Alles auf einen Blick — Erhebungen vom 19./20.10.2021 und 02./03.11.2021

Eine Zusammenstellung der wichtigsten Befunde mit Abbildungen und Empfehlungen finden Sie im aktuellen Foliensatz. Außerdem können Sie hier auch eine Auswertung der qualitativen Fragen herunterladen.

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Kurzzusammenfassung

Auf der Basis der bisherigen und aktuellen Ergebnisse der COSMO Befragung (Wellen 54 und 55, 972 und 967 Befragte, deutschlandweite nicht-probabilistische Quotenstichprobe, die die erwachsene Allgemeinbevölkerung für die Merkmale Alter x Geschlecht und Bundesland abbildet) leitet das COSMO-Konsortium folgende Empfehlungen zur weiteren Gestaltung der COVID-19-Lage in Deutschland ab.

Risikowahrnehmung und Schutzverhalten

Befunde: Aktuell ist ein Anstieg der wahrgenommenen Ansteckungswahrscheinlichkeit zu beobachten. Das gefühlte Risiko ist in der aktuellen vierten COVID-19 Welle etwas niedriger als in der dritten Welle. Jedoch steigt auch das gefühlte Risiko seit Ende September an. Der Anstieg der Risikowahrnehmung tritt allerdings eher unter den geimpften Befragten auf. Eine Erkrankung wird als potenziell weniger schwerwiegend eingeschätzt als in der zweiten und dritten Welle. Die Befragten nehmen es aktuell als einfacher wahr, sich vor einer Ansteckung zu schützen als in der zweiten und dritten Welle. Schutzverhalten ist nach dem Höhepunkt der dritten Welle zurückgegangen – durch den aktuellen Anstieg der Fallzahlen zeigt sich eine Verlangsamung dieses Trends bzw. teilweise eine Umkehr (Gruppen und Gedränge, Gespräche mit engem Kontakt werden wieder stärker vermieden). Die meisten Verhaltensweisen werden jedoch seltener gezeigt als in der dritten Welle. Die Nutzung von Schnelltests hat seit dem Sommer abgenommen, über die Hälfte hat in den letzten vier Wochen gar keinen Schnelltest durchgeführt.

Impfen, Impfbereitschaft und Motive der Ungeimpften

Bitte zu beachten: Generell ist der Anteil der mindestens einmal Geimpften in der COSMO Stichprobe etwas höher als in anderen Impfquoten-Monitorings berichtet (Erstimpfungsquote 83 und 85% in COSMO, 69% Our World in Data, 84% COVIMO (Hochrechnung Stand August)). Dies legt nahe, dass die Stichprobe in der COSMO Studie dem Impfen positiver gegenübersteht als die Allgemeinbevölkerung, was daher möglicherweise den Anteil der Impf-Unwilligen unterschätzt und die erreichbare Impfquote überschätzt. Auch werden hier nur Erwachsene im Alter zwischen 18 und 74 Jahren befragt und die erreichbare Impfquote nur für diese Gruppe berechnet.

Erreichbare Impfquote. Sollten sich alle, die dazu bereit sind, auch tatsächlich impfen lassen, so ergäbe sich aus den Geimpften und den Impfbereiten eine Impfquote unter Erwachsenen zwischen 18 und 74 Jahren von 87%. Dies beinhaltet die Annahme, dass alle, die jetzt (eher) impfbereit sind, sich auch tatsächlich impfen lassen. Unter den Ungeimpften sind in der aktuellen Befragung nur noch 7% impfbereit, d.h. fast alle Erwachsenen unter 75, die sich impfen lassen wollen, sind jetzt bereits geimpft. 30% der Ungeimpften sind zögerlich, 64% sagen, sie wollen sich auf keinen Fall impfen lassen.

Einflussfaktoren auf die Impfbereitschaft. In der aktuellen Befragung (02.11.21) unterscheiden sich Ungeimpfte nicht von Geimpften hinsichtlich demografischer Merkmale wie Geschlecht, Schulbildung oder beruflicher Tätigkeit. Allerdings sind Ungeimpfte tendenziell jünger und es gibt anteilig mehr Ungeimpfte in Ost- als in Westdeutschland. Außerdem sind in dieser Befragung Menschen mit Migrationshintergrund häufiger ungeimpft als Menschen ohne Migrationshintergrund. Diese Gruppen bilden daher mögliche Zielgruppen für Kampagnen. Personen mit niedriger Impfbereitschaft und Impfverweigerer haben weniger Vertrauen in die Sicherheit der Impfung, sind eher bereit zum Trittbrettfahren und sehen den Schutz anderer als weniger wichtig an. Impfverweigerer halten die Impfung eher für überflüssig und sie wägen auch mehr Risiken und Nutzen ab. Praktische Barrieren spielen eher bei impfbereiten Personen eine Rolle und sollten dort abgebaut werden.

Empfehlungen:

Impfpflicht. Eine Impfplicht für Ärzt:innen, Pflegende, Erziehende und Lehrer:innen wird von ca. 67-72% befürwortet, für Polizist:innen von 62% der Befragten. Eine allgemeine Impfpflicht für alle wird insgesamt von ca. 30% aller Befragten befürwortet. Ungeimpfte lehnen eine Impfpflicht weitgehend ab. Personen, bei denen schon einmal eine Krebserkrankung diagnostiziert wurde, stimmen eher einer Impfpflicht zu - insbesondere Krebspatient:innen profitieren von einer hohen Impfquote, da sie selbst durch Impfen oft nicht so gut geschützt sind. 55% der Geimpften stimmten einer Einführung einer allgemeinen Impfpflicht und einem Lockdown für Ungeimpfte zu. Die Befürwortung eines nachrangigen Zugangs zu Intensivkapazitäten fiel deutlich geringer aus. Unter den Ungeimpften führte keine der drei hypothetischen Maßnahmen zu einer Erhöhung der Impfbereitschaft.

