Alles auf einen Blick — Erhebungen vom 15./16.04.2022, 10./11.05.2022 und 07./08.06.2022

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Kurzzusammenfassung

Wir befinden uns aktuell in einer Situation, in der eine gewisse Entspannung in Bezug auf die Pandemie erlebt wird: Die Befragten fühlen ein geringeres Risiko und schützen sich und andere weniger als in der Delta-Welle; alle Schutzverhaltensweisen nehmen weiter kontinuierlich ab. Andere Krisen wie der Ukraine-Krieg und der Klimawandel haben die Pandemie abgelöst: es wird deutlich seltener nach Informationen zur Pandemie gesucht als nach den anderen Themen. Mit Blick auf den Herbst zeigt sich, dass Maßnahmen unterschiedlich bewertet werden - v.a.die Wiedereinführung der Maskenpflicht, Ausweitung der Arbeit im Home Office und Absage von Freizeitveranstaltungen im Innenbereich werden von 40-70% teils auch dann als gerechtfertigt angesehen um Krankheits- und Todesfälle zu reduzieren, wenn sich die Situation im Vergleich zu jetzt nur wenig ändert. Sollte ein besonders ungünstiges Szenario eintreten, werden einschränkende Maßnahmen eher akzeptiert. Knapp ein Drittel der Befragten war bereits an COVID erkrankt, davon berichten 14%, an Long-COVID zu leiden. Insgesamt festigt sich weiter der Befund, dass Personen ohne Impfschutz ungeimpft bleiben möchten, dies gilt auch für Kinder. Mit einer Steigerung der Impfquote ist also ohne Weiteres nicht zu rechnen. Affenpocken werden im Vergleich zu Corona als weniger schwerwiegend eingeschätzt und ca. ein Drittel der Befragten befürchtet, dass sich die Affenpocken zur nächsten Pandemie entwickeln können.

Methodische Hinweise: die COSMO Befragung (Welle 62: 15./16.04.22 (n = 944 Befragte), Welle 63: 10./11.05.22 (n = 987); Welle 64: 06./07.06.22 (n = 944)) basiert auf einer deutschlandweiten, nicht-probabilistischen Quotenstichprobe, die die erwachsene Allgemeinbevölkerung zwischen 18 und 74 Jahren für die Merkmale Alter x Geschlecht und Bundesland abbildet.

Risikowahrnehmung, Schutzverhalten, Akzeptanz von aktuellen Maßnahmen

Befunde: Die Risikowahrnehmung und das Schutzverhalten haben sich seit der Omikron-Welle im Vergleich zum Delta-Infektionsgeschehen Ende 2021 deutlich verändert. Auch wenn immer noch ein erhöhtes Ansteckungsrisiko wahrgenommen wird, ist das gefühlte Risiko seit Beginn der Omikron-Welle deutlich gesunken, auch der Schweregrad einer möglichen Infektion wird als geringer eingeschätzt als in der Delta-Welle. Schutzverhalten ist entsprechend stabil niedriger als in der Delta-Welle und weiter gesunken. Auch das Masketragen und die freiwillige Einschränkung von Kontakten sind deutlich gesunken. Ca. 60% halten die aktuell geltenden Maßnahmen für angemessen, 16% gehen sie zu weit, 24% nicht weit genug.

Maßnahmen für Herbst und Winter 2022

Befunde: Die Befragten haben eins von drei möglichen Szenarien für den Herbst gelesen: günstigstes Szenario, Basis-Szenario, ungünstigstes Szenario (vgl. 11. Stellungnahme des ExpertInnenrats der Bundesregierung). Aus einer Liste von möglichen Maßnahmen sollten diejenigen gewählt werden, die man im vorliegenden Szenario als gerechtfertigt einschätzt, um die Verbreitung des Virus zu verringern und die Sterblichkeit sowie Todesfälle zu verhindern. Es gab dabei stärkere Unterschiede zwischen den Maßnahmen als zwischen den Szenarien. Am häufigsten wurden die folgenden Maßnahmen als gerechtfertigt angegeben (von 40-70% der Befragten): Wiedereinführung der Maskenpflicht, Ausweitung der Arbeit im Home Office und Absage von Freizeitveranstaltungen im Innenbereich. Am seltensten wurden gewählt (von 10-20% der Befragten): nächtliche Ausgangssperren und die Schließung von Schulen und Kindergärten. Zwischen den Szenarien konnten nur geringe Unterschiede festgestellt werden: einige Maßnahmen wurden im ungünstigsten Szenario etwas stärker akzeptiert, dazu gehören: die Maskenpflicht im Einzelhandel, die Absage von Freizeitveranstaltungen im Innenbereich sowie die Limitierung privater Treffen, Reisen und Zutritt zur Gastronomie.

