Auch zum diesjährigen Weihnachtsfest wird der DEFA-Klassiker “Drei Haselnüsse für Aschenbrödel” wieder ein Millionenpublikum begeistern. Doch bis zum Status eines Kultfilms war es ein langer Weg. Wir haben uns auf Spurensuche begeben und zeigen, mit welchen kreativen Plakaten die DEFA zu DDR-Zeiten um den Film warb.

Die Wangen sind mit Asche beschmutzt, aber der Schornsteinfeger ist es nicht. Ein Hütchen mit Federn, die Armbrust über der Schulter, aber ein Jäger ist es nicht. Ein silbergewirktes Kleid mit Schleppe zum Ball, aber eine Prinzessin ist es nicht.” – Das Rätsel der Aschenbrödel dürfte vielen bekannt sein, schließlich hat das Mädchen mit ihrer frechen und dennoch liebreizenden Art nicht nur ihren Prinzen verzaubert. Seit über 45 Jahren begeistert die Märchenverfilmung “Drei Haselnüsse für Aschenbrödel” Jahr für Jahr die Herzen von Millionen Zuschauern und gilt seit jeher als einer der beliebtesten Weihnachtsklassiker Deutschlands und Osteuropas.

Deutsch-tschechische Koproduktion bringt erfolgreichsten Märchenfilm aller Zeiten hervor

Das Aschenbrödel (Šafránková) und der Prinz (Trávníček) auf dem Ball. Bildnachweis: ©DEFA-Stiftung

Der Film entstand Anfang der 70er-Jahre als deutsch-tschechische Koproduktion. Gedreht wurde der Kultfilm unter der Regie von Václav Vorlíček rund um das Schloss Moritzburg bei Dresden, in Kulissen der Babelsberger Filmstudios der DEFA und der Filmstudios Barrandov in Prag sowie an verschiedenen Orten in der ehemaligen Tschechoslowakei (ČSSR), wie beispielsweise im Wasserschloss Švihov und im Böhmerwald. Insgesamt kostete die Produktion sechs Millionen Kronen.

Neben den Drehstandorten in der DDR und ČSSR zeichnete sich das tschechisch-deutsche Gemeinschaftswerk auch über die binationale schauspielerische Besetzung aus. Dementsprechend bestehen die Dialoge in den originalen Aufnahmen interessanterweise ebenso aus einer tschechisch-deutschen Mischung. Tatsächlich konnten die Schauspieler*innen sich teilweise gegenseitig nicht verstehen, was sich auf die schauspielerischen Darbietungen aber nicht auswirkte.

Seine Premiere feierte der Film in der ČSSR am 1. November 1973 und kurze Zeit später in der DDR im März 1974. Im darauffolgenden Jahr, am 26. Dezember 1975, wurde er zudem erstmals im westdeutschen Fernsehen gezeigt. Seitdem ist der Film aus dem Weihnachtsprogramm der öffentlich-rechtlichen Sender nicht mehr wegzudenken und wird zudem von Fernsehsendern in Tschechien, der Slowakei, Norwegen und der Schweiz regelmäßig zur Weihnachtszeit ausgestrahlt. [1]

DEFA warb mit handgezeichneten Filmplakat-Grafiken für das Aschenbrödel

Das DDR-Filmplakat (1974) gleicht mit seinen plakativen Farben und geschwungen Formen eher einem Kunstwerk als einem Werbeplakat. Bildnachweis: ©DEFA-Stiftung/Fred Westphal

Dass der Film selbst nach mehreren Jahrzehnten noch so erfolgreich läuft, hatten zu Beginn wohl nur die wenigsten gedacht. Ohnehin spielten kommerzielle Interessen bei DDR-Produktionen im Vergleich zu ihren westdeutschen Pendants eine eher untergeordnete Rolle. Dies spiegelt sich auch in den zahlreichen Filmplakaten des Progress-Filmverleihs wider. Im Gegensatz zu zahlreichen westlichen Filmen waren die beauftragten Filmplakat-Grafiker*innen der DDR nicht an Abbildungen von Darsteller*innen oder Szenen gebunden und genossen damit mehr gestalterische Freiheiten als ihre Kolleg*innen in der Bonner Republik. [2]

Ein Kleinplakat zum Film aus dem Jahr 1983. ©DEFA-Stiftung/Angelika Rößler

Auch das DDR-Filmplakat von “Drei Haselnüsse für Aschenbrödel” aus dem Jahr 1974 stellt hier keine Ausnahme dar. Das handgezeichnete Motiv von Fred Westphal erinnert mit seinen ungemischten, plakativen Farben und geschwungenen Formen eher an ein expressionistisches Kunstwerk als an ein Werbeplakat. Generell hatten DDR-Filmplakate einen hohen Stellenwert und bildeten fast schon eine eigene Kunstform, die weit mehr bedeutete als die reine Filmwerbung. In ihrer Ästhetik orientierten sie sich dabei oftmals an der polnischen und tschechischen Plakatkunst. Anstatt Werbeeffekte zu erzielen, wurde vielmehr versucht, auf künstlerische Weise eine emotionale Beziehung zum Film aufzubauen. [3]

Selbst nachdem sich im Westen ab den 1970ern fotografische Filmplakate durchgesetzt hatten, wurden Filmplakate in der DDR weiterhin von Hand gezeichnet. Dies zeigt sich auch an einer Illustration der Künstlerin Angelika Rößler zum Film “Drei Haselnüsse für Aschenbrödel”, die im Jahr 1983 als Kleinplakat erschien. Fotografien wurden hingegen in der DDR für die zahlreichen Aushangfotos genutzt, die ergänzend zu den Filmplakaten in Schaukästen im Kinofoyer oder außerhalb des Gebäudes zu sehen waren und verschiedene Standaufnahmen von Filmszenen zeigten.

