The exchange program with Erfurt University exceeded all of my expectations. I came to the university to take part in a graduate workshop and to present my research for comments and suggestions. The workshop was an intense exchange of ideas, and as a PhD student, I found it intellectually engaging to both receive comments as well as propose suggestions for the research of others. Personally, I felt that my research benefited from different perspectives, and the scholars and students who participated provided me with specific, useful, and above all thoughtful feedback which helped to open up avenues in my research and methodology that I had not thought of before. I also had the opportunity to speak and work one on one with scholars both from the university as well as visiting fellows from around the world. In addition to the workshop, I attended classes at the university in body history, totalitarianism, the history of knowledge, and imperialism. As an American, I found the chance to discuss North American history with non-Americans very insightful, but I also felt that, as an outside student, I could add value and my own perspective to the class.
The quiet city of Erfurt is vibrant and gorgeous rich in history, and staying there was a pleasure. Students from the university were incredibly friendly, and they helped me to get settled and acclimated to the city very quickly. I quickly felt a sense of community with those I met, and we frequently went out to eat or grab a drink to end the day. There is plenty to do, whether it’s visiting historical sites and churches or eating lunch by the Gera River or in the Domplatz in the shadow of the Cathedral. The university also helped to organize three separate tours, all within the city itself: a tour of the major historical sites, a tour of the Topf und Söhne memorial museum, and a tour of its former Stasiprison.
The city is also in a great location within walking distance of a train station on several major lines in the heart of the country. Several major cities are accessible for a weekend or even a day trip. While in Erfurt, I made a one-day trip to Berlin and another to Frankfurt. Leipzig, Dresden, and Prague are also within traveling distance, and Weimar is so close, it is accessible by bicycle. The two weeks I spent in Erfurt were a great experience, and it is an invaluable opportunity for both academic advancement and personal enrichment.
My time in Erfurt by Brandon Kinney (Temple University, Philadelphia)
Mein Abenteuer Philly beginnt in Frankfurt. Jedoch nicht am Flughafen Frankfurt, sondern 3 Wochen zuvor. Für das Auslandssemester benötigt man ein Studierenden-Visum und muss dazu ein amerikanisches Konsulatbesuchen. Zuvor hatte man nur „die wenigen“ behördlichen Formulareausfüllen müssen. DS-160, F-1, SEVIS … – hinter diesen spannenden Abkürzungen stehen zumeist Gebühren und lange Formblätter. Nachdem diese alle abgehakt wurden (Schreibe ich meinen Nachname als Grünewald, Gruenewald oder Grunewald?) und die Kreditkarte begann zu glühen, standendem Termin und Gespräch nichts mehr entgegen. Es sollte ein erster Eindruck der USA mitten in Deutschland werden. Keine Taschen, keine Handys, Sicherheitstüren, Sicherheitscheck, Körperkontrolle und entspannte SecurityGuards. Nachdem das ganze Prozedere geschafft war, wurde mein Reisepass mit „approved“ eingesammelt und sollte in den kommenden Tagen postalisch zugestellt werden.
Auch meine Gesundheit wollte ich vor dem Auslandssemester nochmal gründlich checken lassen, so dass in der USA ja nichts passiert. (Spoiler: Es hat ganze 4 Tage gehalten). Zahnarzt, Hausarzt, Impfen und Podologie standen auf dem Programm. Auch die letzten Tage vor dem Abflug standen ganz im Zeichen der USA, Verabschiedungen, Vorfreude gepaart mit Wehmut und der Frage was und wie nehmeich alles mit? Seit Monaten hatte ich eine lange Liste in die Notizen App des Handys getippt. Doch die Frage, welchen Koffer ich mitnehme, hatte ich vergessen! Am liebsten wäre mir der brandneue Koffer meiner Eltern gewesen, aber sie lehnten ab. Dann dochder (ur)alte Koffer von Onkel Hans oder die Tennistasche vom Dachboden? Es wurde der Schalenkoffer von Omi, da dort die Rollen noch funktionierten. (Danke Oma ☺)
Alles zusammengepackt, 3x überprüft,ob auch wirklich der so wichtige Reisepass dabei ist,und ab mit mir in den Zug zum Frankfurter Flughafen. Direktflug FRA nach PHL mit dem Jumbojet der Lufthansa. Die Luft im Flieger wurde dann auch ganz schön eng, als zwei gut gebaute Männer neben mir Platz nahmen und für die kommenden 8 h meine Sitznachbarn wurden.
Ankunft am Flughafen PHL um 15.50 Uhr Ortszeit. Neben mir in der Schlange zum Einreisen: Ein junger Mann, ich schätzte ihn auf 19 Jahre. Ich sprach ihn an in der Vermutung, ob er auch ein Temple International Student sei. Er verneinte und berichte mir in gebrochenem Englisch, dass er hier ein Jahr auf die High School gehen werde. Er war 15, stammte aus Polen und war ziemlich nervös. Wer sollte es ihm verdenken, ich half ihm ein wenig mit dem Einreiseprozedere, spendete ihm mobiles Internet und wünschte ihm eine gute Zeit.
Auf mich warteten glücklicherweise Studierende meiner Uni Temple, die mich begrüßten und mit einem Temple Bus vom Flughafen aus direkt zur Uni fuhren. Da war ich nun. Benjamin, 27, zum ersten Mal auf amerikanischen Boden. Klassisch, buchte ich mir ein Uber um von dort zu meiner Wohnung zu gelangen. Nach etwa 25 min kam ich tatsächlich an.
