Von Marlene Borchers
Die DEFA hat neben unterhaltsamen, kritischen und vielfältigen Spielfilmen auch einige bemerkenswerte Dokumentationen hervorgebracht. „Winter adé“ von Helke Misselwitz zählt mit seinen beeindruckenden Frauenporträts zu den wichtigsten Dokumentarfilmen der DEFA.
Der DEFA-Dokumentarfilm von Helke Misselwitz begleitet die damals 40-jährige bei ihrer Reise durch die DDR. Beginn der Reise ist ihr Geburtsort: eine Eisenbahnschranke in Planitz bei Zwickau, wo sie 40 Jahre zuvor im Krankenwagen das Licht der Welt erblickte. Misselwitz begegnet auf ihrer Reise zahlreichen Menschen – hauptsächlich Frauen – und hält in ihrer Dokumentation die Lebens- und Arbeitsweisen ihrer Gesprächspartnerinnen fest. Wie leben andere Menschen? Wie soll man eigentlich leben, wovon träumt man und was ist am Ende wirklich von Bedeutung – diese und weitere Fragen stellt der Film und beleuchtet die Lebensgeschichten verschiedenster Frauen aus unterschiedlichen Generationen und sozialen Schichten, um eine Antwort darauf zu finden. Freundlichkeit, Achtung, Gleichberechtigung – diese Wünsche tauchen immer wieder auf. Die Regisseurin bricht hier mit einem sensiblen Auge für die Lebenssituationen ihrer Interviewpartnerinnen auch politische Tabus. [1]
Ein Stimmungswechsel im Land
Misselwitz lässt eine 42-jährige Werbeökonomin aus Berlin, eine 37-jährige Arbeiterin in einer Brikettfabrik, zwei 16-jährige Punkerinnen, eine 55-jährige Erzieherin und eine Großmutter zu Wort kommen und dokumentiert dadurch nicht nur die Lebensgeschichten dieser Frauen, sondern zeigt auch offen Missstände auf. Die soziale Situation der Frauen wird hier deutlich und gerade die ungefilterte und ungeschönte Darstellung des DDR-Lebens führte zu einer Ablehnung des Filmes von den offiziellen Verantwortlichen. Auf der fiktiven Zugreise der Regisseurin, die den Ausgangspunkt für ihre Begegnungen bildet, durchfährt der Zug die vier Jahreszeiten. Wie der Titel des Films bereits andeutet, wird hier ein Stimmungswechsel im Land angekündigt. Die persönlichen Berichte der Frauen setzen sich zu einem Bild zusammen, dass nicht nur künstlerischen, sondern auch politischen Wert hat und den Film zu einem sehenswerten Erlebnis macht. [2]
Über das Leben in der DDR
Die Begegnungen der Regisseurin sind zum Teil verabredet, zum Teil aber auch spontan. „Winter adé“ lief 1988 im Wettbewerb des Dokfilmfestivals in Leipzig und wurde mit der Silbernen Taube und dem Preis der FIPRESCI ausgezeichnet. Zwar ist „Winter adé“ nicht Misselwitz‘ erster Film, aber ihr Durchbruch zu nationaler Anerkennung. Auch in weiteren Produktionen widmete sie sich der Aufgabe, das Leben und die Menschen in der DDR zu zeigen, so etwa bei den Arbeitern oder der Jugend. [3]
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Einzelnachweise:
[1] Vision Kino: Winter adé – Filmische Vorboten der Wende, online abrufbar unter: https://www.visionkino.de/unterrichtsmaterial/sonstige-veroeffentlichungen/begleitmaterial-zu-winter-ade/, letzter Abruf 11.03.2022.
[2] DEFA-Stiftung: Helke Misselwitz, online abrufbar unter https://www.defa-stiftung.de/defa/biografien/kuenstlerin/helke-misselwitz/, letzter Abruf 08.03.2022.
[3] Filmmuseum Potsdam: Winter adé, online abrufbar unter https://www.filmmuseum-potsdam.de/index.php?shortCutUrl=Winter-adé_1, letzter Abruf 08.03.2022.
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