Verfilmung ließ sich von Grimms Märchen inspirieren

Wie der Filmtitel bereits verrät, handelt der Film von Aschenbrödel, die seit dem Tod ihres Vaters auf dem Gutshof ihrer herrischen Stiefmutter wohnt und von dieser gezwungen wird, als Dienstmädchen die schmutzigsten Arbeiten zu verrichten. Dennoch bleibt das Mädchen stets freundlich zu allen Menschen und Tieren auf dem Hof. Eines Tages trifft Aschenbrödel im Wald in Lumpen gekleidet auf einen Prinzen und verliebt sich in ihn.

Die Tauben helfen Aschenbrödel dabei, es rechtzeitig zum Ball des Prinzen zu schaffen. Bildnachweis: ©DEFA-Stiftung

Währenddessen besuchen der König und die Königin den Hof der Stiefmutter, woraufhin sie und ihre leibliche Tochter Dora eine Einladung zum Ball ergattern. Dort soll Dora das Herz des Prinzen erobern. Das Schicksal nimmt seinen Lauf und der Kutscher des Gutshofs schenkt Aschenbrödel drei magische Haselnüsse, die das Mädchen mit einer burschikosen Jagdtracht, einem Ballkleid und schließlich einem prächtigen Hochzeitskleid beschenken.

Aschenbrödel setzt die Gaben clever ein und gewinnt das Herz des Prinzen. Einzig mit dem berühmten Rätsel und einem goldenen Schuh, den Aschenbrödel auf dem Ball verlor, macht sich der Prinz auf die Suche nach dem schönen Mädchen. Nach einiger Zeit findet er Aschenbrödel schließlich auf dem Gutshof und heiratet sie.

Das Aschenbrödel verkleidet als Jägerin in der Verfilmung “Drei Haselnüsse für Aschenbrödel”. Bildnachweis: ©DEFA-Stiftung

Die Handlung des Films beruht dabei auf einer freien Interpretation der Geschichte der Aschenputtel der tschechischen Schriftstellerin Božena Němcová (1820-1862) und der Brüder Grimm. Darüber hinaus enthält der Film Szenen aus weiteren bekannten grimmschen Märchen wie beispielsweise “Frau Holle”, “Der Froschkönig” oder “Der eiserne Heinrich”.

Das Aschenbrödel: Eine starke Märchenprinzessin

Eine weitere Besonderheit des Films ist auch die emanzipatorische Darstellung des Aschenbrödels: Trotz der Verwendung klassischer Märchenmotive bricht der Film mit stereotypischen Rollenbildern und Klischees. Statt eines hilflosen Mädchens, das auf ihren Erretter, den Prinzen, wartet, nimmt das Aschenbrödel ihr Schicksal selbst in die Hand: sie ist eigenwillig, kann reiten und mit den Bogen schießen und führt in manchen Situationen sogar regelrecht den Prinzen höchstpersönlich vor. Vermutlich ist es genau die selbstbewusste Art der Protagonistin, die das Märchen zum zeitlosen Klassiker gemacht hat.

Gespielt wurde Aschenbrödel von der damals 19-jährigen Libuše Šafránková, die übrigens als einzige Darstellerin des Films fast alle Reitszenen selbst bewältigte. Für die Reitszenen der anderen Darsteller, wie etwa Pavel Trávníček, der den Prinzen spielte, waren Stuntdoubles nötig. “Drei Haselnüsse für Aschenbrödel” bedeutete den internationalen Durchbruch für die beiden tschechischen Hauptdarsteller*innen Šafránková und Trávníček und bescherte ihnen eine erfolgreiche Schauspielkarriere.

In welchem Kino oder bei welcher Gelegenheit haben Sie den Film “Drei Haselnüsse für Aschenbrödel” gesehen? Welche Erinnerungen verbinden Sie mit dem Weihnachtsmärchen? Kommentieren Sie unten im Kommentarbereich oder tragen Sie das entsprechende Kino direkt auf unserer digitalen Mitmach-Plattform zum DDR-Kino hier ein: projekte.uni-erfurt.de/kinoinderddr

Einzelnachweise:

[1] Wikipedia (2020): “Drei Haselnüsse für Aschenbrödel”, abgerufen unter https://de.wikipedia.org/wiki/Drei_Haseln%C3%BCsse_f%C3%BCr_Aschenbr%C3%B6del am 9.12.2020.

[2] Deutsche Welle (2018). “Mehr Kunst als Werbung”: Filmplakate in der DDR, abgerufen unter https://www.dw.com/de/mehr-kunst-als-werbung-filmplakate-in-der-ddr/a-43928602 am 9.12.2020.

[3] Filmposter Archiv (2020). Filmplakate aus der DDR, abgerufen unter https://www.filmposter-archiv.de/ddr-filmplakate.php am 9.12.2020.