Von Marlene Borchers
Weihnachten rückt immer näher, es besteht der Wunsch nach einem entspannten Filmeabend mit einer Tasse Kakao, aber alles, was im Fernsehen läuft ist die neunzehnte Wiederholung von „Drei Haselnüsse für Aschenbrödel“? Hier sind drei Vorschläge von weihnachtstauglichen Märchenfilmen für alle, die Abwechslung in ihr übliches DEFA-Weihnachtsrepertoire bringen möchten.
1. Das singende klingende Bäumchen (1957)
„Das singende, klingende Bäumchen“ ist ein DEFA-Märchenfilm von Francesco Stefani und gilt als einer der erfolgreichsten und schönsten Märchenfilme in der Geschichte der DEFA. Bereits in den ersten zwei Jahren lockte der Film fast sechs Millionen Menschen in die Kinos. [1]
Wahre Liebe gegen den Hochmut
Die schöne, aber hochmütige Prinzessin (Christel Bodenstein) verschmäht alle Geschenke, die ihr der Prinz (Eckart Dux) macht: das Einzige, was sie begehrt, ist das singende, klingende Bäumchen. Dieses befindet sich im Garten eines boshaften Zwerges (Richard Krüger), der ihm das Bäumchen überlässt. Bedingung: das Bäumchen wird nur singen, wenn die Prinzessin den Prinzen wahrhaft liebt und wenn es stumm bleibt, muss der Prinz in Bärengestalt im Garten des Zwerges bleiben. Das Schlimmste tritt ein, doch der Zwerg geht noch weiter:
durch eine List muss auch die Prinzessin im Garten des Zwerges leben, ihrer Schönheit beraubt. Erst durch diese Erfahrung lernt die Prinzessin, ein guter Mensch zu sein und verliebt sich schlussendlich in den Prinzen. Sie erlangt ihre Schönheit wieder und tut alles daran, den Fluch des Zwerges zu brechen und dem Zauberwald ein für alle Mal zu entkommen. [2]
„Das singende, klingende Bäumchen“ ist ein Märchenfilm, der seine eigene Welt darstellt und auf historisierende Elemente verzichtet. Der Film glänzt durch seine Spezialeffekte und sticht auch durch seine Erzählweise hervor. So ist hier eine Königstochter die Filmheldin – eine für damalige Märchenfilme ungewöhnliche Wahl. „Das singende, klingende Bäumchen“ ist ein Film, der sich noch heute großer Beliebtheit erfreut und 2016 neu verfilmt wurde. [3]
2. Die Geschichte vom kleinen Muck (1953)
Die Verfilmung von Wolfgang Staudte gilt als die erfolgreichste DEFA-Produktion und basiert auf einem Märchen von Wilhelm Hauff. Die Uraufführung in der DDR war am 23.12.1953 – insgesamt lockte der Film mehr als elf Millionen Zuschauer in die Kinos und gehört auch heute noch zu den Filmen, die in der Weihnachtszeit vermehrt ausgestrahlt werden.
Auf der Suche nach wahrem Reichtum
Ein kleiner, buckliger Mann (Johannes Maus) im Orient wird von allen Kindern verspottet – bis er ihnen seine Geschichte erzählt. Als kleiner Junge (Thomas Schmidt) wurde er nach dem Tod seines Vaters von seinen bösartigen Verwandten aus dem Haus getrieben. In der Wüste begegnet er einer alten Frau und erhält Zauberpantoffeln und einen Stab, mit dessen Hilfe er verborgene Schätze aufspüren kann. In der Stadt begibt er sich in die Dienste des Sultans und wird Schnellläufer – doch nicht jeder gönnt ihm den Erfolg.
Durch ein perfides Spiel der Höflinge, die ihn um die Gunst des Sultans beneiden, wird Muck erneut verjagt, seine Schätze werden ihm geraubt.
