Ein Beitrag aus der Ausstellung “Drehort Thüringen: DEFA-Produktionen 1946-1992”
In Folge des 1. Weltkrieges und der Abdankung der Fürstentümer wurde am 1. Mai 1920 das Land Thüringen gegründet. Nach dem Ende des 2. Weltkrieges war das Gebiet zunächst Teil der Sowjetisch-besetzten-Zone (SBZ), 1946 bekam das Land eine Verfassung und war ab 1949 Teil der neugegründeten DDR.
Im Zuge der Verwaltungsreform 1952 wurde das ehemalige Bundesland in die drei Verwaltungsbezirke Erfurt, Gera und Suhl aufgeteilt, wobei es einige Grenzänderungen zu den Nachbarbezirken gab. Die alten Landesgrenzen wurden in Folge der Neuordnung der Bundesländer im Jahr 1993 wieder eingeführt.
Knapp 900 DEFA-Spiel- und Dokumentarfilme haben also eigentlich nichts mit Thüringen, sondern genauer mit den Bezirken Erfurt, Gera und Suhl zu tun.
Gedreht wurde im ganzen Land – gedreht wurden Filme fast aller Genres. Auch einzelne Persönlichkeiten des DEFA-Films kamen aus Thüringen. Kurzzeitig hatte die DEFA hier auch ein eigenes Studio.
Authentizität war ein wichtiges Stichwort. Lagen doch in den Verwaltungsbezirken die Stätten des Bauernkrieges und der Reformation, die Wartburg als Stätte des Sängerkrieges und die Orte des nationalsozialistischen Grauens.
Einen Schwerpunkt bildete Weimar. Hier entstanden Filme, die an historischen Orten das Erbe der Klassik thematisierten. Vor allem aber wurden hier Filme z. T. an Originalschauplätzen gedreht, die – als Historien- oder Gegenwartsfilm – die Zeit des Nationalsozialismus und den damit verbundenen antifaschistischen Widerstandskampf auf die Leinwand brachten.
Auch der Kinder- und Märchenfilm, der knapp 1/4 der DEFA-Produktion ausmachte, war in Thüringen zuhause. In Arnstadt, Gotha, Hildburghausen, Jena und Pößneck wurden Filme gedreht, die heute vielfach als Klassiker gelten, aber auch einen Einblick in die gesellschaftliche Gegenwart ermöglichten.
Die Gegenwart der DDR – von der Unterhaltung, der Frage der Emanzipation, über den Wohnungsbau bis hin zum Rennsport als Teil des Kalten Krieges – wurde in zahlreichen Produktionen abgebildet. Auch die staatliche Intervention bei einzelnen Produktionen lässt sich nachvollziehen.
“Alfons Zitterbacke” (1966), “Das kalte Herz” (1951) und “Nackt unter Wölfen” (1963) wurden nach 1992 noch einmal verfilmt.
Dieser Beitrag erschien ursprünglich im Rahmen der Ausstellung “Drehort Thüringen: DEFA-Produktionen 1946-1992”, die vom 5. März bis zum 11. Juli 2020 im Kulturhaus Dacheröden in Erfurt zu sehen war. Sie entstand in Kooperation mit der Universität Erfurt und wurde initiiert und gefördert von der Sparkassen-Kulturstiftung Hessen-Thüringen. Der Beitrag wurde uns mit freundlicher Genehmigung des Kurators, Dr. Michael Grisko, für die Veröffentlichung auf diesem Blog zur Verfügung gestellt.
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