Alles auf einen Blick — Erhebungen vom 22./23.12.2020 und 29./30.12.2020

Eine Zusammenstellung der wichtigsten Befunde mit Abbildungen und Empfehlungen finden Sie im aktuellen Foliensatz.

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Kurzzusammenfassung

Auf der Basis der aktuellen Ergebnisse der zwei-wöchentlichen COSMO Befragung (Welle 31, 22./23.12.20, 973 Befragte, und Welle 32, 29./30.12.2020, 1007 Befragte,jeweils deutschlandweite nicht-probabilistische Quotenstichprobe, die die erwachsene Allgemeinbevölkerung für die Merkmale Alter x Geschlecht und Bundesland abbildet) leitet das COSMO Konsortium folgende Empfehlungen zur weiteren Gestaltung der COVID-19 Lage in Deutschland ab.

Risikowahrnehmung und Schutzverhalten

Befunde: Zu Beginn des zweiten (Teil-)Shutdowns ging die Risikowahrnehmung leicht zurück, mit steigenden Fall- und Todeszahlen und harten Shutdown-Maßnahmen ist die Risikowahrnehmung gestiegen und über die Weihnachtsfeiertage wieder leicht gefallen. Von der Virus-Mutation hatten zum Jahresende fast alle Befragten gehört; wer um die höhere Transmissionseffizienz wusste, nahm auch eine etwas höhere Ansteckungswahrscheinlichkeit und ein höheres affektives Risiko wahr (schwacher Zusammenhang). Etwa ein Drittel der Befragten schätzt ihr eigenes Risiko sich anzustecken oder andere zu infizieren als geringer ein im Vergleich zu einer durchschnittlichen Person ihres Alters und Geschlechts. AHA-AL Verhaltensweisen sind weiter gut bekannt und werden von über 90% (Masketragen, Abstandhalten) bzw. über 80% (Händewaschen, Lüften) ergriffen. Die App wird weiterhin nur von der Hälfte der Befragten als effektiv eingeschätzt und auch nur von ca. der Hälfte genutzt. Wer nicht weiß, dass COVID-19 auch über Aerosole übertragen wird, zeigt insgesamt weniger Schutzverhalten; nur knapp 70% haben dieses Wissen. Über drei Viertel der Befragten denkt, dass die Fallzahl in einer Woche konstant oder gestiegen sein wird, nur 23% denken, dass die Fallzahl sinken wird. In den 14 Tagen vor der letzten Erhebung (29.12.2020) nahmen über 40% der Befragten mindestens einmal an einem privaten Treffen mit mehr als 5 Personen in geschlossenen Räumen Teil, fast 20% an entsprechenden beruflichen Treffen. Bei privaten Treffen wurde weniger Schutzverhalten gezeigt als bei beruflichen Zusammenkünften.

Risiko- und Schutzverhalten an Weihnachten und Silvester

Befunde: 51% der Befragten gaben an, über die Weihnachtsfeiertage keinen oder nur einen weiteren Haushalt getroffen zu haben. Noch Mitte Dezember hatten 72% angenommen, sie kämen nur mit max. einem weiteren Haushalt zusammen. Etwa ein Fünftel der Teilnehmer gab an, über die Weihnachtsfeiertage drei oder mehr Haushalte getroffen zu haben. Im Schnitt haben die Befragten bei diesen Treffen 4 Personen ohne Maske oder 1.5 Metern Abstand länger als 15 Minuten getroffen und sich mit 5 Personen insgesamt länger als 30 Minuten in einem geschlossenen Raum aufgehalten. An den Weihnachtsfeiertagen kommen wir klassischerweise mit Personen zusammen, mit denen wir uns stark verbunden fühlen. Vorherige Erhebungen hatten schon gezeigt, dass höhere Verbundenheit zu Anwesenden zu weniger Schutzverhalten führt. Und dies zeigt sich auch an Weihnachten; höhere empfundene soziale Verbundenheit führte zu weniger Maske tragen, weniger Abstand, weniger Risikowahrnehmung. Daraus resultierte auch eine geringfügig geringere Intention, in den Tagen nach Weihnachten die Kontakte zu reduzieren.

Empfehlungen: Die folgenden Inhalte sind verhaltensrelevant und sollten stärker kommuniziert werden:

Shutdown und Akzeptanz der Maßnahmen

Befunde: Der Anteil derer, die die Maßnahmen übertrieben finden, liegt aktuell bei 22%. Durch den Teil-Shutdown und den harten Shutdown ist der Anteil der Maßnahmen-Ablehner nicht gestiegen; gleiches gilt für Ärger durch die Maßnahmen oder die Demonstrationsbereitschaft. Die Zustimmung zur Einschränkung von Freiheitsrechten war im Dezember deutlich gestiegen; die Zustimmung zu restriktiven Maßnahmen (inkl. Schließung von Gemeinschaftseinrichtungen) liegt auf mittlerem Niveau und ist seit Mitte Dezember relativ stabil mit teilweise sinkender Tendenz.

