Alles auf einen Blick — Erhebung vom 22./23.06.2022

Eine Zusammenstellung der wichtigsten Befunde mit Abbildungen und Empfehlungen finden Sie im aktuellen Foliensatz.

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Kurzzusammenfassung

Die PACE Befragung (Welle 5: 22./23.06.22, n =953) basiert auf einer deutschlandweiten, nicht-probabilistischen online Quotenstichprobe, die die erwachsene Allgemeinbevölkerung zwischen 18 und 74 Jahren für die Merkmale Alter x Geschlecht und Bundesland abbildet. Fragebögen können hier eingesehen werden.

Leitsätze

Ca. 60% der Befragten stimmt klimapolitischen Leitsätzen zu. Nach ihrer Auffassung muss die Klimawende generationsgerecht und die Zukunft der Wirtschaft klimaneutral sein. Zudem soll nach Auffassung der Mehrheit klimarelevantes Handeln direkte Auswirkungen auf die Handelnden haben. Nur ca. 15% lehnen die Leitsätze ab.

Handlungsbereitschaft

Personen haben eine höhere Handlungsbereitschaft, wenn sie größere Gesundheitsrisiken durch den Klimawandel wahrnehmen, mehr Vertrauen in Institutionen haben, wahrnehmen, dass sich andere für den Klimaschutz engagieren und/oder es von ihnen erwarten, aktuelle Maßnahmen als effektiv einschätzen und mehr Wissen über Umwelt und Klimawandel besitzen. Eine niedrige Handlungsbereitschaft haben eher Personen, die männlich sind, geringer gebildet sind, in kleineren Gemeinden/Städten wohnen und Kinder unter 18 haben. Die Handlungsbereitschaft nach Parteipräferenz (Sonntagsfrage) ist am größten bei AnhängerInnen der Grünen (86% haben eine hohe Handlungsbereitschaft), gefolgt von Linke (60%), SPD (55%), CDU/CSU (43%) und AfD (11%).

Empfehlung: Personen mit geringer Handlungsbereitschaft können unterstützt werden, indem die oben genannten Faktoren (z.B. durch geeignete Kampagnen zur Erhöhung des Wissens mit möglichst konkreten, alltagsnahen Tipps, Kommunikation sozialer Normen, Unterstützungsmaßnahmen) verändert werden.

Aspekte der Handlungsbereitschaft: Individuelles Klimaschutzverhalten

Ob klimafreundliches Verhalten gezeigt wird, hängt stark vom jeweiligen Verhalten ab. Über 70% der Befragten bemühen sich, regional und saisonal zu essen, sparen Wasser durch Duschen statt Baden und sparen Rohstoffe durch längeren Gebrauch oder Recycling von Gegenständen. Etwa 30% - 40% verwenden öffentliche Verkehrsmittel zur Arbeit oder zum Einkaufen, kaufen gezielt klimafreundliche Produkte oder haben ein klimafreundliches Haus. Klimaschädliche Verhaltensweisen zeigen ca. ein Viertel bis ein Drittel der Befragten häufig (zu Hauptmahlzeiten stets Fleisch essen: 35%, Fliegen für Urlaub: 24%, so heizen, dass es auch ohne Pullover warm genug ist: 22%). Wer insgesamt selbst angibt, sich häufiger klimafreundlich zu verhalten, unterstützt auch eher Klimaschutzmaßnahmen.

Aspekte der Handlungsbereitschaft: Akzeptanz von Klimaschutzmaßnahmen

Viele Maßnahmen und Forderungen für mehr Klimaschutz werden von der Mehrheit der Befragten unterstützt. Zwischen 60 und fast 80% befürworten den Ausbau des öffentlichen Nahverkehrs und des Schienennetzes und eine klimafreundliche Veränderung von Gebäuden oder der Landwirtschaft. Weniger als die Hälfte der Befragten befürwortet den Kohleausstieg bis 2030, das künftige Verbot Öl- und Gasheizungen einzubauen und das Verbot nach 2030 Autos mit Verbrennermotoren erst-zuzulassen.

Empfehlung: Besonders bei der Einführung wenig befürworteter Maßnahmen ist effektive Begleitkommunikation wichtig. Dabei können die für Handlungsbereitschaft relevanten Aspekte angesprochen werden (z.B. soziale Normen, Gesundheitsrisiken, Effektivität der Maßnahmen).

