Das Projektteam von “Kino in der DDR” trauert um Ralf Schenk. Laut einer Mitteilung der DEFA-Stiftung, deren Vorstand Schenk von 2012 bis 2020 war, verstarb der Filmjournalist und -publizist nach kurzer, schwerer Krankheit am vergangenen Mittwoch, den 17. August 2022, im Alter von 66 Jahren.
Ralf Schenk wurde 1956 im thüringischen Arnstadt geboren. Er studierte von 1975 bis 1979 an der Universität Leipzig Journalistik und schrieb bereits zu dieser Zeit seine ersten Filmkritiken. Im Anschluss an sein Studium war Schenk jahrzehntelang als Redakteur für zahlreiche Filmzeitschriften tätig und an der Produktion mehrerer TV-Dokumentationen für den öffentlich-rechtlichen Rundfunk beteiligt. Ein besonderes Interesse entwickelte Schenk vor allem für Filmproduktionen aus Osteuropa und der DDR.
Nach der Wiedervereinigung widmete sich Schenk der Aufarbeitung der DEFA-Geschichte. Die Ergebnisse seiner Arbeit sind in den von ihm mitherausgegebenen Bänden “Das zweite Leben der Filmstadt Babelsberg”, “Schwarzweiß und Farbe” sowie “Die Trick-Fabrik” nachzulesen, die bis heute zu den Standardwerken der DDR-Filmgeschichte zählen.
Von 2012 bis 2020 war Schenk als Vorstand der DEFA-Stiftung tätig. Während dieser Zeit setzte er seine Forschungen rund um das DEFA-Filmerbe fort. Unter seiner Mitherausgeberschaft erschienen in der Schriftenreihe der DEFA-Stiftung unter anderem die Bücher “Verbotene Utopie. Die SED, die DEFA und das 11. Plenum” sowie “Sie. Regisseurinnen der DEFA und ihre Filme”. Ihm ist es auch zu verdanken, dass verbotene und verschollen geglaubte DEFA-Filme wie “Die Schönste”, “Hände hoch oder ich schieße”, “Sommerwege” und “Fräulein Schmetterling” rekonstruiert und wiederaufgeführt werden konnten.
Aufgrund seines Schaffens wurde Schenk 2011 von der Filmuniversität Babelsberg zum Ehrendoktor ernannt und erhielt 2020 das Bundesverdienstkreuz am Bande. Ralf Schenk war bis kurz vor seinem Tod filmpublizistisch tätig. Erst im Frühjahr 2022 erschien das von ihm mithausgegebene Buch “Publikumspiraten. Das Genrekino der DEFA und seine Regisseure (1946-90)”.
Ralf Schenk war wegen seines umfassenden filmgeschichtlichen Wissens ein gefragter Ratgeber. In seiner Funktion als Vorstand der DEFA-Stiftung stand er auch dem Forscherteam von “Kino in der DDR” als interessierter Ansprechpartner zur Verfügung und hat mit seinen Ratschlägen wesentliche Impulse für den Fortgang des Projektes gesetzt. Wir werden Ralf Schenk als ideenreichen, fachkundigen und empathischen Menschen in Erinnerung behalten. Unser tiefes Mitgefühl gilt seiner Familie.
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