Was ist Citizen Science?
Der Begriff Citizen Science kommt ursprünglich aus dem englischsprachigen Raum und heißt übersetzt so viel wie Bürgerwissenschaften. Dahinter verbirgt sich ein wissenschaftlicher Ansatz, bei dem Laienforscher mit ihrem Wissen und Engagement einen wichtigen Beitrag zur Erforschung eines bestimmten Themengebiets beitragen. Die Amateurforscher können dabei auf ganz unterschiedliche Weise in den Wissenschaftsprozess involviert sein.
Das Prinzip der Bürgerwissenschaft beziehungsweise Bürgerforschung ist jedoch nicht neu. Bis vor 200 Jahren war es sogar noch die Regel, dass interessierte Laien aktiv selbst forschen. Erst gegen Ende des 18. Jahrhunderts, als sich ein moderner Wissenschaftsbetrieb herausbildete, haben die Bürgerwissenschaften an Bedeutung verloren. Zwar gründeten sich im 19. Und 20. Jahrhundert immer noch eigenständige Forschungsverbünde im Bereich Bürgerwissenschaften, ein Großteil der Forschung verblieb allerdings im institutionalisierten Wissenschaftsbetrieb.
Citizen Science Projekte in Deutschland
Neuen Aufschwung erhielt das Thema Bürgerwissenschaften mit der Entwicklung moderner Kommunikationstechnologien gegen Ende des 20. Jahrhunderts. Dank der Verbreitung und Vernetzung neuer digitaler Medien war es für Bürgerinnen und Bürger nie einfacher, sich an Forschungsprojekten zu beteiligen.
Zahlreiche aktuelle Citizen Science Projekte werden sogar von Universitäten und anderen Forschungseinrichtungen initiiert. Dadurch können beispielsweise große Vorhaben realisiert werden, die ohne eine Bürgerbeteiligung aus zeitlichen und finanziellen Gründen gar nicht umgesetzt werden könnten. Hierzu gehört beispielsweise die Auswertung von großen Datensätzen wie Fotos, Scans oder auch Videosequenzen.
Definition von Citizen Science
Im Rahmen eines Dialogprozesses des BürGEr schaffen WISSen (GEWISS) Projektes haben sich über 350 Organisationen aus dem Bereich Citizen Science auf eine Definition des Begriffs im deutschsprachigen geeinigt, die im sogenannten Grünbuch Citizen Science Strategie 2020 für Deutschland festgehalten ist:
“Citizen Science beschreibt die Beteiligung von Personen an wissenschaftlichen Prozessen, die nicht in diesem Wissenschaftsbereich institutionell gebunden sind. Dabei kann die Beteiligung in der kurzzeitigen Erhebung von Daten bis hin zu einem intensiven Einsatz von Freizeit bestehen, um sich gemeinsam mit Wissenschaftlerinnen bzw. Wissenschaftlern und/oder anderen Ehrenamtlichen in ein Forschungsthema zu vertiefen. Obwohl viele ehrenamtliche Forscherinnen und Forscher eine akademische Ausbildung aufweisen, ist dies keine Voraussetzung für die Teilnahme an Forschungsprojekten. Wichtig ist allerdings die Einhaltung wissenschaftlicher Standards, wozu vor allem Transparenz im Hinblick auf die Methodik der Datenerhebung und die öffentliche Diskussion der Ergebnisse gehören.” (aus dem Grünbuch Citizen Science Strategie 2020, S. 13)
Quellen:
“Bürger. Künste. Wissenschaft. Citizen Science in Kultur und Geisteswissenschaften” herausgegeben von Kristin Oswald und René Smolarski (2016), abgerufen am 16.09.2019 unter https://www.computus-druck.com/press/wp-content/uploads/2017/07/isbn_9783940598325.pdf.
“Citizen Science für alle. Eine Handreichung für Citizen Science-Beteiligte” von Lisa Pettibone, Katrin Vohland, Aletta Bonn u.a. (2016), abgerufen am 16.09.2019 unter https://www.buergerschaffenwissen.de/sites/default/files/grid/2017/11/20/gewiss_citscifueralle_handreichung_web_0.pdf.
“Grünbuch Citizen Science Strategie 2020 für Deutschland” von Wolst D. & D. Ziegler (2016), abgerufen am 16.09.2019 unter https://www.buergerschaffenwissen.de/sites/default/files/assets/dokumente/gewiss-gruenbuch_citizen_science_strategie.pdf.