Was wirklich im Leben zählt
Durch das Geheimnis eines Feigenbaums ist Muck in der Lage, seine Schätze wiederzuerlangen und zu erkennen, dass der eigentliche Schatz in seinem Leben Freundschaft und Hilfsbereitschaft ist. [4] Als absoluter DEFA-Märchenklassiker erfreut sich die Geschichte von Muck auch heute noch großer Beliebtheit: eine Parabel auf Freundschaft und Selbstlosigkeit, liebevoll erzählt und detailreich inszeniert.
3. Das Feuerzeug (1959)
Ein weiterer beliebter Märchenfilm der DEFA: „Das Feuerzeug“ ist eine Verfilmung von Hans Christian Andersens gleichnamigem Märchen. Mit über fünf Millionen Kinobesuchern in der DDR kann „Das Feuerzeug“ ebenfalls große Erfolge verzeichnen.
Die wahre Belohnung
Ein Soldat (Rolf Ludwig) kehrt in die Heimat zurück. Auf dem Weg trifft er eine Hexe (Bella Waldritter), deren Feuerzeug in einem hohlen Baum steckt. Kann der Soldat das Feuerzeug wiederbeschaffen, so soll er mit reichlich Gold belohnt werden. Obwohl er das Gold und das Feuerzeug beschaffen kann, weigert er sich, es der Hexe auszuhändigen. In der Stadt fängt der Soldat sein neues Leben an und beschenkt die Armen, lässt sich jedoch von den Reichen ausnehmen, bis sein gesamter Besitz verspielt ist. So bleibt ihm einerseits die Freundschaft der Armen und andererseits das Feuerzeug. Als er das Feuerzeug benutzt, erscheinen ihm drei Hunde, die ihm seine Wünsche erfüllen wollen. Sein Wunsch führt ihn zur Prinzessin (Barbara Mehlan), die gefangen gehalten wird und die mit seiner Hilfe befreit werden kann.
Der Erfolg gibt ihm Recht
Obwohl es vor der Premiere Vorbehalte gegen „Das Feuerzeug“ gab, unter anderem wegen des Vorwurfs der „tendenziösen Veränderung“ des Märchenstoffes, wurde der Film nach seiner Premiere in der DDR 1959 zwei Jahre später auch in der BRD gezeigt und ist bis heute einer der erfolgreichsten DEFA-Märchenfilme. [5]
Welches DEFA-Märchen darf bei Ihnen zur Weihnachtszeit nicht fehlen? Haben Sie an Weihnachten gerne Abwechslung oder darf es auch gerne die Wiederholung von „Drei Haselnüsse für Aschenbrödel“ sein? Teilen Sie Ihre weihnachtlichen Kinoerlebnisse mit uns unter https://projekte.uni-erfurt.de/kinoinderddr/ oder auf unseren Social Media-Plattformen. Wir wünschen Ihnen schöne Weihnachtstage!
Einzelnachweise:
[1] Abgerufen am 01.12.2021 unter http://insidekino.com/DJahr/DDRAlltimeDeutsch.htm.
[2] rbb: Das singende, klingende Bäumchen, Abgerufen am 01.12.2021 unter: https://www.rbb-online.de/maerchen-im-rbb/filme/mediathek/das_singende_klingende_DEFA_1957.html.
[3] Rader, Corinna: Das Atelier und der Märchenfilm. Von künstlichen Welten und künstlichem Licht in: Annette Dorgerloh und Marcus Becker: Alles nur Kulisse?! Filmräume aus der Traumfabrik Babelsberg, Verlag und Datenbank für Geisteswissenschaften (VDG), Weimar 2015, S. 38ff.
[4] heftfilme: Die Geschichte vom kleinen Muck, Abgerufen am 01.12.2021 unter: https://www.heftfilme.de/dvd/die-geschichte-vom-kleinen-muck/.
[5] Ralf Schenk: Der kleine Hans ist heute ein ganz Großer. In: SuperIllu, Nr. 45, 2006.
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