Meine Wohnung habe ich über eine Facebook-Gruppe gefunden. Auf Empfehlung der ehemaligen Erfurter Temple Studierenden suchte ich nach einer Off-Campus Wohnmöglichkeit und wurde in einem kleinen Haus in einem ruhigeren Viertel Phillys von meinem Vermieter und meinen Mitbewohnern herzlichst empfangen. Mein kleines Zimmer mit einem privaten kleinen Bad konnte ich zum ersten Mal betreten. Ich war sehr müde, Ortszeit war es mittlerweile 21.00 Uhr. Jedoch tickte mein Körper noch nach deutscher Uhr. Die 6 h Unterschied machten sich bemerkbar (3 Uhr nachts MESZ) und ich fiel ins Bett.
In den kommenden Tagen lernte ich meine Kommilitoninnen und Kommilitonen kennen, die auch als Austauschstudierende ein Semester an der Temple University studieren werden. Sie kommen vornehmlich aus Taiwan, Südkorea, Brasilien und Deutschland. Wir erfuhren die Abläufe an der Uni, machten Schnitzeljagd über den Campus und feierten gemeinsam einen Spieleabend mit Exitgames, Roulette und Poker (mit Spielgeld und ohne Bankrott). Als krönender Abschluss stand ein gemeinsamer Beach-Trip nach Ocean City an den Atlantik auf dem Plan. Das Wetter spielte dort leider, im Vergleich zu den vorherigen Tagen, nicht mit. Es waren knapp 20 Grad und bedeckt. Als uns kurz vor Abfahrt des Busses ein Platzregen überraschte, mussten wir schnell rennen. Die Gullis waren binnen kurzer Zeit überfüllt und das Wasser stand tief auf der Straße.
Ich sprang über die tiefen Pfützen und rannte zum Bus. Als ich versehentlich in eine sehr tiefe Pfütze sprang, verlor ich das Gleichgewicht und stürzte auf den Bürgersteig. Jetzt löst sich auch der Spoiler von oben auf. Glücklicherweise zog ich mir nur eine starke Schürfwunde am Knie und blaue Flecken an den Händen sowie ein (zum Trend gewordener) Schnitt in meiner Jeans zu.
Trotz dieses Fauxpas konnte ich die Stadt bereits in der ersten Woche ziemlich gut kennen lernen. Es ist bemerkenswert, Philadelphia zu erforschen. Viele Parallelwelten. Auf der einen Seite der gepflegte Campus, der mit eigener Campus-Polizei ausgestattet ist, Kino und Fitnessstudio(s) gratis zur Verfügung stellt, und auf der anderen Seite Straßen und Häuser, die sehr renovierungsbedürftig sind und in denen scheinbar große Armut herrscht.
Da ich etwa 45 min mit dem Bus oder dem AMTRAK in die Stadt fahre, habe ich die Möglichkeit, auch ein klein wenig über den Tellerrand des Campusviertels zu schauen. Viele Studierende haben sich für die (sehr teure) Möglichkeit des Wohnens auf oder in Campusnähe entschieden. Ich bin froh darüber off-Campus zu wohnen. Ich möchte gern die amerikanischen Menschen kennen lernen. Das kann ich gut in meiner amerikanischen WG. Ich wohne mit dem 26 jährigen Nathan zusammen, er hat gerade seinen Abschluss an Temple gemacht und beginnt seinen ersten Job in einigen Wochen! Das dritte Zimmer gehört Kristen, die sich selbst als Hippie sieht und viel von Zuhause aus arbeitet. Mittlerweile ist die erste Uniwoche zu Hälfte um. Es gibt an der Temple Universität schier endlose Möglichkeiten an Aktivitäten. Sei es in einem der über 500 social clubs, den Spielen der Temple Basketball, Baseball, Football oder Soccer Teams oder mit anderen Freizeitaktivitäten. Patriotismus zur eigenen Universität wird hier großgeschrieben. Fast jeder trägt ein Temple–Shirt oder anderes Merchandise. Zugleich ist es für mich (und vermutlich auch für die meisten anderen) ein sehr herausforderndes Studium. Die Seminare bedürfen eines immensen zeitlichen Aufwands, die Literaturliste ist lang und es müssen regelmäßig Tests oder Essays abgegeben werden. Das wird für mein Ausdrucksfähigkeit eine gute Erfahrung werden und mit Sicherheit meine Sprachkenntnisse auf ein anderes Niveau heben. Das ist, neben den USA Erfahrungen und Freunden, das Hauptziel dieses Studiums. Und mein eigenes geschichtswissenschaftliches Studium wird vorangetrieben. Auch bin ich froh, wieder bei dem Kurs „Tell me about your past“ mitzumachen. Dieser verbindet die beiden Städte Erfurt und Philadelphia und auch die Universitäten Temple und Erfurt. Die ersten Eindrücke und Erfahrungen sind überwältigend, sie werden mich wahrscheinlich lange prägen. Dafür bin ich sehr dankbar!
Temple Owls, Philadelphia Eagles, 6ers, Phillies. Falls die Namen euch allen jetzt nichts sagen: Kein Vorwurf. Mir vor meinem Auslandssemester auch nicht. Es handelt sich um Sportteams. Davonsoll dieser Bericht handeln. Ich selbst bin als frenetischer Fußballspieler und Fan (es fällt mir immer noch schwer „Soccer“ zu sagen) in das Land gekommen, in dem der Fußball nicht mal an fünfter Stelle der beliebtesten Sportarten. Die über allem stehenden Sportarten hier sind American Football, Baseball, Basketball und Eishockey. Eins meiner Ziele dieses Auslandssemester für mich sportbegeisterten Menschen war es, Sport hier in Philadelphia zu erleben. Und darum geht es in meiner Halbzeitanalysean der Temple University.