Empfehlungen:

Regionale Unterschiede. Die Impfbereitschaft in Ostdeutschland ist weiter signifikant niedriger als in Westdeutschland. Ostdeutsche Befragte haben geringeres Vertrauen in die Impfung, halten die Impfung eher für überflüssig und wollen sich eher auf die Impfung anderer verlassen (Trittbrettfahren). Clustert man die Bundesländer nach Impfquote (niedrig/mittel/hoch), zeigt sich, dass die Impfbereitschaft der Ungeimpften in Bundesländern mit geringer Impfquote geringer ist, hier gibt es weniger Vertrauen in die Sicherheit der Impfung, eine geringere Risikowahrnehmung bzgl. Covid und weniger Einsicht in den Nutzen für andere.

Zugang nur mit Impfnachweis (2G, 3G). Dass die Impfung eine Zugangsvoraussetzung für die Teilnahme an Freizeitangeboten ist (z.B. im Rahmen einer 2G oder 3G Regel), befürworten 80% der Befragten. Die 2G Regel (Zugang für Genesene und Geimpfte, 36%) oder 3G Regel (+ Getestete, 35%) sind dabei die favorisierten Regeln. Die 2G Regel ist deutlich beliebter als Ende August. Ungeimpfte sind eher dafür, dass allen Zugang ohne spezifische Regelungen gewährt werden soll. Der Anteil der Befragten, der nach einem Impfnachweis gefragt wird, steigt. Ein Drittel wurde jedoch noch nie nach einem Impfnachweis gefragt.

Empfehlungen:

Bereitschaft zur Booster Impfung. 76% der Befragten würde eine Booster-Impfung wahrnehmen, wenn sie verfügbar wäre. Wer von den bereits komplett Geimpften angab, keine Booster-Impfung zu wollen (12% der Geimpften), wurde nach Gründen hierfür gefragt. Für die meisten ist die Notwendigkeit einer Booster-Impfung nicht bekannt oder die 2. Impfung liegt noch nicht lange genug zurück. Zweifel an der Sicherheit oder eigene Erfahrung mit Impfreaktionen führen ebenfalls eher zu einer Ablehnung. Eine fehlende Empfehlung war nur für einen sehr kleinen Teil ein Grund dagegen.

Empfehlungen:

Bereitschaft, Kinder impfen zu lassen

Für Kinder ab 12 sind zwei Impfstoffe verfügbar und seit 16.08.21 auch von der STIKO für alle Kinder ab 12 Jahren empfohlen; zuvor war die Impfung nur für Kinder mit Risikofaktoren empfohlen.

Befunde: Etwa ein Drittel der Befragten schätzen Wahrscheinlichkeit und Schweregrad einer Coronainfektion für Kinder unter 12 als hoch ein, sollten diese nicht geimpft werden. Die aktuell potenziell erreichbare Impfquote bei Kindern ab 12 (Geimpfte plus Impfbereite) liegt bei ca. 72%. Bei Kindern unter 12, für die noch keine Impfung zugelassen ist, ist die Impfbereitschaft niedriger. Seit der generellen Impfempfehlung der STIKO ist die Impfbereitschaft in den Altersgruppen 12-15 und 16-17 Jahre im Vergleich zu vor der ersten eingeschränkten Empfehlung signifikant angestiegen.

Über alle Altersgruppen hinweg zeigt sich, dass Eltern mit geringer Bereitschaf, ihre Kinder impfen zu lassen, vor allem geringeres Vertrauen in die Sicherheit des Impfstoffs und eine niedrigere Risikowahrnehmung für ihre Kinder haben. Eltern, die ihre Kinder bereits geimpft haben, zeigen hingegen ein deutlich höheres Verantwortungsgefühl für die Gemeinschaft. Die Abwägung von Kosten und Nutzen der Impfung spielt bei beiden Gruppen eine starke Rolle während die Barrieren in der Ausführung in beiden Gruppen als (eher) gering empfunden werden.

Akzeptanz und Ablehnung der Maßnahmen, Vertrauen, Demonstrationsbereitschaft

Befunde: Mehr als die Hälfte der Befragten wünschen sich eine Regelung durch den Bund, wenn es um Masken und 2G/3G geht (ca. 25% sehen die Entscheidungsrolle beim Land, ca. 20% bei den Kommunen). Bei Schulregelungen wünschen sich die Befragten auch häufig die Landesregierung in der Entscheidungsrolle (36%), mehrheitlich jedoch auch den Bund (43%). Die Maßnahmen werden eher als übertrieben wahrgenommen als im ähnlichen Zeitraum 2020. Der Großteil findet die Maßnahmen aktuell angemessen (52%), 26% gehen die Maßnahmen zu weit. Der Anteil der Befragten, denen die Maßnahmen nicht weit genug gehen, liegt bei 22%. Schulschließungen waren in der 2. und 3. Welle akzeptierte Maßnahmen, aktuell befürworten dies nur wenige Befragte. Das Beibehalten von Masken bis in das Frühjahr ist gut akzeptiert.

Vertrauen in die Regierung hat sich auf niedrigem Niveau stabilisiert: Es vertrauen aktuell 29% dem Corona-Krisenmanagement der Bundesregierung, 51% haben aktuell kein oder nur sehr wenig Vertrauen. Das RKI genießt weiter von allen abgefragten Behörden immer noch das höchste Vertrauen. Ärzt:innen und Krankenhäuser genießen hohes Vertrauen; Gesundheitsämtern wird weniger vertraut. Vertrauen in die Wissenschaft ist nach wie vor hoch.

Empfehlungen: