Von Marlene Borchers
Der erste große DEFA-Indianerfilm, der das Genre nachhaltig prägte. Die Akzente liegen hier vor allem auf den Lebensweisen der Indianer, wodurch sie sich von amerikanischen Westernfilmen dieser Art unterschieden. „Die Söhne der großen Bärin“ legte den Grundstein für die Erfolgsgeschichte eines Genres.
1874. Der Indianer Mattotaupa (Adolf Peter Hoffmann) wird von dem weißen Verbrecher Red Fox (Jiří Vršťala) ermordet, da er das Versteck des Indianergolds nicht verraten will. Sein Sohn, Tokei-ihto (Gojko Mitić), wird Zeuge des Mordes und als Kriegshäuptling der Bärenbande vom Stamm der Oglala fängt Tokei-ihto an, die Weißen zu überfallen. Er sprengt das Fort in die Luft, das an dem Ort steht, an dem er den Mord an seinem Vater mitansehen musste. Zwei Jahre später wird Tokei-ihto zu einer Friedenskonferenz eingeladen, fällt dabei jedoch Verrat zum Opfer und wird festgenommen. Nach monatelanger Haft in einem Keller kommt Tokei-ihto frei und beschließt, mit seinem Clan nach Kanada zu ziehen. Auf dem Weg trifft er einerseits auf feindliche Indianer, wird andererseits aber auch von dem Mörder seines Vaters verfolgt. Am Ufer des Missouri kommt es zu einem letzten Kampf. [1]
Der Erfolgsweg eines Genres
Indianerfilme waren das erfolgreichste Genre der DEFA, auch international. Hier wurden nicht nur spannende Geschichten erzählt, sondern zwischen den Zeilen steckten häufig feine politische Zwischentöne. Während in Westdeutschland die Verfilmungen von Karl May große Erfolge erzielen konnten, wurde in den DEFA-Verfilmungen viel Wert darauf gelegt, keine entsprechenden US-Filme zu kopieren, sondern den Fokus auf indianisches Leben, Stammesriten und historische Ereignisse zu legen. Anders als in den US-Verfilmungen waren hier die Indianer die Helden der Geschichten. Wiederkehrende Themen waren außerdem das friedliche Zusammenleben mit den Weißen und das Leben in den Reservaten, wobei hier nicht nur die einzelne Person im Fokus steht, sondern auch größere Zusammenhänge vermittelt werden sollten. Die ersten Filme basierten noch auf Buchvorlagen, wobei bald auch eigene Geschichten für das neue Erfolgsgenre der DEFA entwickelt wurden. [2]
Der “Chefindiander” Gojko Mitić
„Die Söhne der großen Bärin“ basiert auf dem gleichnamigen Roman von Lieselotte Welskopf-Henrich. Als erster Indianerfilm der DEFA war „Die Söhne der großen Bärin“ ein Erfolg. Regie führte der tschechische Regisseur Josef Mach, der der Einladung der DEFA folgte, einen Indianerfilm zu drehen. Gojko Mitić übernahm die Hauptrolle und sollte zwischen 1966 und 1975 noch in vielen anderen der insgesamt 16 Indianerfilmen der DEFA eine Hauptrolle übernehmen. Die Besonderheit Mitićs bestand vor allem darin, dass er seine Stunts selbst filmte, was sowohl beim Publikum als auch bei den Kritikern gut ankam. Da Mitić – trotz Kenntnisse der deutschen Sprache – mit Akzent sprach, wurde er in allen Filmen synchronisiert. Da Mitić immer wieder Hauptrollen als Indianerhäuptling übernahm, wurde er als „DEFA-Chefindianer“ bezeichnet. [3]
Ein Kassenschlager – und ein Meilenstein
„Die Söhne der großen Bärin“ setzte nicht nur den Startpunkt des erfolgreichsten DEFA-Genres, sondern erzielte mit über fünf Millionen Zuschauern im Anlaufjahr sowohl in der DDR als auch international große Erfolge. Mit dem ersten Indianerfilm der DEFA war der Grundstein gelegt für eine Neuverarbeitung des im Westen bereits beliebten Western und der damit verbundenen Indianerromantik.
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„Die Söhne der großen Bärin“ ist online verfügbar. Hier geht’s zum Film: https://www.youtube.com/watch?v=U3WocyncziQ
Einzelnachweise:
[1] DEFA-Stiftung Filmdatenbank: Die Söhne der großen Bärin nach Das zweite Leben der Filmstadt Babelsberg. DEFA-Spielfilme 1946-1992, abgerufen am 09.02.2022 unter: https://www.defa-stiftung.de/filme/filme-suchen/die-soehne-der-grossen-baerin/.
[2] Habel, F.-B. (2008): Was ich von der DEFA wissen sollte. 163 Stichworte zum DEFA-Film, Berlin: DEFA-Stiftung, S. 146ff.
[3] mdr (2021): Die Söhne der großen Bärin, abgerufen am 15.09.2021 unter https://www.mdr.de/tv/programm/sendung927324.html.
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