Temple Owls vs Bucknell: 56:12
Meine erste Begegnung mit Sport war das erste Heimspiel der Temple Owl. Die Temple „Eule“ ist Teil des Coporate Designs der Universität und das Maskottchen der universitären Temple American Football Teams. Diese spielen in der NCAAF, der College Football league. Diese Spiele sind ein riesiges Event. Immatrikulierte Studierende können kostenlos das Spiel besuchen, es gibt zu jedem Heimspielein eigens dafür eingerichteten Shuttlebus zum Stadion. Wir fuhren also mit den berühmten gelben Schulbussen zum Lincoln Financial Field. Ein Stadion mit fast 70.000 Plätzen. Dort angekommen, staunten wir nicht schlecht, als auf den Parkplätzen rund um das Stadion eine große Sause war. Das sog. „Tailgaiting“ kannte ich jedenfalls noch nicht.
Die Footballfans stimmen sich auf das Spiel ein: Mit dabei ein Grill, gekühlte Erfrischungsgetränke, kleine Spiele und Musik. Gestärkt von dem Temple University Tailgate gingen wir ins Stadion. Etwa 20.000 Zuschauer waren dann in den Farben Cherry and White erschienen. Die Show konnte beginnen. Mit riesiger Blaskapelle (Etwa 200 Musiker), Feuerwerk und Cheerleadern startet das Spiel mit dem Kick-off. Das Spiel an sich dauert knapp vier Stunden (reine Spielzeit 4x 15 min), jedoch werden die Zuschauer mit Zahlreichen (Dance-) Spielen, Trinken und Essen und Livemusik bei Laune gehalten. Manchmal hatte ich das Gefühl, dass das eigentliche Footballmatch teilweise nebensächlich ist. Die Temple Owl gewann den „season opener“.
Unsere Gruppe –bestehend aus vielen Internationals- machte sich auf den Heimweg. Alles in allem ein gelungener Nachmittag. Es sollte nicht das letzte Mal werden, dass wir die Footballer unterstützen sollten.
Temple Soccer vs Rutgers: 0:1
Als Fußballenthusiast war ich erpicht darauf den Vergleich zu den Temple Soccer zu sehen. Auch auf das Niveau des Teams war ich gespannt. Tatsächlich spielen die Jungs auch in der College League. Das erste Spiel der Saison stand an. Die Bedeutung – gerade im Vergleich mit dem American Football – erkennt man am Stadion. Es waren in etwa 150 Zuschauer da. Doch ich freute mich auf ein spannendes Spiel.
Leider wurde meine Vorfreude nicht befriedigt. Temple verlor durch einen Elfmeter. Interessanterweise spielen die Amerikaner in der College Liga exakt 90. Minuten. D.h. es läuft eine Uhr (2x 45) Rückwärts. Angelehnt ist dies an die anderen großen Sportarten. Im europäischen Fußball entscheidet der/ die Schiedsrichter*in, wann das Spiel beendet ist (5 $ ins Phrasenschwein). Das Spielerische Niveau hingegen war ordentlich. Überrascht hat mich die immense Größe der Auswechselbank. Schätzungsweise 25 Spieler nahmen dort auf der Bank Platz. Viele im Kader von Temple waren übrigens europäische Fußballer. Alles in allem ein ungewohntes Erlebnis.
Philadelphia 76ers vs Minnesota Timberwolves: 117:95
Als nächstes stand Basketball auf dem Plan. Die Temple Collegebasketballsaison startete just erst. Daher besuchten wir ein NBA-Match der 6ers. Das ist die Abkürzung der Philadelphia 76ers. Nachdem wir ein Freundschaftsspiel besuchten, bei dem die Stimmung eher mäßig war, freuten wir uns dann auf unser und mein erstes NBA Spiel. Basketball ist ein wahnsinnig athletischer Sport, den ich sehr gerne schaue und der auch dank Dirk Nowitzkis grandioser Karriere in Deutschland verfolgt werden kann. Die Legenden des Sports über Kareem abdul Jabbar, Shaq o Neil, Michael Jordan oder LeBron James sind mir sehr geläufig. Das Spiel hielt den hohen Erwartungen stand. Die Stimmung war überragend, auch aufgeheizt von einer Rangelei eines 6ers mit dem Center der Tomberwolves. Die 6ers gewannen standesgemäß mit 117 zu 95 und machten aus mir einen kleinen Philadelphia 76ers Fan. Meine Stimme nach dem Spielbeurteilend, muss ich wohl auch ganz schön mitgefiebert haben.
Die Sportbegeisterung der Amerikaner ist immens. Es läuft überall. Man kann dem nicht entgehen. Auch im Unialltag wird das letzte Footballspiel der Eagles besprochen. Die Eagles sind die Mannschaft aus Philly die in der besten Footballliga der Welt, der NFL, antritt. Tickets für die Spiele sind für einen Studenten kaum zu bezahlen. Besonders beindruckt hat mich der Stellenwert der College Ligen. Die Spiele des College Football Teams werden live im Fernsehen übertragen. Gefühlt kommen alle einer Uni zusammen und feuern die Temple Owls an. Sport kann und hat so viel. Sport bringt Menschen zusammen. Sport regt zum Diskutieren an. Sport begeistert und lässt Menschen gemeinsam Feiern oder Weinen. Sport hat keine Grenzen und Sport funktioniert nur als Team. Und nach einem Spiel gibt man sich fairer Weise die Hand. Ich bin dankbar, die amerikanische Liebe zum Sport kennenlernen zu dürfen. Auch wenn ich den Sinn von Baseball immer noch nicht ganz begriffen habe ☺.