Aspekte der Handlungsbereitschaft: Partizipationsbereitschaft

Am häufigsten geben Teilnehmende an, über Wahlen, Informationsbeschaffung und Diskussion politischer Themen mit anderen Menschen am politischen Prozess zu partizipieren. Nur wenige nehmen an Demonstrationen teil, organisieren Petitionen oder beteiligen sich aktiv an persönlichen Interaktionen mit PolitikerInnen oder anderen BürgerInnen.

Was die Handlungsbereitschaft beeinflusst: den Klimawandel als Gesundheitsrisiko wahrnehmen

Direkt beobachtbare Folgen des Klimawandels (wie Extremwetterereignisse, Hitze) halten drei Viertel der Befragten für wahrscheinlich und schwerwiegend; indirekte Effekte (wie schlechte Lebensmittelqualität oder zunehmende psychische Probleme) nehmen weniger als die Hälfte der Befragten als Gesundheitsrisiken wahr. Etwa zwei Drittel der Befragten halten aktuell die Ausbreitung von Krankheitserregern als Folge des Klimawandels für wahrscheinlich. Die Mehrheit der Befragten findet es eher schwierig, sich vor den gesundheitlichen Auswirkungen des Klimawandels zu schützen. Am ehesten wird es als einfach eingeschätzt, sich vor psychischen Problemen oder niedriger Lebensmittelqualität zu schützen - dies sind auch die Gesundheitsfolgen, die als wenig wahrscheinlich oder schwerwiegend eingeschätzt werden.

Empfehlung: Aufklärungskampagnen über Gesundheitsrisiken durch den Klimawandel können helfen, die Handlungsbereitschaft zu stärken. Hiermit sind ausdrücklich keine Furchtappelle gemeint, bei denen versucht wird, Menschen z.B. vor den Gesundheitsfolgen Angst zu machen. Dies kann zu Gegenreaktionen führen und ist nicht sachdienlich. Vielmehr sollte vermittelt werden, mit welchen Gesundheitsrisiken gerechnet werden muss und wie man sich effektiv schützen kann.

Was die Handlungsbereitschaft beeinflusst: soziale Normen

Die Mehrheit der Teilnehmenden nimmt wahr, dass ihr soziales Umfeld Umweltverhalten zeigt (über 60%) und dies auch von ihnen erwartet (über 50%). Eine Ausnahme bildet das Autofahren, dort wird kaum ein Verzicht anderer oder eine Erwartung anderer wahrgenommen (um 30%). Wer eher wahrnimmt, dass andere Umweltschutzverhalten zeigen und dies auch von einem selbst erwarten, ist eher handlungsbereit.

Empfehlung: In der Vergangenheit haben Studien bereits gezeigt, dass die aktive Kommunikation z.B. des Stromverbrauchs in der Nachbarschaft relativ zum eigenen Stromverbrauch zu mehr Energiesparverhalten führen kann. Aufzuzeigen, wo und wie bereits klimafreundlich gehandelt wird, kann effektiv andere motivieren, ebenfalls klimafreundlich zu handeln.

Sonderthema: Hitze als Gesundheitsrisiko

Von einem Hitzetag spricht man, wenn die Höchsttemperatur 30 Grad Celsius oder mehr erreicht. Am ersten Hitzewochenende Mitte Juni 2022 berichten rund zwei Drittel der Befragten von Temperaturen über 30 Grad. Die berichtete Temperatur hat sich nur wenig auf das Hitzeschutzverhalten an jenem Wochenende ausgewirkt; auch hat das jüngste Erleben von Extremtemperaturen sich nicht auf die Risikowahrnehmung ausgewirkt. Jedoch sagen nur 14% es sei einfach für sie, sich gegen Hitzewellen zu schützen. Die Informationsbereitschaft war hoch: 89% geben an, sich über Hitze informiert zu haben. Von den chronisch erkrankten Befragten geben nur 31% an, Medikamente hitzegerecht gelagert zu haben. Noch geringer ist der Anteil derjenigen, die von einer Ärzt:in oder Apotheker:in haben prüfen lassen, ob Medikamente infolge der hohen Temperaturen anders dosiert werden müssen (6%).

Empfehlung: Hitzetage können als Anlass genutzt werden, über Hitzeschutz, Hitzeschutzpläne etc. aufzuklären, entsprechende Warn-Apps und Informationsmöglichkeiten zu bewerben, so dass es einfacher wird, sich gegen Hitze zu schützen.