Von Kathleen Kröger und Sabrina Hassloch

Der klassische Liebesfilm ist in der langen Reihe bekannter DEFA-Produktionen nicht leicht zu finden. Themen wie Gesellschaft, Arbeit und Politik prägten in der DDR auch das romantische Filmgenre. Anlässlich des Valentinstags am 14. Februar blicken wir auf drei außergewöhnliche und mitunter auch kontrovers diskutierte Kinoromanzen zurück.

1. Die Legende von Paul und Paula (1973)

Das Werbeplakat aus dem Jahr 1973 spiegelt die bunte Hippie-Ästhetik des Szenenbilds wider. ©DEFA-Stiftung

Mit “Die Legende von Paul und Paula” aus dem Jahr 1973 haben Regisseur Heiner Carow und Drehbuchautor Ulrich Plenzdorf eine faszinierende Liebesgeschichte voller unbeschwerter Liebesszenen geschaffen. Für viele Filmfans ist er bis heute einer der bekanntesten und berühendsten Liebesfilme der DEFA.

Sehnsüchte, Träume und die harte Realität des Sozialismus

Paul und Paula könnten unterschiedlicher nicht sein – er arbeitet als Funktionär für den Staat, sie arbeitet an der Kasse einer Kaufhalle. Als sie sich zum ersten Mal bewusst auf einer Party in Ost-Berlin begegnen, sind sie beide unzufrieden mit ihrem Leben. Paul (Winfried Glatzeder) ist unglücklich verheiratet und wird von seiner Frau betrogen; und Paula (Angelica Domröse) lebt alleine mit zwei Kindern und träumt von der großen Liebe. Sie beginnen eine leidenschaftliche Affäre, die die reale Welt mit all ihren Schwierigkeiten verschwinden lässt. Während Paula sich direkt dem unbeschwerten Verliebtsein hingibt, bleibt Paul aus Angst vor den möglichen Folgen vorerst distanziert. Nachdem die beiden von schweren Schicksalsschlägen getroffen werden, gesteht Paul sich schließlich doch seine Gefühle für Paula ein und die beiden werden ein Paar. Doch auch die Liebe vermag das Glück der beiden nicht zu retten. [1]

Ein Ausschnitt aus einer der vielen Traumszenen des Films: Paul (Winfried Glatzeder) und Paula (Angelica Domröse) in einem Bett aus Blumen. ©DEFA-Stiftung

Realitätsnahe Gesellschaftskritik

Was auf den ersten Blick wie eine harmlose Liebesgeschichte erscheint, ist in Wirklichkeit eine kreativ geübte Kulturkritik an den gesellschaftlichen Konventionen und dem Leben in der DDR. Außerdem scheuten die Filmemacher mit der Darstellung der maroden Bauten und alltäglichen Versorgungsprobleme keine Mühen, die Missstände im DDR-Alltag offen zu thematisieren. Kaum überraschend ist es daher, dass damals heftig über ein Verbot des Films diskutiert wurde. [2]

Der Film “Die Legende von Paul und Paula” kann derzeit kostenlos in der MDR Mediathek über den folgenden Link angesehen: https://www.mdr.de/video/mdr-videos/filme/video-die-legende-von-paul-und-paula100.html

2. Heißer Sommer (1968)

Filmplakate von “Heißer Sommer” aus dem Jahr 1968 – links: traditionell handgezeichnet, rechts: fotografisch. ©DEFA-Stiftung

Auch der Musikfilm “Heißer Sommer” hat sich in die Herzen seines Publikums gespielt. Die mittlerweile als kultgeltende Produktion aus den Babelsberger Studios erzielte eine der größten Zuschauerzahlen für die DEFA und gilt somit als einer der erfolgreichsten in der DDR gedrehten Filme. Musikalisch untermalt ist die heitere Sommergeschichte mit vielen Schlagerliedern aus der Feder von Gerd und Thomas Natschinski.

Kai (Frank Schöbel) und Brit (Regine Albrecht) tanzen zusammen und singen “Fang doch den Strahl”. ©DEFA-Stiftung

Sommerferien an der Ostsee

Auf dem Weg in die Sommerferien treffen elf Oberschülerinnen aus Leipzig immer wieder auf zehn Jungen aus Karl-Marx-Stadt. Zufälligerweise landen schließlich alle im selben Dörfchen an der Ostsee, was für Aufregung sorgt. Zuerst necken sich die Gruppen gegenseitig mit frechen Streichen, doch die ersten Liebeleien lassen nicht lange auf sich warten und die Jungen und Mädchen kommen sich näher. Gefüllt von spannenden Dreiecksbeziehungen, Eifersucht und unbeschwerter Jugendliebe, inmitten der wunderbar sommerlichen Kulisse der Ostsee, erschuf die “Gruppe Johannistal” ein Sommerabenteuer, das heute vor allem mit dem Gesangsduo Frank Schöbel (als Kai) und Chris Doerk (als Stupsi) verbunden wird. [3]