Vorbereitungen in Erfurt: Nun möchte ich euch von meiner tollen, ereignisreichen Zeit in den Vereinigten Staaten berichten. Eine Zeit, welche wahrlich das i-Tüpfelchen in meinem Studium-Leben war. Drehen wir doch die Zeit einmal zurück:
Oktober 2018. Der Fachschaftsrat Geschichte bewirbt das frische und neue Austauschprogramm mit der Temple University in Philadelphia, wo gerade die ersten Studierenden der Uni Erfurt eingetroffen sind und ihre Erfahrungen machen können. Da ich in meinem Bachelornoch keinen Auslandsaufenthalt gemacht habe und ich die ganze Zeit schon den Wunsch hatte in einem englischsprachigen Land nochmal zu studieren, bot sich für mich nun einmalige Chance. Schnell sande ich eine Bewerbung los! Dank mit der Zusage einhergehenden Förderung durch den DAAD konnte das Studium dort auch finanziert werden. Erfreulicherweise habe ich die Zusage bekommen! Das International Office empfiehlt immer mindestens ein Jahr Vorbereitung für den Auslandaufenthalt. Ich hielt das für übertrieben, kann aber im Nachgang berichten: Sie hatten Recht. Die USA hat einige bürokratische Hürden zu überwinden um dort studieren zu können: Du musst als zukünftiger Temple Student als erstes den Sprachnachweis (am besten intern an der UniErfurt), dann das F-1 Visum auf einem amerikanischen Konsulat beantragen (ich war in Frankfurt, das ging sehr flott) und dafür diversen Gebühren bezahlen (zwischen 500 und 800 Euro sollteste du schon einplanen), bspw. musst du eine sogenannte SEVIS Gebühr bezahlen für Ausländische Studierende in der USA (350 €). Nichtdestotrotz ist das machbar und da bin ich sehr gerne bereit dich dabei bei Fragen zu unterstützen. Das klingt im ersten Moment alles ganz schön kompliziert, aber wenn man es einmal (so wie ich ) gemacht hat, ist es leichter. Daher don’t hesitate to ask for help!
Hat man diese bürokratischen Hürden überwunden, geht es an die Wohnung/Zimmersuche. Dafür gibt es auch direkt den ersten Pro-Tipp von mir. Ich habe mein Zimmer über Facebook gefunden, dort sind einige Gruppen, in denen viele Unterkünfte angeboten werden. Auf jeden Fall solltest du nicht nervös werden, wenn du nicht direkt was findest. Die offiziellen Studentenwohnheim-Plätze auf dem Campus sind preislich i.d.R extrem teuer (über 5000 Euro fürs Semester in einem „shared-room“). Aber viele Freunde haben in der Nähe des Campus etwas gefunden. Ich bin etwas mehr off-Campus fündig geworden. Mein Zimmer war 30 Minuten mit öffentlichen Verkehrsmitteln von der Uni. Untergekommen bin ich in einem schönen Haus mit zwei super netten Mitbewohnern, und hatte dort in der Nähe direkt Zugang zu einem großen Park in dem man spazieren / joggen gehen konnte. Die Natur dort habe ich sehr genossen.
Dann konnte meine Reise endlich losgehen, im August 2019 stieg ich dann erwartungsvoll in den Flieger.
Die Temple University:
In der USA angekommen, empfingen mich mein Vermieter und meine „house mates“ sehr nett. Klassisch gab es leckere amerikanische Pizza. In der ersten Woche hatte ich Zeit den Campus zu erkunden und die anderen Internationalen Studenten kennen zu lernen.
Die Uni ist der absolute Kracher, sie ist echt super ausgestattet und hat auch super nette Professoren, Tutoren und Kommilitonen. Es gibt mehrere Fitnessstudios, ein eigenes Kino, die Seminarräume sind gut ausgerüstetund ein riesiges Tech Center mit tausenden PC Pools ist 24 h geöffnet. Zudem gibt es hunderte „social clubs“ in denen man sich engagieren kann und Freunde finden kann. Des Weiteren wird von International Office eine Kennenlern-Woche organisiert, in der man Austauschstudenten aus aller Welt kennen lernt. Diese Verbindungen blieben mir auch über das gesamte Semester erhalten; wir haben sehr viel gemeinsam unternommen. Ein Wiedersehen mit den neu gefundenen Freunden für dieses Jahr ist schon in Planung. Wir sind echt gute Freunde geworden.
Daher den zweiten Pro-Tipp: Mach da alles mit, das sind gut organisierte Events und sei offen und kommunikativ! Besonders genossen habe ich die Einladung zum Thanksgiving Dinner. Über das International Office werden dort Gastfamilien vermittelt und dann kann der Gaumenschmaus und Kennenlernen beginnen.
Da du ja auch aus dem Geschichtsmaster kommst, kann ich dir ja auch ein wenig von den Seminaren und den Ansprüchen im Semester erzählen: Also um als Full-time Student anerkannt zu werden musst du zwischen 9-12 Credits belegen. Ein komplettes Seminar sind 3 CP, daher musst du mind. 3 Seminare belegen. Die Auswahl ist groß genug, ich habe selbst 10 Credits gemacht. Da es in meinem Fall Semesterauch wieder das Temple –Uni Erfurt Seminar angeboten wurde und das quasi verpflichtend für mich war. Aber das hat mir sehr viel Spaß gemacht, Prof. Bryan Simon, welcher das Austauschprogramm von der amerikanischen Seite leitet, ist ein tollerer Dozent, der auch bei jedweden Problemen ein offenes Ohr für dich hat.
