Benni goes USA
Vorbereitungen in Erfurt: Nun möchte ich euch von meiner tollen, ereignisreichen Zeit in den Vereinigten Staaten berichten. Eine Zeit, welche wahrlich das i-Tüpfelchen in meinem Studium-Leben war. Drehen wir doch die Zeit einmal zurück:
Oktober 2018. Der Fachschaftsrat Geschichte bewirbt das frische und neue Austauschprogramm mit der Temple University in Philadelphia, wo gerade die ersten Studierenden der Uni Erfurt eingetroffen sind und ihre Erfahrungen machen können. Da ich in meinem Bachelornoch keinen Auslandsaufenthalt gemacht habe und ich die ganze Zeit schon den Wunsch hatte in einem englischsprachigen Land nochmal zu studieren, bot sich für mich nun einmalige Chance. Schnell sande ich eine Bewerbung los! Dank mit der Zusage einhergehenden Förderung durch den DAAD konnte das Studium dort auch finanziert werden. Erfreulicherweise habe ich die Zusage bekommen! Das International Office empfiehlt immer mindestens ein Jahr Vorbereitung für den Auslandaufenthalt. Ich hielt das für übertrieben, kann aber im Nachgang berichten: Sie hatten Recht. Die USA hat einige bürokratische Hürden zu überwinden um dort studieren zu können: Du musst als zukünftiger Temple Student als erstes den Sprachnachweis (am besten intern an der UniErfurt), dann das F-1 Visum auf einem amerikanischen Konsulat beantragen (ich war in Frankfurt, das ging sehr flott) und dafür diversen Gebühren bezahlen (zwischen 500 und 800 Euro sollteste du schon einplanen), bspw. musst du eine sogenannte SEVIS Gebühr bezahlen für Ausländische Studierende in der USA (350 €). Nichtdestotrotz ist das machbar und da bin ich sehr gerne bereit dich dabei bei Fragen zu unterstützen. Das klingt im ersten Moment alles ganz schön kompliziert, aber wenn man es einmal (so wie ich ) gemacht hat, ist es leichter.
Daher don’t hesitate to ask for help!
Hat man diese bürokratischen Hürden überwunden, geht es an die Wohnung/Zimmersuche. Dafür gibt es auch direkt den ersten Pro-Tipp von mir. Ich habe mein Zimmer über Facebook gefunden, dort sind einige Gruppen, in denen viele Unterkünfte angeboten werden. Auf jeden Fall solltest du nicht nervös werden, wenn du nicht direkt was findest. Die offiziellen Studentenwohnheim-Plätze auf dem Campus sind preislich i.d.R extrem teuer (über 5000 Euro fürs Semester in einem „shared-room“). Aber viele Freunde haben in der Nähe des Campus etwas gefunden. Ich bin etwas mehr off-Campus fündig geworden.
Mein Zimmer war 30 Minuten mit öffentlichen Verkehrsmitteln von der Uni. Untergekommen bin ich in einem schönen Haus mit zwei super netten Mitbewohnern, und hatte dort in der Nähe direkt Zugang zu einem großen Park in dem man spazieren / joggen gehen konnte. Die Natur dort habe ich sehr genossen.
Dann konnte meine Reise endlich losgehen, im August 2019 stieg ich dann erwartungsvoll in den Flieger.
Die Temple University:
In der USA angekommen, empfingen mich mein Vermieter und meine „house mates“ sehr nett. Klassisch gab es leckere amerikanische Pizza. In der ersten Woche hatte ich Zeit den Campus zu erkunden und die anderen Internationalen Studenten kennen zu lernen.
Die Uni ist der absolute Kracher, sie ist echt super ausgestattet und hat auch super nette Professoren, Tutoren und Kommilitonen. Es gibt mehrere Fitnessstudios, ein eigenes Kino, die Seminarräume sind gut ausgerüstetund ein riesiges Tech Center mit tausenden PC Pools ist 24 h geöffnet. Zudem gibt es hunderte „social clubs“ in denen man sich engagieren kann und Freunde finden kann. Des Weiteren wird von International Office eine Kennenlern-Woche organisiert, in der man Austauschstudenten aus aller Welt kennen lernt. Diese Verbindungen blieben mir auch über das gesamte Semester erhalten; wir haben sehr viel gemeinsam unternommen. Ein Wiedersehen mit den neu gefundenen Freunden für dieses Jahr ist schon in Planung. Wir sind echt gute Freunde geworden.
Daher den zweiten Pro-Tipp: Mach da alles mit, das sind gut organisierte Events und sei offen und kommunikativ! Besonders genossen habe ich die Einladung zum Thanksgiving Dinner. Über das International Office werden dort Gastfamilien vermittelt und dann kann der Gaumenschmaus und Kennenlernen beginnen.
