die bereits einmal geimpft sind, zeigten sich besonders offen für nahezu jeden alternativen Impfort (z.B. auch Flughäfen oder Bahnhöfe) - auch für diese Gruppe kann es lohnenswert sein, die Zweitimpfung unkompliziert zu gestalten, insbesondere wenn sie zunehmend ausgelassen wird und einen Zweitimpfung aber für den vollständigen Schutz gegen die Delta-Variante nötig ist.

In einer offenen Frage konnten sich Teilnehmer/innen dazu äußern, wie impfbereite Personen dazu gewonnen werden können, einen Termin zu machen. Knapp 20% der Beiträge thematisiert Aufklärung und Werbeaktionen. Zudem werden Aufklärungen auch in anderen Sprachen gefordert. 11% sehen größere Freiheiten für Geimpfte als Möglichkeit, mehr Menschen für das Impfen zu gewinnen. Dazu gehört z.B. die Befreiung von der Testpflicht. 3% drücken diese Idee als Einschränkung für Ungeimpfte aus. Die Terminierung von Impfungen sollte einfacher gemacht werden: ob ganz ohne Termine (15%), leichtere Terminvergabesysteme (ohne Anmeldung im Internet, 5%) oder aktive Anschreiben per Post oder Telefonaktionen mit Einladungen (8%), viele Befragte sehen dort Verbesserungspotential.

Empfehlungen:

Impfpflicht

Befunde: Seit die Impfbereitschaft erhoben wird, wird auch die Zustimmung oder Ablehnung einer allgemeinen Impfpflicht erfasst: aktuell sind nur etwa 14% der Befragten eindeutig für eine allgemeine Impfpflicht (starke Zustimmung), das ist der niedrigste Wert seit Beginn der Erhebung. Eine frühere Studie hat gezeigt, dass sich auch eine berufsgruppenbezogene Impfpflicht bei davon nicht betroffenen Menschen negativ auswirken kann und zu weniger Schutzmaßnahmen und Ablehnung anderer Impfungen führen kann. Eine Regelung, die festlegt, dass im Herbst nur Geimpfte oder Getestete am öffentlichen Leben teilnehmen können und Tests kostenpflichtig werden, finden v.a. Ungeimpfte unfair, als Freiheitseinschränkung und eher nicht angemessen. Bereits Geimpfte sehen dies in allen Punkten anders. Ob eine solche Maßnahme die Impfbereitschaft jedoch erhöhen kann, kann aus den vorliegenden Daten nicht geschlossen werden.

Empfehlungen:

Wissen um Impfquote

Befunde: Der Anteil derjenigen, die denken, dass mehr als 80% der erwachsenen Bevölkerung geimpft werden müssen, um eine Grundimmunität zu erreichen, ist zuletzt deutlich gestiegen. 30% denken, dass die Pandemie durch alleiniges Impfen von Erwachsenen kontrolliert werden kann; 70% gehen davon aus, dass dafür auch Kinder und Jugendliche geimpft werden müssen.

Wissen um Effektivität

Befunde: Ungeimpfte unterschätzen deutlich die Effektivität der verfügbaren Impfungen (hier getestet: BioNTech vs. AstraZeneca). Ungeimpfte schätzen die Effektivität höchstenfalls auf knapp 50% ein; Geimpfte auf höchstenfalls 75%. BioNTech schneidet dabei besser ab als AstraZeneca. Die Effektivität wird aktuell vom RKI bei der Delta-Variante als 79/60% (gegen Infektion; BioNTech/AstraZeneca) angegeben, als 88/60% (gegen symptomatische Infektion) und 96/92% (gegen Hospitalisierung). Die Effektivität gegen Infektion, symptomatische Verläufe und Hospitalisierung wird von den Befragten zudem ähnlich eingeschätzt. Die Effektivität der Impfstoffe ist jedoch deutlich höher gegen symptomatische Infektionen und vor allem gegen Hospitalisierung. Ca. 34% gehen davon aus, dass eine Impfung auch andere schützt. Wer (unter den Ungeimpften) davon ausgeht, dass seine Impfung auch andere schützt, ist auch eher impfbereit.

Empfehlungen:

Informationen und Kampagnen

Befunde: Ca. 60% kennen die ‚Ärmelhooch Kampagne. Ob Ungeimfte diese Kampagne kennen oder im letzten Monat die Webseite www.zusammengegencorona.de besucht haben oder nicht hängt nicht mit der Impfbereitschaft zusammen. Das „Impfbuch für ALLE“ (kostenlose Publikation des RKI und der BZgA, https://www.dasimpfbuch.de/) kennen 11% der Befragten. Von den Ungeimpften haben 24% Interesse an dem Buch, wer impfbereiter ist hat auch mehr Interesse an einer Video- oder interaktiven Version davon.

Empfehlungen:

Bereitschaft, Kinder impfen zu lassen

Für Kinder ab 12 wurde ein Impfstoff zugelassen; für einen weiteren wurde die Zulassung beantragt. Die STIKO hat die Impfung nur für Kinder zwischen 12 und 17 empfohlen, bei denen Risikofaktoren vorliegen.