Ich hatte alle Veranstaltungen auf dem Main Campus, und vermutlich wird das bei dir auch so sein. Der Campus ist echt schön gestaltet und leitet zum Verweilen ein. Ein Hingucker ist die im August 2019 (als pünktlich zu meinem Erscheinen) eröffnete Charles –Library, in welcher ein Roboter dir die Bücher bringt. Verrückt!
Ansonsten ist das Studium schon anspruchsvoll, du wirst mit PHDs und Master Studierenden gemeinsam Seminare haben. Auch der Aufbau eines Seminars ist in der USA unterschiedlich zu Deutschland. In Erfurt schreibst du ja zumeist eine große Hausarbeit am Ende, hier haste viele kleinere Abgaben, Referate oder Essays während des Semester und bist aber dann zumeist, wenn das Semester im Dezember endet, auch fertig damit. Mir hat ein Freund sehr geholfen, der mir alle meine Texte nochmal quergelesenhat und den Stil somit ein wenig aufgebessert hat.
Auch sind die Seminare in der Geschichte zumeist sehr amerika-fixiert, dennoch gibt es eine breite Auswahl an Möglichkeiten. Ich hatte bspw. ein Holocaust-Seminar, dass ich sehr spannend fand. Dort konnte ich meine Expertise aus meiner Arbeit hier in Erfurt bei „Topf und Söhne“ gut einbringen. Dritter Pro Tipp: viel Smalltalkmit den Kommilitonen und Professoren und gerne auch einfach mal sich bei dem Professor in einer Sprechstunde vorstellen. Das ist mehr als gewünscht und wird dir im Semester helfen. Insgesamt sind die Seminare sind i.d.R. sehr leseintensiv.
USA, Philadelphia und das Leben:
Nun noch ein paar Erfahrungen, die ich außerhalb des Campus machen konnte: „USA-The Land of the Free“ –Das Land der unbegrenzten Möglichkeiten. Gefühlt kennen wir die amerikanische Kultur und doch kennen wir sie eigentlich nicht. Philly ist insbesondere aus historischen Aspekten sicherlich eine der spannendsten Städte der Vereinigten Staaten. Denn die amerikanische Unabhängigkeitserklärung wurde hier 1787 unterzeichnet. Das Highlight ist da die Liberty Bell mit dem berühmten Riss. Sie kann kostenlos besichtigt werden und spielt für die Amerikaner eine wichtige Rolle, da diese bei Verlesung der amerikanischen Unabhängigkeitserklärung geläutet wurde. Philadelphia gilt daher ja nicht zu Unrecht als Wiege der Nation. Auch ist die geografische Lage sehr spannend: Tagestrips nach NYC oder Washington sind locker machbar und sehr zu empfehlen.
Die amerikanische Gesellschaft ist sportbegeistert. Das merkt man auch gerne an der Temple University. Pflichttermin ist der Besuch eines Spiels der Temple Owls – der Temple Football Mannschaft, die gut und gerne mal vor 20.000 Zuschauern spielen. Wahnsinn! Ich selbst bin auch ein Sportenthusiast und habe mir insbesondere auch mal die 2 Meter Riesen von den 76ers in der NBA angeschaut. Jedes Mal war es ein großes Erlebnis! Philadelphia ist eine die wenigen Städte in den alle großen Sportarten in der ersten Liga vertreten sind: Phillies (Baseball), Sixers (Basketball), Flyers (Eishockey), Eagles (Football) & die Philadelphia Union (Fußball).
Ansonsten ist auch toll, dass du auch Zeit haben wirst zu reisen! Insbesondere im Fall-break im November kannst du dem immer kalter werden Philadelphia entfliehen. Ich bin nach Puerto-Rico in die Karibik für kleines Geld geflogen und habe dort ein paar tolle Tage erlebt. Aber auch Wochenend-Tour in die Pocono-Mountains ist wahrlich schönund zu empfehlen. Innerhalb von 2 h bist du auch mit dem Bus in Atlantic-City am Meer. Sehenswert ist dort auch mal ein Blick in die unglaublich großen Casinos.
Also mein Fazit meines Auslandsaufenthaltes lautet: Die USA ist ein absolut faszinierendes Land. Politisch seit Donald Trump sehr gespalten, historisch gesehen enorm spannend, landschaftlich atemberaubend und zum Studium im Ausland aufregend und unvergesslich.
Interesse geweckt? Daher wie wärs? Bewirb dich! Du wirst es nicht bereuen!
Benni goes USA. Mein Semester in „the City of Brotherly Love” – Temple University Philadelphia von Benjamin Grünewald
Als Geburtsstätte der Vereinigten Staaten von Amerika und zweitgrößte Stadt an der Ostküste ist Philadelphia täglich Faszination und Herausforderung zugleich. Ich war am Anfang meines Auslandssemesters an der Temple University recht überwältigt von hohen Preisen, krasser Armut und hoher Kriminalität, dem offensichtlichen Rassismus in der Gesellschaft, dem vergleichsweise großen Campus mit Fastfood-Ketten, Banken, Cheerleader-Shows, Uni-eigenem Merchandise-Shop mit Temple-Branding – kurzum, ich war überwältigt von America. Trotz meiner europäischen Sozialisation, die sich sehr an den USA orientiert, war ich erstaunt, wie fremd es sich dann doch anfühlte, hier zu leben. Doch ich empfing dies als willkommene Herausforderung und habe in den Monaten tieferes Verständnis entwickeln können – in Bezug auf die amerikanische Gesellschaft, ihr Selbstverständnis und ihren Platz in der Welt.
