Dieser Beitrag erschien zuerst in verkürzter Form am 4. Februar 2021 in der Erfurter Ausgabe der Thüringer Allgemeinen. Er wurde uns freundlicherweise von der Autorin Kathleen Kröger zur Veröffentlichung auf unserer Seite zur Verfügung gestellt.
Von Kathleen Kröger
Thüringen das “grüne Herz Deutschlands” zu nennen, ist eine geflügelte Ausdrucksweise. Ganz physisch grün ist der Freistaat tatsächlich auf der virtuellen Deutschlandkarte der Forschungsgruppe “Kino in der DDR”. Wie auf der Plattform des bürgerwissenschaftlichen Projekts der Universität Erfurt zu sehen, steht dort ein Wald an grün markierten Ortsmarken ehemaliger Lichtspielhäuser.
“Seitdem wir Anfang November die Onlineplattform für die Nutzung freigegeben haben, hat sich richtig viel getan. Um die 300 Kinos wurden schon auf der Karte eingetragen. Die meisten davon in Thüringen, aber auch einige in Leipzig, Dresden und Berlin“, zieht Projektleiter René Smolarski Resümee. Und auch der beistehende Blog, in dem es Hintergrundbeiträge rund um Kinos, Filme und Filmplakate gibt, zähle schon etwas mehr als 14.000 Klicks von interessierten Besuchern. “Wir telefonieren und mailen auch mit Menschen, die uns Recherchehinweise geben, ihre persönlichen Kinogeschichten übermitteln wollen oder Fragen zur Handhabung der Seite haben.”
Erinnerungen an Alhambra, Anger-Filmpalast und Co.
Besonders glücklich ist die Projektgruppe über die bisherigen Foto-Uploads. Darunter ist neben einem Bild vom Anger-Filmpalast auch eine seltene Farbaufnahme des Union-Kinos am Ilversgehofener Platz. Bei den genauen Standorten gebe es laut Smolarski allerdings noch ein wenig Bedarf bei der Feinjustierung: “Wir bekommen auch in den Sozialen Netzwerken viel Input und haben dort von Erfurtern gelesen, die den genauen Ort der Kinos auf der Karte anders verorten, als dort angezeigt wird. Sollte das der Fall sein, dann ist jeder sehr herzlich eingeladen, die Marke an den korrekten Platz zu ziehen. Wir wollen ja gegenseitig vom Wissen der Gemeinschaft profitieren.” Und auch erste Anekdoten werden an das Team aus Historikern, Informatikern und Kommunikationswissenschaftlern herangetragen. So denkt eine Frau an ihre Oma, die im Anger-Filmpalast als Platzanweiserin arbeitete, während andere Kinofreunde sich an die Kinderfilm-Vorführungen in den frühen 60er-Jahren erinnern, die immer um 15 Uhr im Alhambra begannen.
“Gerade sind wir dabei, die Einträge zu prüfen. Manchmal fehlt vielleicht die Straße oder die Betriebszeit des Kinos, aber so gehen wir alles durch, damit sich die Karte allmählich füllt. In Thüringen gibt es zum Beispiel bald kaum noch freie Stellen. Da sind die Mitglieder enorm fleißig und kennen sich auch in den kleineren Ortschaften sehr gut aus.” Innerhalb der Community aus 50 festen Kinokennern und einigen Gastnutzern zahlt sich rege Beteiligung sogar aus, denn zum Ende des Jahres soll es für die besonders Aktiven kleine Geschenke mit Kinobezug geben. “Wenn der Nutzer ein Kino einträgt, erhält er dafür Punkte, die ihm auf seinem virtuellen Konto gutgeschrieben werden. In der Bestenliste können wir dann sehen, welche Leute besonders viele Lichtspieltheater eingetragen haben. Und um uns für die Mühe und die investierte Zeit zu bedanken, haben wir uns für die ersten Plätze in unserem Ranking eine Kleinigkeit überlegt. Aber was es sein wird, wollen wir noch nicht verraten“, so der Wissenschaftler.
Spezialwissen ist gefragt, ein Workshop ist geplant
Als Nächstes hofft die Forschungsgruppe auf wärmeres Wetter, um dann vielleicht einen Workshop zur Nutzung der Seite anbieten zu können. „Auch wenn die Karte in Thüringen schon ausgefüllt scheint, soll sich niemand davon abgeschreckt fühlen, nicht doch noch einmal näher hineinzuschauen. Vielleicht gibt es ja noch Zusatzinfos oder Bilder, die man bereits vorhandenen Einträgen beifügen kann. Darüber würden wir uns freuen“, erklärt der Projektleiter.
Die Plattform “Kino in der DDR” kann unter https://projekte.uni-erfurt.de/kinoinderddr/ angesehen und genutzt werden.
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