Befunde: Etwa ein Drittel der Eltern geht davon aus, dass sich ihr Kind ohne Impfung bis Jahresende infizieren wird. Das Virus wird für Kinder von mehr Eltern als gefährlicher eingeschätzt als noch im Februar. Eltern wurden gefragt, ob sie ihre Kinder in der kommenden Woche impfen lassen würden, wenn sie die Möglichkeit dazu hätten. Die Impfbereitschaft ist bei Eltern von Kindern ab 16 stabil und liegt bei 67%. Für diese Kinder war der Impfstoff schon länger zugelassen. Bei den Eltern von 12- bis 15-Jährigen schwankt die Impfbereitschaft über die letzten Wochen zwischen 44 und 66%. Die Impfbereitschaft fällt bei Kindern unter 12 Jahren geringer aus als bei älteren Kindern. Hier ist noch kein Impfstoff zugelassen. Die Impfbereitschaft hängt für alle drei Altersgruppen vor allem vom Vertrauen in die Sicherheit von Impfungen ab. Für alle drei Altersgruppen hängt eine höhere Impfbereitschaft außerdem zusammen mit der Annahme, eine Infektion mit dem Coronavirus könnte für die eigenen Kinder gefährlich sein (mittlerer Zusammenhang), der Annahme, die eigenen Kinder könnten sich bis Jahresende mit dem Coronavirus infizieren, falls nicht geimpft (mittlerer Zusammenhang) und der Sorge, die Delta-Variante könne sich in Deutschland ausbreiten (starker Zusammenhang). Die STIKO-Empfehlung wird als wichtig bewertet, beeinflusst aktuell aber kaum die Impfbereitschaft: Obwohl es keine allgemeine Impfempfehlung für alle Kinder ab 12 gibt, ist die Impfbereitschaft aktuell dennoch hoch. Wichtigere Faktoren für die Impfbereitschaft v.a. bei den Eltern jüngerer Kinder unter 16 sind als wie sicher die Impfung wahrgenommen wird und ob eine soziale Verantwortung wahrgenommen wird.

Interpretation und Empfehlungen:

Vertrauen, Ablehnung der Maßnahmen, Demonstrationsbereitschaft

Befunde: Vertrauen stabilisiert sich auf niedrigem Niveau: Es vertrauen 32% dem Corona-Krisenmanagement der Bundesregierung, 50% haben kein Vertrauen. Das RKI genießt weiter von allen abgefragten Behörden immer noch das höchste Vertrauen. Ärzt/innen und Krankenhäuser genießen hohes Vertrauen; Gesundheitsämtern wird weniger vertraut. Vertrauen in die Wissenschaft ist nach wie vor hoch. 54% halten die aktuellen Maßnahmen für angemessen, für 27% gehen sie zu weit. Die Akzeptanz stark einschränkender Maßnahmen – die aktuell auch nicht notwendig sind - ist im Vergleich zum Höhepunkt der 3. Welle deutlich gesunken. Ca. 60% empfinden die Maßnahmen als fair. Wer der Regierung weniger vertraut lehnt auch eher Maßnahmen ab, findet sie weniger fair und ist eher demonstrationsbereit (und umgekehrt, schwache bis mittlere Zusammenhänge).

Empfehlungen:

Delta-Variante und Vierte Welle

Befunde von vor 2 Wochen: 65% sind eher oder sehr besorgt, dass sich Delta in Deutschland ausbreiten könnte. 96% erwarten eine vierte Welle, die meisten circa im Oktober. Wer die Maßnahmen ablehnt denkt auch eher, dass es keine vierte Welle geben wird. Je größer die Sorge um eine vierte Welle oder die Ausbreitung der Delta-Variante, desto höher ist die Impfbereitschaft unter den ungeimpften Befragten.

Maskenpflicht bis Frühjahr 2022

Befunde: Aus der letzten Befragung wissen wir, dass eine Mehrheit weiterhin dafür ist, die Maskenpflicht beizubehalten, zumindest in Geschäften und in öffentlichen Verkehrsmitteln. In dieser Woche geben 65% der Befragten (vor 2 Wochen. 60%) an, dass die Pflicht zum Tragen von Masken (chirurgischer Mund-Nasen-Schutz oder OP-Maske) in geschlossenen Innenräumen (z.B. in Geschäften) und im öffentlichen Nahverkehr bis mindestens Frühjahr 2022 bestehen bleiben sollte. Personen, die sich eher wegen der Delta-Mutation des Coronavirus sorgen, stimmen der Maskenpflicht bis Frühjahr 2022 eher zu als Personen mit weniger Sorge. Wer noch ungeimpft und unsicher bzgl. der Impfung ist, lehnt auch eher das dauerhafte Masketragen ab als impfbereite Personen. Masketragen wird von den nicht impfbereiten Personen also vermutlich nicht als Ersatzhandlung zum Impfen gesehen. Wer mindestens einmal geimpft ist, stimmt der Beibehaltung der Maskenpflicht nochmal signifikant stärker zu als ungeimpfte Personen. Unter ihnen werden die Maßnahmen insgesamt weniger stark abgelehnt. Hier ist zu bedenken, dass unter den Geimpften mehr ältere Personen mit einer höheren Risikowahrnehmung sind, die sich ohnehin stärker schützen.