Sehr zu Hilfe kamen mir dabei die Kurse, die ich an der Temple Universität belegt habe und in der mir Dozenten und Studierende ausnahmslos offen und hilfsbereit den Weg in die amerikanische Gesellschaft erleichtert haben. Das akademische Niveau ist herausragendund durch meinen Status als graduate Studierende hatte ich Zugang zu Seminaren mit anderen graduates oder sogar PhD-Studierenden. Der Workload ist höher als an deutschen Universitäten, schriftliche Arbeiten sind fast wöchentlich einzureichen und die Abgabetermine habe ich als strikter wahrgenommen als in Deutschland. Dadurch ergibt sich aber auch eine wunderbare Produktivität und Schreibblockaden treten weniger häufig auf. Die Atmosphäre in den Kursräumen im angelsächsischen Stil ist lockerer und lebhafter, als ich es von deutschen oder anderen europäischen Universitäten kenne – dadurch war stets für anregenden Austausch gesorgt, ohne Bewertung oder Vorurteile konnte über jedwedes Thema diskutiert werden. Dies ist eine Erfahrung, für die ich sehr dankbar bin unddie ich hoffentlich in zukünftige Projekte und interdisziplinäre Kooperationen tragen kann. Zusätzlich zum inhaltlichen Erörtern von Themen rund um die amerikanische Geschichte, Erinnerungs- und Museumskultur und Feminismus und Gender Studies, habe ich persönlich enorm von dem regelmäßigen Verfassen englischer Hausarbeiten profitiert. Immer wieder wurden Studierende auch ermutigt, gegenseitig ihre Texte zu reviewen und zu editieren, was ich sprachlich sowie inhaltlich als enorm bereichernd empfunden habe und was mir zudem mehr Sicherheit im Kommunizieren von Kritik gegeben hat. Mehrmals nahm ich auch am kostenlosen Tutoring der neu eröffneten Charles Library auf dem Hauptcampus teil, in dem man mit Studierenden der Englischen Literatur oder verwandter Bereiche eine Stunde langpersönlich über eigene Texte sprechen und deren Feedback und Korrekturen erhalten kann. Die Universitätsbibliothek umfasst ein Angebot an Literatur und anderen Medien, das alles mir Bekannte übertraf – sollten Bücher nicht vor Ort zur Verfügung stehen, konnten sie inden meisten Fällen ohne Aufpreis und automatisch online aus Bibliotheken in der näheren Umgebung (zum Beispiel New York) bestellt werden und waren dann meist innerhalb weniger Tage im Regal, aus dem man die mit seinem Namen versehenen Exemplare selbst herausnehmen kann.
Philadelphia ist wunderbar grün, auch der Campus ist weitläufig gestaltet und in den wärmeren Monaten fand sich immer ein Platz, um im Schatten oder der Sonne bei einem leckeren Kaffee Kurstexte oder auch mal die neueste Publikation des Lieblingsautoren zulesen. Bei Einbruch des Herbstes und bis zu den Prüfungen kurz vor Weihnachten zog ich mich zum Arbeiten dann meist in die gemütliche Bibliothek zurück.
Temple University, Philadelphia, USA | Wintersemester 2019 von Maria Klenner
This month it was a year ago that I started my semester abroad at Temple University in Philadelphia. About time to capture some concluding impressions!
My time in Philadelphia started, like probably all lengthy stays abroad, with a number of difficulties. Not that something particularly went wrong, but in a new surrounding there are a lot of unfamiliar circumstances to adapt to. First of all you find yourself in an unfamiliar environment and you have to deal with a whole bunch of everyday issues and get used to new situations. From bureaucracy, slightly differently functioning interactions with people, everyday things like shopping, tipping, or not particularly delicious tap water,to finding a place to live. The fact that you have to do all this in a second language – which in my case was anything but perfect at this point – is also more exhausting than I expected it to beat first glance.
However, I felt that the difference to which I found it most difficult to adapt was the different academic culture. Particularly the flood of smaller assignments, but especially the weekly amount of readings made me feel overwhelmed with at first. Usually we had to read one monograph in preparation for each seminar, sometimes even a few additional essays or book chapters. What initially felt to me like an unmanageable mass of universityduties could be mastered though, after I began to understand that all this was not necessarily a lot more work to do, but first and foremost simply different. Understanding that, I was able to continue the semester relieved and with a better feeling.
During the conversations in my first seminars I quickly noticed that discussions about readings were very different from what I was used to from back in Germany. In courses I had attended at home, texts were often read closely and analyzed down to the smallest detail. At Temple, discussions revolved much more around general theses and arguments of the books. Also in the numerous smaller assignments that we had to do, less analytical depth was expected from us than at the German universities I knew. In Philadelphia we were rarely expected to read a book beyond the point where we understood its general ideas and methodology.
Besides these gradually internalized observations, the increasingly frequent conversations with my American fellow students, some of whom felt just as overwhelmed, but nevertheless managed to stay calm, helped me a lot.
