Von Marlene Borchers

Die kalte Jahreszeit ist längst im Gange – auch, wenn der Schnee in den meisten Teilen des Landes auf sich warten lässt. Wir haben drei Filme ausgesucht, die Schnee, Eis und winterliche Stimmung ins Wohnzimmer holen, egal, wie die Situation vor dem Fenster aussehen mag.

Der Blick aus dem Bullauge – eine Szene aus “Ein Schneemann für Afrika”. Foto: ©DEFA-Stiftung.

1. Ein Schneemann für Afrika (1977)

„Ein Schneemann für Afrika“ ist ein Kinderfilm von Rolf Losansky nach einer Vorlage von Christa Kozik, die bereits für viele DEFA-Produktionen die Feder geschwungen hat. Das DEFA-Studio für Dokumentarfilme war verantwortlich für die Szenen in Afrika, die meisten Aufnahmen wurden jedoch auf der MS „Wismar“ gedreht. Für winterliche Stimmung sorgt hier vor allem der Schneemann, für dessen Animation Kurt Weiler zuständig war.

Rolf Losanskys Film “Ein Schneemann für Afrika” gilt noch heute als Filmklassiker der DDR. Quelle: ©DEFA-Stiftung.

Ein besonderes Geschenk

Asina (Hadiatou Barry) lebt im afrikanischen Coccatuttibana – ein Freund von ihr, der Matrose Karli (Wolfgang Penz), hat ihr vor langer Zeit ein Geschenk versprochen; etwas, dass es bei ihr nicht gibt. Kurz bevor sein Schiff, die MS Wismar, aus dem Rostocker Hafen auslaufen soll, fällt Karli sein Versprechen wieder ein. Vor dem Schiff beobachtet Karli Kinder, die in der winterlichen Landschaft einen Schneemann bauen. Schneemänner kennt Asina bestimmt nicht – also verfrachtet Karli ihn kurzerhand in den Kühlraum. Während der Reise passiert etwas Wunderliches, der Schneemann beginnt zu sprechen und sich zu bewegen. Doch die Hitze tut ihm alles andere als gut. Obwohl Asina sich freut, muss ihr neuer Freund weiterziehen, nach Schneeland, dem Land der Inuit.

Ein Schneemann wird lebendig

Der fantasievolle Kinderfilm wird mit viel Gefühl und Spannung inszeniert und erhielt unter anderem den Ehrenpreis der Kinderjury bei dem 1. Nationalen Festival für Kinderfilme in der DDR. Besonders die Trickaufnahmen, mit denen der Schneemann zum Leben erweckt wurde, können überzeugen und bringen den Winter direkt ins Wohnzimmer. [1]

Auf ihrer Rettungsaktion lassen die Kinder kein Abenteuer aus. Foto: ©DEFA-Stiftung.

2.Das Eismeer ruft (1984)

1934: Eine Katastrophenmeldung geht um die Welt. Die „Tscheljuskin“, ein sowjetisches Forschungsschiff, ist mitten im Eismeer verunglückt. Fünf Kinder in einem Prager Hinterhof hören im Radio von der Tragödie und den bisher vergeblichen Rettungsversuchen. Sie entschließen sich, selbst zum Eismeer zu reisen und zur Hilfe zu kommen. Doch trotz Planung ist eine Reise zum Nordpol schwieriger zu bewerkstelligen als gedacht: das Geld reicht nicht für fünf Zugfahrkarten und weil die verbliebenen vier Kinder im Zug negativ auffallen, müssen sie frühzeitig aussteigen und zu Fuß weitergehen. Zwar kommen sie bei Verwandten unter, werden aber mittlerweile von der Polizei gesucht – dabei müssen doch die Schiffbrüchigen gerettet werden. Obwohl das Abenteuer kurz darauf abgebrochen werden muss, nimmt alles ein glückliches Ende: die Schiffbrüchigen werden doch noch gerettet und die Kinder, die in der Zwischenzeit wohlbehalten nach Hause verfrachtet wurde, werden in ihrer Heimat wie Helden gefeiert.

Fantasie und Realität

Der Film handelt vor allem von der Fantasie und dem Idealismus der Kindheit und wird getragen von den Kinderschauspielern, die ebendiese Werte verkörpern. Das Filmdebüt Fausers beinhaltet außerdem Originalaufnahmen der Katastrophe, die, anders als die Filmszenen mit den Kindern, in schwarz-weiß gehalten sind. [2]

Ein beliebter Animationsfilm war “Das Wintermärchen”. Quelle: ©DEFA-Stiftung.

3.Das Wintermärchen (1972)

Der Film von Kurt Weiler ist die Bearbeitung des altbekannten Stoffes von William Shakespeare. Als schön inszenierter Puppentrickfilm berhielt er 2015 von der Deutschen Film- und Medienbewertung das Prädikat „wertvoll“.

Ein wahrer Winterklassiker

König Leontes bittet seinen Freund Polyxenes, den König von Böhmen, noch länger sein Gast zu sein, doch vergeblich. Erst auf Bitten seiner Frau Hermione lässt sich Polyxenes zum Bleiben überreden. Bei Leontes meldet sich Misstrauen: er verdächtigt seine Frau und seinen Freund, ihn zu betrügen. Für den vermeintlichen Betrug übt er Rache – und löst damit eine Reihe von Verwicklungen aus, die erst Jahre später zu einem guten Ende führen.

Die Wunder der Animation

Kurt Weiler hat schon lange vor „Das Wintermärchen“ den Animationsfilm für sich entdeckt – hierbei setzt er vor allem auf künstlerischen Anspruch, komplexe Themen und macht auch vor politischen Untertönen und Akzenten nicht Halt, was sich auch in der Verfilmung des Shakespearestoffes wiederfindet. [3]

Welche DEFA-Filme erzeugen bei Ihnen Winterstimmung? Haben Sie einen der Filme im Kino anschauen können? Teilen Sie Ihre Kinoerlebnisse mit uns unter https://projekte.uni-erfurt.de/kinoinderddr/ oder auf unseren Social Media-Plattformen.

Einzelnachweise:

[1] DEFA-Stiftung: Ein Schneemann für Afrika, Abgerufen am 13.01.22 unter https://www.defa-stiftung.de/filme/filme-suchen/ein-schneemann-fuer-afrika/.

[2] F.-B. Habel: Das große Lexikon der DEFA-Spielfilme. Schwarzkopf & Schwarzkopf, Berlin 2000, S. 136–137.

[3] Claus, Peter: Mach Puppen, die nicht so menschlich aussehen, Abgerufen am 13.01.2022 unter https://www.deutschlandfunkkultur.de/mach-puppen-die-nicht-so-menschlich-aussehen-100.html.