Krisen im Vergleich: Corona-Pandemie, Klimawandel, Ukraine Krieg

Befunde: Am häufigsten informieren sich die Befragten aktuell zum Ukraine-Krieg (57% informieren sich häufig), gefolgt vom Klimawandel (39%), dann Corona-Pandemie (36%). Aktuell ist das gefühlte Risiko am größten in Bezug auf die Ukraine-Krise, gefolgt vom Klimawandel und dann der Corona-Pandemie. Wer sich wegen des Ukraine-Krieges sorgt, viel darüber nachdenkt oder Angst hat, dem geht es auch in Bezug auf die Corona-Pandemie und die Klimakrise ähnlich. Wer sich häufiger informiert, fühlt ein höheres Risiko (und umgekehrt).

Vertrauen

Befunde: Vertrauen in die jeweils amtierende Bundesregierung ist seit dem Frühjahr 2021 eher niedrig. Knapp die Hälfte der Befragten gibt aktuell an, der Regierung (eher) wenig zu vertrauen. Ca. ein Drittel hat (eher) hohes Vertrauen. Das Vertrauen in die Bundesregierung ist bei den Personen, die die Maßnahmen für angemessen halten und denen sie nicht weit genug gehen, etwa gleich hoch. Das Vertrauen ist bei Personen, denen die Maßnahmen zu weit gehen, sehr gering. Der Anteil derer, die die Maßnahmen ablehnen, ist aktuell sehr gering (16%, so gering wie nie zuvor).

Impfen, Impfbereitschaft und Motive der Ungeimpften

Bitte zu beachten: Generell ist der Anteil der mindestens einmal Geimpften in der COSMO Stichprobe etwas höher als in anderen Impfquoten-Monitorings berichtet. Dies legt nahe, dass die Stichprobe in der COSMO Studie dem Impfen positiver gegenübersteht als die Allgemeinbevölkerung, wodurch möglicherweise der Anteil der Impf-Unwilligen unterschätzt wird. Auch werden hier nur Erwachsene im Alter zwischen 18 und 74 Jahren befragt.

Impfbereitschaft. Die Impfbereitschaft unter den (weniger werdenden, verbleibenden) ungeimpften Personen ist sehr gering. Von allen Befragten waren in den drei hier zusammen berichteten Wellen zwischen 12-14% ungeimpft, der Rest hat mindestens eine Impfung erhalten. Unter diesen Ungeimpften sind in der aktuellsten Befragung aus dem Juni nur 9% impfbereit, 13% zögerlich oder unsicher, 78% sagen, sie wollen sich auf keinen Fall impfen lassen.

Einflussfaktoren. Ungeimpfte mit unterschiedlicher Impfbereitschaft unterscheiden sich etwas in ihren Gründen des Nicht-Impfens - sowohl untereinander als auch im Vergleich zu Geimpften: Wer sich auf keinen Fall impfen lassen möchte, hat deutlich größere Sicherheitsbedenken als Geimpfte; diese sind der Hauptgrund gegen das Impfen. Die Impfung wird zudem nicht als notwendig betrachtet; dies resultiert aus einer niedrigen Risikowahrnehmung durch die Erkrankung. Wer ungeimpft ist und noch zögerlich, den halten ebenfalls v.a. Sicherheitsbedenken ab. Bei Personen, die noch ungeimpft aber im Prinzip impfbereit sind, gibt es keine wesentlichen Unterschiede zu Geimpften.

Neue STIKO Impfempfehlung für Kinder von 5-11 Jahren

Befunde: Ende Mai wurde die Impfung gegen COVID durch die STIKO auf für Kinder von 5-11 empfohlen. Der Zuwachs an geimpften Kindern zwischen den Erhebungen im Mai und Juni 2022 ist statistisch nicht bedeutsam. Auch unterscheidet sich die Impfbereitschaft der Eltern der ungeimpften Kinder nicht zwischen der Erhebung der Erhebung im Mai und im Juni. Hier ist jedoch einschränkend eine geringe Stichprobengröße bei Eltern mit KIndern in diesem Alterssegment zu beachten. Insgesamt zeigt sich bei Kindern dasselbe wie bei Eltern: die Impfbereitschaft stagniert schon seit längerer Zeit, wer sein Kind impfen lassen möchte, hat das in der Regel getan.

Long COVID

Befunde: Wer jemanden mit Long-COVID kennt (knapp ein Drittel der Befragten), schätzt eine Infektion als schwerwiegender ein, hat mehr Angst vor einer Infektion und mehr Sorgen vor Langzeitfolgen. 14% der bereits Erkrankten geben an, selbst an Long-COVID zu leiden (Knapp ein Drittel aller Befragten war bereits erkrankt). Definiert wurde Long-Covid im Fragebogen als aktuelle gesundheitliche Beschwerden, die jenseits der akuten Krankheitsphase einer SARS-CoV-2-Infektion von 4 Wochen fortbestehen oder auch neu auftreten.

Exkurs: Affenpocken

Befunde: Die Affenpocken werden im Vergleich zu Corona als weniger schwerwiegend eingeschätzt. Auch das Infektionsrisiko schätzen die Teilnehmenden niedriger als bei Corona. Knapp 30% der Befragten befürchten, dass Affenpocken die nächste Pandemie auslösen könnten. 9% aller Befragten befürchten, im Falle einer Infektion stigmatisiert zu werden.