Belastung, Sorgen, Verbitterung

Befunde: Insgesamt 53% empfinden ihre persönliche Situation momentan als belastend. Das Belastungsempfinden ist seit Anfang September in allen Altersgruppen gestiegen und in der Weihnachts- und Silvesterwoche etwas gesunken. Individuelle wirtschaftliche Sorgen (z.B. Verlust des Arbeitsplatzes) sind insgesamt gering bis mittel ausgeprägt; gesundheitliche Sorgen (selbst erkranken, jemanden verlieren den man liebt) sind höher. Sorgen um Gesellschaft und Wirtschaftssystem sind immer noch hoch. Maßnahmen-Ablehner haben eher individuelle wirtschaftliche und gesellschaftsbezogene Sorgen; Maßnahmenbefürworter haben eher weniger finanzielle Sorgen, aber mehr gesundheitliche Sorgen. Verbitterungsreaktionen treten nach Erlebnissen der Herabwürdigung, des Vertrauensbruchs oder der Ungerechtigkeit auf. Sie werden im Kontext beruflicher wie privater Konflikte beobachtet, aber auch als Reaktion auf andere schwerwiegende negative Lebensereignisse wie beispielsweise Krankheit (Linden et al., 2009). Verbitterung stieg im Vergleich zum Sommer deutlich an. Insbesondere Frauen und jüngere Erwachsene zeigen höhere Werte. Der Anteil der Personen mit auffälliger Intensität hat sich von 5% auf 9% der Befragten deutlich erhöht. Das Vermissen von geliebten Personen, das Fehlen von Intimität und Zuneigung, die Sehnsucht nach Vergangenem stehen in mittlerem bis hohem statistischen Zusammenhang mit Verbitterung.

Empfehlungen:

Impfbereitschaft

Befunde: 57% würden sich (eher) gegen COVID-19 impfen lassen. Damit ist die Impfbereitschaft seit Anfang Dezember deutlich gestiegen (48%). Gestiegen ist auch das Vertrauen in die Sicherheit von Impfungen; dies ist nach wie vor der wichtigste Einflussfaktor auf die Impfbereitschaft. Die Impfbereitschaft steigt auch für medizinisches Personal. Die Impfbereitschaft gegen COVID-19 ist höher für Personen, die: Vertrauen in die Sicherheit der Impfung haben, sich nicht auf die Impfung anderer verlassen wollen, älter und höher gebildet sind. Die Impfbereitschaft gegen COVID-19 ist geringer für Personen, die: COVID-19 für nicht bedrohlich und die Impfung für überflüssig halten, Nutzen und Risiken der Impfung abwägen wollen, höhere Hindernisse auf dem Weg zur Impfung wahrnehmen. Personen, die die COVID-19 Schutzmaßnahmen generell für übertrieben halten, haben auch eine geringere Impfbereitschaft. Eine Impfpflicht wird weiter deutlich abgelehnt; auch Privilegien für Geimpfte sind nicht gut akzeptiert. Die meisten Teilnehmer/innen wissen nicht, um welche Art des Impfstoffs es sich bei den Impfstoffen handelt, für die eine Zulassung beantragt wurde. Das Wissen steigt aber im Vergleich zu den Vorwochen. Über Impfstoffe, die neu im Zulassungsverfahren sind (AstraZeneca), herrscht besonders viel Unklarheit. Das Wissen über den Impfstofftyp beeinflusst die Impfbereitschaft derzeit nicht. 56% sehen die Impfung gegen COVID-19 vor allem als Vorbeugung einer eigenen Erkrankung, 23% sehen eine Impfung eher als Intervention, die die aktuellen Einschränkungen beseitigen könnte. Wer denkt, dass seine Impfung auch andere schützt, ist eher impfbereit.

Empfehlungen:

6. Patientenverfügung

Befunde: Beatmung bei COVID-19 kann langwierig sein und zu Folgeschäden in Hirn und Lunge führen. Der Anteil der Teilnehmenden, die sich bereits mit einer Patientenverfügung beschäftigt haben, nimmt über den Verlauf der Pandemie nicht zu. Es wird in den Altersgruppen 30-49 Jahre sowie 65-74 Jahre zwar etwas stärker darüber nachgedacht, jedoch erfolgt kein Abschluss einer Verfügung. Unterstützungsangebote scheinen sinnvoll.