Auf den Prager Frühling folgt ein heißer Sommer

Kai (Frank Schöbel) und Wolf (Hanns-Michael Schmidt) sind in dasselbe Mädchen verliebt und geraten aneinander. ©DEFA-Stiftung

“Heißer Sommer” zählt zu den beliebtesten Jugend- und Musikfilmen seiner Zeit. Die gezeigte Sorglosigkeit und Unbeschwertheit der Handlung schien den Erfolg des Films zwar zu beflügeln, sorgte allerdings auch für Vorbehalte: So sahen einige Kritiker das hervorgehobene Freiheitsgefühl nicht nur als propagiertes Idealbild der DDR-Jugend, sondern auch als konstruiertes Gegenbild zur instabilen politischen Situation im Sommer 1968. [4]

3. Sieben Sommersprossen (1978)

Das Werbeplakat zum Film “Sieben Sommersprossen” aus dem Jahr 1978. ©DEFA-Stiftung

Mit “Sieben Sommersprossen” erzählte Regisseur Herrmann Zschoche eine sensible Geschichte, die heute unter dem Genre “Coming-of-Age” laufen würde. Mit jugendlichen Laiendarstellern besetzt, begeisterte die einfühlsame Geschichte über eine erste Liebe 1978 ein Millionenpublikum und wurde – nicht zuletzt auch durch die enthaltenen Nacktszenen der Schauspieler – schon nach kurzer Zeit zu einem Kultfilm.

Mit “Romeo und Julia” im Ferienlager

Die 14-jährige Karoline und der 15-jährige Robbi kennen sich von Kindesbeinen an. Nach vielen Jahren begegnen sie sich in einem Sommerferienlager wieder. Es entsteht eine zarte Liebesbeziehung, doch den beiden Jugendlichen fällt es schwer, sich die Gefühle gegenseitig einzugestehen. Innerhalb ihres streng reglementierten Tagesprogramms im Ferienlager schaffen sie sich Freiräume und kommen sich in diesen Stunden körperlich nahe. Als der Gruppenbetreuer Benedikt die Jugendlichen für Shakespeares Drama “Romeo und Julia” begeistert, scheint es, als würde das junge Liebespaar durch die Auseinandersetzung mit dem klassischen Stoff auch ihre eigenen Gefühle füreinander besser kennenlernen. [5]

Ein Szenenbild aus dem kontrovers diskutierten Film “Sieben Sommersprossen”. ©DEFA-Stiftung

Bewusste Tabubrüche

Durch die zart, aber dennoch explizit gezeigten nackten Jugendlichen galt “Sieben Sommersprossen” als diskussionswürdig. Viele Eltern sprachen angesichts der Filmfotos in den Schaukästen vor den Kinos davon, ihren Kindern den Film zu verbieten. Den Erfolg der Romanze schmälerte das nicht. Im Gegenteil: Mit “Grüne Hochzeit” erschien zehn Jahre später ein Spielfilm, der als Fortsetzung von “Sieben Sommersprossen” gilt und die Zuschauer in die Liebesgeschichte der nun 17- und 18-jährigen Protagonisten führt. [6]

In welchem Kino haben Sie den Film “Heiße Sommer” gesehen? Welche Erinnerungen verbinden Sie mit “Die Legende von Paul und Paula”? Teilen Sie jetzt Ihre Kinoerlebnisse aus DDR-Zeiten auf unserer virtuellen Forschungsplattform und helfen Sie uns, diese einmalige Kinokultur vor dem Vergessen zu bewahren: https://projekte.uni-erfurt.de/kinoinderddr/.

Einzelnachweise:

[1] MDR (2020). Die Legende von Paul und Paula. Abgerufen am 31.01.2020 unter: https://www.mdr.de/tv/programm/sendung880558.html

[2] Kürten, J. (2010). “Die Legende von Paul und Paula”. Abgerufen am 31.01.2020 unter: https://www.dw.com/de/die-legende-von-paul-und-paula/a-5358649

[3] Programm.ARD.de (2020). Heißer Sommer. Abgerufen am 31.01.2020 unter: https://programm.ard.de/TV/Programm/Sender/?sendung=28229397349023

[4] Facon, E. (2018). 1968 in der DDR – Der heisse Sommer endete in Tränen. Abgerufen am 31.01.2020 unter: https://www.srf.ch/kultur/gesellschaft-religion/wochenende-gesellschaft/1968-in-der-ddr-der-heisse-sommer-endete-in-traenen

[5] Zschoche, Herrmann. (2002), Sieben Sommersprossen und andere Erinnerungen. Berlin: Verlag Neues Berlin.

[6] Habel, F.-B. (2000). Das große Lexikon der DEFA-Spielfilme, Berlin: Schwarzkopf & Schwarzkopf, S.221f.