+++ Dieser Beitrag steht in keinem Zusammenhängen mit den Umständen der Covid-19-Pandemie und dient lediglich der Unterhaltung anhand der Aufbereitung des DEFA-Klassikers. Sollte Sie die Nähe des Filmtitels zur Corona-Situation eventuell stören oder beunruhigen, bitten wir, das zu entschuldigen. +++
Von Marlene Borchers
Eine junge Zirkusartistin und zwei wilde Jugendbanden in einer von Zerstörung und Mangel gekennzeichneten Stadt der Nachkriegszeit – „1-2-3 Corona“ ist ein Kinderfilm, der in der Corona-Pandemie wieder neu entdeckt wurde.
Der Film wurde 1947 in Berlin-Charlottenburg unter der Regie von Hans Müller gedreht, die Zirkusaufnahmen stammen vom Circus Barlay, der unter diesem Namen noch immer existiert. Der Film, schon damals recht erfolgreich, erlebt durch seine Namensgebung nun ein Comeback.
Manege frei für Corona
Corona (Eva-Ingeborg Scholz) ist eine junge Artistin, deren Wanderzirkus in einer zerstörten Stadt seine Zelte aufschlägt. Der Zirkus verspricht Abwechslung in einer kaputten und tristen Umgebung. Trapezkünstlerin Corona hat ihre Eltern verloren und keine Möglichkeit, den Misshandlungen des Direktors (Hans Leibelt) zu entkommen. Zwei Jungenbanden, die sich mit dem Sammeln von Kohle und Zigarettenstummeln über Wasser halten, streiten sich in den Trümmern um die verwertbaren Überreste und kämpfen um ihr Überleben – bis sie auf Corona treffen und deren Notlage erkennen. Die Rivalen werden zu Verbündeten, als sie versuchen, Corona zu helfen, doch dabei passiert ein Unglück: die junge Artistin stürzt vom Trapez und wird von ihrem Zirkus zurückgelassen. Für die Jungen ist klar, dass sie sich von nun an um Corona kümmern – dabei stellen sie selbst ein Zirkusprogramm auf die Beine. [1]
Trümmer und Trapez
„Die Schulen bleiben bis auf weiteres geschlossen“ – dieses Schild ist eines der ersten Bilder, die der Film zeigt; der Inhalt kommt bekannt vor. So wird gleich zu Anfang der Grundtenor des Filmes gesetzt, doch die düstere Aussicht klart auf. Während die Kinder in den Trümmern nach Verwertbarem wühlen und Raufereien um die letzten Kohlebriketts ausbrechen, ist es gerade der Wanderzirkus „Grandini“ mit der frechen Trapezkünstlerin Corona, der die Stimmung des Filmes aufmischt. „1-2-3 Corona“ ist ein Trümmerfilm, der seiner Zielgruppe gerecht wird – Kinder sind die Hauptakteure, die ihre Stärke durch Zusammenhalt und Einfallsreichtum beweisen.
Die Entbehrungen und Trümmer der Nachkriegsjahre werden zwar gezeigt, dabei setzt der Film aber immer wieder auf heitere Bilder und Töne, ohne dabei an seiner Ernsthaftigkeit zu verlieren.
Vertrauen statt Führung
Solidarität ist ein Begriff, der für den Film eine große Rolle spielt. Die Jugendbanden schließen sich zusammen und werden erfinderisch, um Corona auf eigene Faust zu helfen. Den Erwachsenen stößt das immer wieder sauer auf: singen, lange im Bett bleiben und als Mädchen unter Jungs zu leben – hier verbergen sich Gefahren für Sitte und Moral. Umso passender die Frage von Coronas Arzt an den Oberstudienrat: „Unterschätzen Sie die heutige Jugend etwas?“ Im Gegensatz zu den anderen Erwachsenen sieht der Doktor in der Krise eine Chance für die Kinder, sich zu beweisen und Verantwortung zu übernehmen. Und tatsächlich scheint sich das Vertrauen in die Jugend an dieser Stelle auszuzahlen. So findet jeder am Ende das, was er gebraucht hat: Corona findet ihr Lachen wieder (denn Lachen ist bekanntlich die beste Medizin), die Jungenbanden finden einen gemeinschaftlichen Zusammenhalt sowie eine Perspektive und die Erwachsenen das Vertrauen in die Jugend.
Ein Film namens Corona
Der Name des Filmes ist es letztendlich, der das Interesse bei vielen Filmfans geweckt hat. So können wir auf einen Film zurückblicken, der mit seiner Thematik und Erzählweise die Gratwanderung zwischen Ernsthaftigkeit und Spaß geschickt meistert und den Zuschauenden mit einem guten Gefühl in das wohlverdiente Happy End entlässt. Ein Film, der durch eine Krise zu neuer Popularität gefunden hat.
Weil die Nachfrage nach dem Film während der Pandemie gestiegen ist, hat die DEFA-Stiftung den Film zum Anschauen auf YouTube freundlicherweise zur Verfügung gestellt. Zu finden ist der Film unter diesem Link: https://www.youtube.com/watch?v=2HGZUi36TWc
Haben Sie “1-2-3 Corona” gesehen? Teilen Sie jetzt Ihre Kinoerlebnisse aus DDR-Zeiten auf unserer virtuellen Forschungsplattform und helfen Sie uns, diese einmalige Kinokultur vor dem Vergessen zu bewahren: https://projekte.uni-erfurt.de/kinoinderddr/.
Einzelnachweise:
[1] Conrad, Andreas (2020): Alter Defa-Film wird in der Krise neu entdeckt. Abgerufen am 19.07.2021 unter: https://www.tagesspiegel.de/berlin/1-2-3-corona-alter-defa-film-wird-in-der-krise-neu-entdeckt/25836268.html
Am 17.Septemer 48 lief in den Kinos der “SBZ” der erste Jugendfilm der DEFA an, sein Titel: “1-2-3-Corona. Es war mein erster Kinobesuch, wo meine Mutter mich mitnahm. Wir gingen in die FILMBURG, denn dort wurde er gespielt. Die Anfrage von ihr an E.Pritzel, er war nicht nur unser Nachbar, sondern auch der Filmvorführer des inzwischen enteigneten Lichtspielhauses der Familie Brause. Antwort , den müssen sie sehen. Die Musik des Filmes, komponiert von H.O.Borgmann und dazu gehörenden Text des Liedes, habe ich bis heute nicht vergessen. Im Jahr 1955 schrieb mir dann die Filmvorführerin Frau Heene ihn auf einen Versandaufkleber des Kreislichtspielbetriebes Bitterfeld: “Wenn vom Himmelszelt nachts ein Sternlein fällt, wünsch ich mir was. Eine gute Zeit, eine schöne Zeit und noch etwas, einen lieben Freund, der mich gut versteht, der durch dick und dünn, immer mit mir geht. Ja das wünsch ich mir und das hätt ich gern, du guter Stern.
du guter Stern.