Alles auf einen Blick — Erhebung vom 11. bis 23.02.2022

Eine Zusammenstellung der wichtigsten Befunde mit Abbildungen und Empfehlungen finden Sie im aktuellen Foliensatz.

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Aktuelle Daten der COSMO Befragung (Welle 58) zeigen, dass ca. 11% der Befragten ungeimpft waren. Soziodemographische Analysen über die Daten der letzten fünf COSMO Erhebungen zeigen, dass Personen in Ostdeutschland eher ungeimpft sind, ebenso Personen mit Migrationshintergrund, geringerer Bildung, oder im ländlichen Raum lebende Personen. Als deutlich aussagekräftiger zeigen sich allerdings psychologische Variablen. Daher sollte das Erleben und Verhalten von geimpften und ungeimpften Personen v.a. hinsichtlich der Impfpflicht untersucht werden.

Mit der COSMO PANEL Studie wurde daher eine Langzeitstudie zum Erleben und Verhalten von Geimpften und Ungeimpften in Deutschland und Österreich aufgesetzt. Im Folgenden werden nur Daten aus Deutschland präsentiert. N = 3242 Personen wurden bei der ersten Erhebung in Deutschland vom 15.12. bis 27.12.2021 befragt, n = 2008 waren mindestens einmal gegen COVID-19 geimpft, n = 1234 waren bisher nicht gegen COVID-19 geimpft. Die Teilnehmenden werden künftig noch drei weitere Male befragt.

Interpretation der Ergebnisse

Insgesamt lässt sich interpretieren, dass die Ablehnung der Impfung v.a. aus Angst und fehlendem Vertrauen in die Sicherheit erfolgt. Psychologisch kann man sagen, es handelt sich hier um eine „heiße“ Ablehnung, also keine kühle, faktenbasierte Entscheidung, sondern eine heiße Gefühlsentscheidung aus Angst, Sorge und Mistrauen. Das bedeutet auch, dass die drohende Impfpflicht ebenfalls starke Gefühle von Ärger und einen großen Wunsch nach der Umgehung der Pflicht auslöst: Die Mehrheit der Ungeimpften will Wege suchen, die Impfpflicht zu umgehen. Besonderheiten der Ausgestaltung spielen hier keine Rolle, wer ungeimpft ist, lehnt eine Impfplicht ab, egal wie sie aussieht.

Empfehlungen:

Ergebnisse im Einzelnen

Die Ergebnisse der ersten Erhebungszeitpunkt lassen sich wie folgt zusammenfassen (eine Präsentation mit allen Ergebnissen findet sich hier).

Angst und Sorge vor Nebenwirkungen Hauptgrund gegen Impfung. Die große Mehrheit der ungeimpften Personen (74%) will sich auf gar keinen Fall gegen COVID-19 impfen lassen. Nur 6% wollen sich (eher) impfen lassen. Zusammen mit Daten aus der COSMO Studie kann man schätzen, dass im Vergleich zu Vor-Pandemiezeiten der Anteil der strikten Impfgegner, die alle Impfungen ablehnen, immer noch ähnlich niedrig liegt (zwischen 3% und 5%). 56% der Ungeimpften geben an, Angst vor der Impfung zu haben, v.a. vor Nebenwirkungen, aber auch Angst vor dem Tod durch Impfung. (Gründe für die fehlende Impfung und was Angst macht: hier die Auswertung der offenen Antworten runterladen)

Andere und weniger Informationsquellen. Ungeimpfte informieren sich im Vergleich zu Geimpften insgesamt seltener über das Thema und nutzen seltener Quellen wie Fernsehen, Radio, Zeitungen und Webseiten, dafür häufiger Soziale Medien und Nachrichtendienste und Messenger.

Weniger Risikowahrnehmung und Schutzverhalten. Die Risikowahrnehmung Ungeimpfter ist niedriger als bei Geimpften; entsprechend zeigen sie auch weniger generelles Schutzverhalten; insbesondere reduzieren sie weniger ihre Kontakte oder nutzen die Corona Warn App seltener.

Weniger Vertrauen. Ungeimpfte haben weniger Vertrauen in alle abgefragten Instanzen (Regierung, RKI, Wissenschaft, Hausärzte). Hausärzte haben noch das höchste Vertrauen, absolut gesehen ist aber auch das Vertrauen in Hausärzte niedrig bis mittelmäßig.

Blasenbildung. Es bilden sich „Blasen“ Geimpfter und Ungeimpfter Personen mit jeweils Gleichgesinnten. Sowohl der Impfstatus von Personen, die einem wichtig sind, als auch die angenommene Erwartungshaltung dieser Personen (erwarten die anderen, dass ich mich impfen lasse?) entspricht häufig dem eigenen Impfstatus. Wer unter den Ungeimpften denkt, dass es von ihnen erwartet wird, dass sie sich impfen lassen, hat eine etwas höhere Impfbereitschaft. Sowohl Ungeimpfte als auch Geimpfte identifizieren sich mit ihrem Impfstatus. Je stärker die Identifikation mit dem Status „ungeimpft“, desto geringer ist die Impfbereitschaft und desto mehr fühlen sich die Personen diskriminiert.

Schärfe der Debatte und Diskriminierungserleben. 86% der Ungeimpften empfinden die öffentliche Debatte zum Thema Impfen als eher unfair, überheblich und moralisierend. Unter den Geimpften wird die Debatte unterschiedlich wahrgenommen, 25% empfinden die Debatte als eher unfair, überheblich und moralisierend, 38% dagegen als eher fair, respektvoll und sachlich, 37% haben keine klare Meinung. 27% der Ungeimpften fühlen sich im Alltag eher diskriminiert, unter den Geimpften sind es nur 7%.

Beratungs- oder Impfpflicht. Allen Teilnehmenden wurde jeweils ein Beratungspflicht- und ein Impfpflichtszenario präsentiert, dabei wurden betroffene Altersgruppen (ab 12 oder ab 18 Jahren) sowie die Sanktionierung variiert (Geldstrafe oder Geldstrafe plus Arbeitsverbot). Die Beratungspflicht wurde eher akzeptiert, führt zu weniger Verärgerung und weniger Motivation, die Pflicht zu umgehen – allerdings auch zu einer geringeren Impfbereitschaft als die Impfpflicht. Unter den Ungeimpften lehnten 92% die Impfpflicht ab und 76% wollten Wege suchen, die zu umgehen. Ab welchem Alter die Impfpflicht galt oder wie sie sanktioniert würde, spielte dabei keine Rolle. Insgesamt waren bei den Ungeimpften die selbstberichteten Effekte auf die Impfbereitschaft sehr klein und der Wunsch nach einem Handeln gegen beide Arten der Pflicht sehr groß. Die Impfpflicht wird von ungeimpften Personen als etwas wahrgenommen, was v.a. politisch gewollt, aber wissenschaftlich eher wenig befürwortet ist.