Da du ja auch aus dem Geschichtsmaster kommst, kann ich dir ja auch ein wenig von den Seminaren und den Ansprüchen im Semester erzählen: Also um als Full-time Student anerkannt zu werden musst du zwischen 9-12 Credits belegen. Ein komplettes Seminar sind 3 CP, daher musst du mind. 3 Seminare belegen. Die Auswahl ist groß genug, ich habe selbst 10 Credits gemacht. Da es in meinem Fall Semesterauch wieder das Temple –Uni Erfurt Seminar angeboten wurde und das quasi verpflichtend für mich war. Aber das hat mir sehr viel Spaß gemacht, Prof. Bryan Simon, welcher das Austauschprogramm von der amerikanischen Seite leitet, ist ein tollerer Dozent, der auch bei jedweden Problemen ein offenes Ohr für dich hat.
Ich hatte alle Veranstaltungen auf dem Main Campus, und vermutlich wird das bei dir auch so sein. Der Campus ist echt schön gestaltet und leitet zum Verweilen ein. Ein Hingucker ist die im August 2019 (als pünktlich zu meinem Erscheinen) eröffnete Charles –Library, in welcher ein Roboter dir die Bücher bringt. Verrückt!
Ansonsten ist das Studium schon anspruchsvoll, du wirst mit PHDs und Master Studierenden gemeinsam Seminare haben. Auch der Aufbau eines Seminars ist in der USA unterschiedlich zu Deutschland. In Erfurt schreibst du ja zumeist eine große Hausarbeit am Ende, hier haste viele kleinere Abgaben, Referate oder Essays während des Semester und bist aber dann zumeist, wenn das Semester im Dezember endet, auch fertig damit. Mir hat ein Freund sehr geholfen, der mir alle meine Texte nochmal quergelesenhat und den Stil somit ein wenig aufgebessert hat.
Auch sind die Seminare in der Geschichte zumeist sehr amerika-fixiert, dennoch gibt es eine breite Auswahl an Möglichkeiten. Ich hatte bspw. ein Holocaust-Seminar, dass ich sehr spannend fand. Dort konnte ich meine Expertise aus meiner Arbeit hier in Erfurt bei „Topf und Söhne“ gut einbringen.
Dritter Pro Tipp: viel Smalltalkmit den Kommilitonen und Professoren und gerne auch einfach mal sich bei dem Professor in einer Sprechstunde vorstellen. Das ist mehr als gewünscht und wird dir im Semester helfen. Insgesamt sind die Seminare sind i.d.R. sehr leseintensiv.
USA, Philadelphia und das Leben:
Nun noch ein paar Erfahrungen, die ich außerhalb des Campus machen konnte: „USA-The Land of the Free“ –Das Land der unbegrenzten Möglichkeiten. Gefühlt kennen wir die amerikanische Kultur und doch kennen wir sie eigentlich nicht. Philly ist insbesondere aus historischen Aspekten sicherlich eine der spannendsten Städte der Vereinigten Staaten. Denn die amerikanische Unabhängigkeitserklärung wurde hier 1787 unterzeichnet. Das Highlight ist da die Liberty Bell mit dem berühmten Riss. Sie kann kostenlos besichtigt werden und spielt für die Amerikaner eine wichtige Rolle, da diese bei Verlesung der amerikanischen Unabhängigkeitserklärung geläutet wurde. Philadelphia gilt daher ja nicht zu Unrecht als Wiege der Nation. Auch ist die geografische Lage sehr spannend: Tagestrips nach NYC oder Washington sind locker machbar und sehr zu empfehlen.
Die amerikanische Gesellschaft ist sportbegeistert. Das merkt man auch gerne an der Temple University. Pflichttermin ist der Besuch eines Spiels der Temple Owls – der Temple Football Mannschaft, die gut und gerne mal vor 20.000 Zuschauern spielen. Wahnsinn! Ich selbst bin auch ein Sportenthusiast und habe mir insbesondere auch mal die 2 Meter Riesen von den 76ers in der NBA angeschaut. Jedes Mal war es ein großes Erlebnis! Philadelphia ist eine die wenigen Städte in den alle großen Sportarten in der ersten Liga vertreten sind: Phillies (Baseball), Sixers (Basketball), Flyers (Eishockey), Eagles (Football) & die Philadelphia Union (Fußball).
Ansonsten ist auch toll, dass du auch Zeit haben wirst zu reisen! Insbesondere im Fall-break im November kannst du dem immer kalter werden Philadelphia entfliehen. Ich bin nach Puerto-Rico in die Karibik für kleines Geld geflogen und habe dort ein paar tolle Tage erlebt. Aber auch Wochenend-Tour in die Pocono-Mountains ist wahrlich schönund zu empfehlen. Innerhalb von 2 h bist du auch mit dem Bus in Atlantic-City am Meer. Sehenswert ist dort auch mal ein Blick in die unglaublich großen Casinos.
Also mein Fazit meines Auslandsaufenthaltes lautet: Die USA ist ein absolut faszinierendes Land. Politisch seit Donald Trump sehr gespalten, historisch gesehen enorm spannend, landschaftlich atemberaubend und zum Studium im Ausland aufregend und unvergesslich.
Interesse geweckt? Daher wie wärs?
Bewirb dich! Du wirst es nicht bereuen!
Benni goes USA. Mein Semester in „the City of Brotherly Love” – Temple University Philadelphia von Benjamin Grünewald