Thus, over time I developed above all a different approach to academic literature, a different reading technique. Looking back, itis perhaps one of the main academic takeaways from my exchange that Ilearnedhow to quickly engage with a large amount of academic literature, while still grasping its content. This is generally a crucial skill for an academic career that was definitely not sufficiently taught at the German universities where I studied.At the same time, through this way of dealing with literature in seminars we were familiarized quickly with some of the discipline’sclassic readings –as in Eyleen Ryan’s Historical Methods, a seminar that I highly recommend –but also with trends and methods in current historical research.
The latter also comes from the fact that atTemple, since I participated inan exchange at graduate level, I mainly studied with people who werealready preparing their PhD projects. Havingsuch fellow students and sharing an academic day-to-day routine with them felt like ahuge enrichment. During class, in the corridor or while fetching food together, conversations about different projects and historical interests often came upand both students and professors seemed genuinely interested in my projects, ideas and even perspectives on academia. I found everyone, but especially Seth Bruggemann, in whose particularly exciting seminar we were encouraged to manage and develop a preservation project for a historic mansion as a class, and Eyleen Ryan to bevery helpful and dedicated teachers. Prof. Ryan’s feedback always exceeded my expectations by far and she gave me incredibly helpful hints to improve my academic English.
Maybe this is generally one of the things most worth passing on to future exchange students: Ask questions, talk to people, whether at university or in private, grab all the opportunities you get to talk to Americans –whether in seminars, hostels, football games, bars, in office hours, at Thanksgiving dinner with an American family, over a coffee on campus or in intercity buses. Whether in universityor non-universitysettings, I have found Americans to be very open and interested. A lot of the people I met werecurious about what Ithought as a European and wanted to get into conversationsabout personal as well aspolitical issues orabout myown (academic) projects and views. Engagingin these situations Isuddenly realizedhow much Ihadnot only adapted to a different academic culture and way of living, but also how quickly I had improved my language skills, made friends and how much I already felt at home in Philadelphia and on the Temple’s Campus.
Some recollections of my stay at Temple University by Jonas Brüderlin
Wenn man aus Europa kommt und an eine „hippe“ Stadt in den USA denkt, dann tauchen wohl Bilder von San Francisco, Los Angeles oder New York vor dem inneren Auge auf, jedoch wahrscheinlich nicht von Philadelphia. Diese Stadt hat Geschichte. Aber wie ich, werden wohl etliche Neuankömmlinge hier eines Besseren belehrt. Denn Philadelphia hat nicht nur Geschichte, sondern kann auch ziemlich modern sein.
Egal, ob man auf den ersten Erkundungen in der Innenstadt unterwegs ist oder ob man nur von seinem neuen Zuhause auf Zeit zum nächsten Supermarkt spaziert, der eigene Blick wandert immer wieder von einer bunt schillernden Häuserwand zur anderen. Das Stichwort hier ist Street Art . Meterhohe Wände von Wohnhä usern, Geschäften oder anderen Gebäuden aller Art werden von Graffiti verziert. Dabei handelt sich aber nicht um illegales „Geschmiere“, sondern um ästhetische wohl durchdachte Kunstwerke mit Sprayfarbe oder Mosaiksteinen gestaltet. Eins wird schnell klar: Philadelphia ist nicht so verstaubt, wie man zunächst vielleicht meint.
Die Stadt blickt auf eine lange Geschichte der öffentlichen Wandgemälde zurück. Von den ersten Wandverzierungen wird hier schon in den Anfängen des 19. Jahrhunderts berichtet. Die Kunstbewegung, welche durch ihre Werke heutzutage wahrscheinlich am sichtbarsten ist, hat ihre Wurzeln in den 1970er Jahren. Künstler und Aktiv isten wendeten sich einer neuen Art der Wandmalerei zu. Diese gründete sich auf der Beteiligung der Bevölkerung, war von der modernen Straßenkunst inspiriert und verortete sich im städtischen Raum. In den 1990er Jahren hatte diese neuen Kunstbewegung auf n ationaler und internationaler Ebene einen erheblichen Bekanntheitsgrad erreicht.
Eine der bekanntesten Organisationen dieser Kunstströmung ist “The Mural Arts Philadelphia”. Ihr Ziel ist es, mit anderen zusammen Kunst zu schaffen, die Orte, Individuen, Gemeinschaften wie auch Institutionen verändert. Die Künstler werden zu Vermittlern für Veränderung, welche Dialoge anregt und Brücken des Verständnisses baut. Sie stellen ihre Arbeit in den Dienst einer größeren Strömung, welche Gleichheit, Gerechtigkeit und Fortschritt in der gesamten Gesellschaft wertschätzt.
(Meg Saligman, Common Threads: Tribute to Philadelphia’s Youth. Foto angefertigt von der Verfasserin.)
