Von Marlene Borchers

Ein Fotomodell wird tot in ihrem Apartment aufgefunden – wer ist der Unbekannte, der vom Tatort fliehen konnte, warum sind in ihrer Wohnung Rohdiamanten versteckt und was hat es mit der Spur auf sich, die nach Südafrika führt? “Mord am Montag” ist ein spannender Unterhaltungsfilm, der interessante Einblicke in die Krimikultur der DEFA gibt.

Das Filmplakat zitiert das Layout einer großen deutschen Tageszeitung. Quelle: ©DEFA-Stiftung.

Das Verbrechen und die DEFA

Die DEFA hat vergleichsweise wenig Kriminalfilme in ihrer Filmhistorie zu verzeichnen, obgleich diese vom Publikum immer wieder gewünscht wurden. Besonders in den 50ern waren die Kriminalfilme stark propagandistisch geprägt: Bösewichte aus dem Westen, rechtschaffene DDR-Bürger, Faschismus als Motiv. Bei “Mord am Montag” wurde dieses Problem umgangen, indem die Handlung gleich in den Westen verlegt wurde. Bereits in dieser Entscheidung zeigen sich erste Einblicke in die Krimikultur der DEFA. [1]

Der Grundstein des Erfolgs

“Mord am Montag” ist das Regiedebüt von Hans Kratzert und war das Sprungbrett zu seinem Erfolg als Kinderfilmregisseur. Obwohl „Mord am Montag“ ein Kriminalfilm ist, wurde hier das Talent Kratzerts entdeckt, es folgte eine Anfrage der KAG “Kinder- und Jugendfilm”, ob bei ihm die Bereitschaft bestünde, mal einen Kinderfilm zu drehen. Kratzert sagte zu und wurde zu einem der bekanntesten Kinderfilmregisseure der DEFA. [2]

Kriminalassistent Bentheim ermittelt. Quelle: ©DEFA-Stiftung.

Mord, Schmuggel und Ermittlungen

Der Fall beginnt mit einer Fahrt durch eine Großstadt, die trotz später Stunde hell erleuchtet ist. In dieser Stadt, die sich irgendwo im Westen befinden soll, wird die Leiche des 26-jährigen Fotomodells Monika Stangel (Angelika Waller) gefunden. Eine anonyme Frau berichtet der Polizei am Telefon von einem unbekannten Mann, der vom Tatort fliehen konnte. Mit diesen dürftigen Informationen machen sich Kriminalinspektor Laube (Herbert Köfer) und Kriminalassistent Bentheim (Eberhard Esche) an die Ermittlung. Der erste Fund lässt nicht lange auf sich warten: In der Wohnung der Toten befindet sich eine nicht unbeträchtliche Menge Rohdiamanten. Der Unbekannte, der den Tatort verlassen konnte, lässt sich identifizieren. Es handelt sich um Dr. Ingo Vogelsang (Horst Schulze), der augenscheinlich in die kriminellen Aktivitäten eines südafrikanischen Schmugglerrings verwickelt ist. Als Inspektor Laube beim Ermitteln im Alleingang ebenfalls ermordet wird, spitzt sich die Lage zu. Bentheim versucht, den Fall ohne seinen Kollegen zu lösen und stellt fest, dass er dem Einfluss der Gauner nichts entgegenzusetzen hat. [3]

Bekannte Gesichter

Herbert Köfer findet Beweismittel. Quelle: ©DEFA-Stiftung.

Kratzerts Krimi geizt nicht mit politischen Anspielungen und Gesellschaftskritik. Der Film verliert in der Entwicklung seiner Geschichte nie an Spannung und setzt immer wieder politische Akzente. Der Seiltanz zwischen dem Wunsch des Publikums nach der für Krimis typischen Spannung und dem kritischen Verhältnis der DDR zum Genre Kriminalfilm wird besonders am Ende deutlich.

Die Geschichte basiert auf einer Novelle von Franz Wysbar und ist nicht zuletzt aufgrund der Filmmusik von Karl-Heinz Sasse bemerkenswert. Sasse gilt als einer der bekanntesten Filmkomponisten der DDR und komponierte die Musik für viele DEFA-Filme verschiedener Genres. [4] Hervorzuheben ist außerdem die schauspielerische Leistung des kürzlich verstorbenen Herbert Köfer.

“Mord am Montag” steht auf dem YouTube-Kanal der DEFA zum Anschauen zur Verfügung. Hier geht’s zum Film: https://www.youtube.com/watch?v=3YERbEs9sec

Haben Sie “Mord am Montag” gesehen? Teilen Sie jetzt Ihre Kinoerlebnisse aus DDR-Zeiten auf unserer virtuellen Forschungsplattform und helfen Sie uns, diese einmalige Kinokultur vor dem Vergessen zu bewahren: https://projekte.uni-erfurt.de/kinoinderddr/.

Einzelnachweise:

[1] Habel, F.-B. (2008): Was ich von der DEFA wissen sollte. 163 Stichworte zum DEFA-Film, Berlin: DEFA-Stiftung, S. 166f.

[2] Walk, Ines (2006): Hans Kratzert. Drehbuchautor, Regisseur, Abgerufen am 26.07.2021 unter: https://www.defa-stiftung.de/defa/biografien/kuenstlerin/hans-kratzert/

[3] DEFA-Stiftung Filmdatenbank: Mord am Montag nach Das zweite Leben der Filmstadt Babelsberg. DEFA-Spielfilme 1946-1992, Abgerufen am 26.07.2021 unter: https://www.defa-stiftung.de/filme/filme-suchen/mord-am-montag/

[4] Habel, F.-B. (2008): Was ich von der DEFA wissen sollte. 163 Stichworte zum DEFA-Film, Berlin: DEFA-Stiftung, S. 230.