Kunstbewegung, welche durch ihre Werke heutzutage wahrscheinlich am sichtbarsten ist, hat ihre Wurzeln in den 1970er Jahren. Künstler und Aktivisten wendeten sich einer neuen Art der Wandmalerei zu. Diese gründete sich auf der Beteiligung der Bevölkerung, war von der modernen Straßenkunst inspiriert und verortete sich im städtischen Raum. In den 1990er Jahren hatte diese neuen Kunstbewegung auf n ationaler und internationaler Ebene einen erheblichen Bekanntheitsgrad erreicht. Eine der bekanntesten Organisationen dieser Kunstströmung ist “The Mural Arts Philadelphia”. Ihr Ziel ist es, mit anderen zusammen Kunst zu schaffen, die Orte, Individuen, Ge meinschaften wie auch Institutionen verändert. Die Künstler werden zu Vermittlern für Veränderung, welche Dialoge anregt und Brücken des Verständnisses baut. Sie stellen ihre Arbeit in den Dienst einer größeren Strömung, welche Gleichheit, Gerechtigkeit un d Fortschritt in der gesamten Gesellschaft wertschätzt. (1)
Über 3800 Arbeiten sind so in der ganzen Stadt entstanden. Ihre Website lädt ein, sich auf Entdeckungssuche zu begeben. Mit einer Karte werden die Kunstwerke und ihre Standorte sichtbar und scheinen nur darauf zu warten, auf dem nächsten Spaziergang durch die Stadt betrachtet zu werden. (2)
Wenn man nun vor so einer Häuserwand steht, wird einem klar, was die Künstler mit ihren Werken tun. Sie erzählen uns von der Vergangenheit und der Gegenwart Philadelphias. Die Kün stler und die Gemeinschaft haben einen Weg gefunden, visuelle Repräsentationen ihrer Geschichte in ihre Nachbarschaft zu integrieren. So findet man im Süden Philadelphias ein Gemälde zu Mario Lanza, einem italo amerikanischen Opernsänger und Schauspieler, der in Philadelphia geboren wurde. Und im Norden der Stadt eine Hommage an Sonja Sanchez.
Diese hat an der Temple University gelehrt und ist eine Vertreterin des „Black Art Movement“. Auf beeindruckende Weise kommunizieren diese Gemälde dem Besucher, welche Personen und Geschehnisse diese Nachbarschaft geprägt haben. Ob Sport, politischer Aktivismus oder Ereignis, die Künstler und Bewohner wählen die Motive und definieren so ihre eigene Ide ntität. Die Vergangenheit und die Gegenwart werden so mit dem physischen Ort des Geschehens verknüpft, ohne dass diesem eine neue Struktur gegeben werden muss.
Der amerikanische „Melting pot“ ist wohl den meisten Erwachsenen ein Begriff, doch die Bezeichnungen „American Pizza“ oder „American Salad“ werden wohl weniger oft verwendet. Für mich waren Sie definitiv unbekannt, bis meine Professorin der „American Literary History“ am Anfang meines Bachelors damit ihre Vorlesung eröffnete. Eigentlich ging es damals um Synonyme für die US Amerikanische Bevölkerung, beim Pizza Begriff haben die verschiedenen Gruppen einen gemeinsamen amerikanischen Boden und sind trotzdem noch einzeln erkennbar, bei dem Salat ist alles wild durcheinander gemischt und kann nicht mehr klar differenziert werden. Während meines Auslandsaufenthalts in Philadelphia, PA, sind mir die Begriffe jedoch in einem anderen Kontext in den Sinn gekommen. Wenig verwunderlich musste ich wieder an diese Unterrichtsstunde denken, als ich mich an dem erfreut habe was sie scheinbar bezeichnen, Essen.
Man kann eine andere Kultur über viele verschiedene Wege kennenlernen und erfahren. Sich über die Lebensmittel und landestypischen Gerichte einen Eindruck zu verschaffen, ist wohl eine der üblichen Methoden. Da ich selbst auch nicht abgeneigt bin neue kulinarische Erfahrungen zu erleben, habe ich mich bald nach meiner Ankunft auf die Entdeckungsreise begeben. Nach kurzem konnte ich feststellen, dass Philadelphia und auch die anderen Regionen der USA wesentlich mehr als nur eine kulinarische Richtung zu bieten haben. In Philly allein, begegnen dem Besucher an sehr vielen Ecken „Prezel“, nur um dann vom „Philly Cheesesteak“ oder Dumplings an der nächsten Kreuzung abgelöst zu werden.
„American Pizza“ ist nicht nur ein abstrakter Begriff, sondern auch eine beliebte Mahlzeit für zwischendurch, vor allem für die amerikanischen Studenten. Dicker Boden und viel Käse sind die geheime Rezeptur. Für jeden Liebhaber der italienischen Pizza klingt das vielleicht wie ein Graus, doch ich muss gestehen „Diamond Pizza“ zwei Straßen von meinem Haus entfernt hat es mir angetan. Hier konnte auch ich der amerikanischen Pizza nicht widerstehen. Für Abwechslung in der Kategorie „Handgemachte Spezialitäten“ empfehle ich in Philly den Gang zur Reading Terminal Market. Dort gibt es zahlreiche Marktstände mit den unterschiedlichsten Leckereien. Von hausgemachter Eiscreme über frischen Fisch und Wurst bis zu sizilianischen Cannoli mit Ricotta Creme gefüllt. Da kann man gar nicht widerstehen.
Mit diesen Gerichten stillt man aber nicht nur seinen Hunger. Zum einen begegnet man der Einwanderungsgeschichte des Landes auf wohlschmeckende Art und Weise und zum anderen trifft auf Menschen, die sich über diese Mahlzeiten mit der Geschichte ihrer eigenen Verwandten identifizieren. Man kann somit über das Essen die verschiedensten kulturellen Wurzeln einer Nation und seinen Bürger erleben.
Ich habe mich auf die Reise begeben ein neues Land kennenzulernen und habe dabei zahlreiche Leckereien entdeckt. Vielleicht kann ich Sie mit ein paar Bildern davon überzeugen es mir nachzutun. Denn wie heißt es gleich nochmal? Liebe geht durch den Magen.
(Cannoli im Reading Terminal Market, Philadelphia)
Cheesecake in Philadelphia
Taco in Orlando
Philly Cheesesteak in Philadelphia
Butterbeer in den Universial Studios
Gumbo in New Orleans
Key Lime Pie in Miami
Fotos von Alina Zeller
Von American Pizza bis zu Cannoli von Alina Zeller