Von Marlene Borchers

Beim Schlagwort “Sommerfilm” in Kombination mit der DEFA kommen einige Filme ins Gedächtnis – allen voran die Kultfilme “Heißer Sommer” und “Sieben Sommersprossen”. Aber auch davon abgesehen gibt es etliche Filme, die in der warmen Jahreszeit einen Blick wert sind. Passend zu den Temperaturen schauen wir auf drei sommerliche DEFA-Filme zurück.

Szenefoto aus “Beschreibung eines Sommers” Quelle: ©DEFA-Stiftung

1. “Beschreibung eines Sommers” (1962)

“Beschreibung eines Sommers” ist die Verfilmung des gleichnamigen Romans von Karl-Heinz Jakobs, der in der DDR große Erfolge erzielen konnte. Die in der DDR nicht unumstrittene Verfilmung konnte an diese Erfolge anknüpfen und lockte im ersten Jahr rund drei Millionen Menschen in die Kinos.

Zwischen Liebe und Sozialismus

Tom Breitsprecher (Manfred Krug), Ingenieur und Frauenheld, soll den Bau eines Industriekomplexes leiten. An seiner neuen Einsatzstelle verliebt er sich in die FDJ-Sekretärin Grit (Christel Bodenstein). Grit erwidert seine Liebe, doch es gibt ein Problem: Sie ist bereits verheiratet. Das Verhältnis zwischen Tom und Grit verträgt sich nicht mit den Moralvorstellungen der damaligen Zeit, zumal Toms politische Gesinnung zu wünschen übrig lässt. Daher ist die Empörung groß, als die Affäre der beiden ans Tageslicht kommt.

“Ist Liebe Privatsache?”. Quelle: ©DEFA-Stiftung.

Vor allem Grit befindet sich in einem Zwiespalt: Sie muss klare Verhältnisse schaffen, will aber auch ihre Liebe zu Tom nicht aufgeben. Was folgt ist eine tiefgreifende Auseinandersetzung des Paars mit ihren Gefühlen zueinander und der Ablehnung ihrer Beziehung durch Freunde und Bekannte.

Nicht politisch genug?

Der Film thematisiert nicht nur zwischenmenschliche Gefühle, sondern auch die Auflehnung gegen das vorherrschende System. Im Vordergrund steht die Romanze zwischen dem ungleichen Paar. Dies stieß nicht überall auf Wohlwollen: So schrieb der DDR-Filmminister Hans Rodenberg an die DEFA, dass der Film sich zu sehr auf die Liebesbeziehung zwischen Tom und Grit konzentriere und es nicht hinnehmbar sei, dass die beiden nur wenig Bereitschaft zeigten, sich der Partei unterzuordnen. Rodenberg störte sich auch am Ende des Films und wollte es ändern lassen. Seine Beschwerde blieb allerdings ohne Erfolg und “Beschreibung eines Sommers” blieb ein offenherziger Film, der bei Kritikern und Publikum gleichermaßen gut ankam. [1]

2. “Und nächstes Jahr am Balaton” (1980)

Filmplakat zu “Und nächstes Jahr am Balaton”. Quelle: ©DEFA-Stiftung.

Der Spielfilm “Und nächstes Jahr am Balaton” basiert auf der Erzählung “Ich bin nun mal kein Yogi” von Joachim Walther.Regie führte Herrmann Zschoche, der zwei Jahre zuvor schon mit “Sieben Sommersprossen” Erfolge feiern konnte.
Wie schon in “Sieben Sommersprossen” setzt Zschoche Laiendarsteller ein und erzählt eine schön inszenierte Geschichte über Liebe und Fernweh.

Sommerurlaub mit Hindernissen

Den Sommerurlaub würdenInes (Odette Bereska) und Jonas (René Rudolph) gern in Zweisamkeit verbringen, doch Mutter Irene (Gudrun Ritter) hat andere Pläne. Ein Strandurlaub in Bulgarien für die ganze Familie – nicht ganz das, was das Pärchen im Sinn hatte.

In die Ferien Trampen – und das am besten zum Balaton. Szenefoto vom Dreh. Quelle: ©DEFA-Stiftung.

Obwohl am Ende alle im Zug nach Nessebar sitzen, läuft nichts wie geplant: Jonas steigt unterwegs aus und trampt allein weiter, aber auch die Beziehung zwischen Ines und ihren Eltern wird auf die Probe gestellt. Während Jonas unterwegs die Holländerin Shireen (Kareen Schröter) trifft, gehen Ines und ihre Eltern unabsichtlich getrennte Wege. Glücklicherweise finden am Ende alle ihren Weg nach Nessebar und der Urlaub kann trotz vieler Hindernisse stattfinden. [2]

Liebe, Reisen, Grenzen

Der Film thematisiert neben der jungen Liebe zweier Menschen auch die Grenzen des damaligen Reisens und ist damit ein unterhaltsamer und facettenreicher Sommerfilm. Auch hier greift Zschoche auf die schon aus “Sieben Sommersprossen” bekannte Mischung aus Nacktheit und sommerlicher Lebensfreude zurück. “Und nächstes Jahr am Balaton” gewann 1980 den Filmpreis der Zeitschrift “Neues Leben” als bester DEFA-Film und ist seit 2013 in der ungekürzten Originalversion auf DVD erhältlich. [3]

3. “Karbid und Sauerampfer” (1963)

Erwin Geschonneck als Kalle in “Karbid und Sauerampfer”. Quelle: ©DEFA-Stiftung.

Regisseur Frank Beyer schafft mit “Karbid und der Sauerampfer” eine auf wahren Begebenheiten basierende Filmkomödie, die die Zeit nach Kriegsende auf humoristische Weise aufarbeitet. Die Darstellung von Alltag und Leben in der unmittelbaren Nachkriegszeit kombiniert mit einer komischen Hauptperson ergeben ein sehenswertes sommerliches Roadmovie.

Eine abwechslungsreiche Odyssee

Nach Kriegsende ist die Dresdner Zigarettenfabrik zerstört – ein Unglück für Nichtraucher Kalle (Erwin Geschonneck), denn diese war seine Arbeitsstätte. Um sie wieder aufzubauen, wird Karbid zum Schweißen benötigt. Kalle macht sich auf den Weg nach Wittenberge, wo sieben Karbidfässer auf ihn warten. Doch diese wieder nach Dresden zu transportieren, stellt Kalle vor eine Herausforderung.

Per Anhalter macht er sich auf den Rückweg und trifft auf Karla (Marita Böhme), bei der er gerne geblieben wäre. Doch die Pflicht ruft. Kalle muss sich im Laufe seiner Reise von den Vorwürfen der Plünderei befreien, erleidet Schiffbruch, trifft auf einen ehrgeizigen Soldaten und eine hemmungslose Witwe, bis er schließlich am Ende seiner Reise in Dresden ankommt und zumindest zwei der sieben Fässer für den Neuaufbau der Fabrik zur Verfügung stellen kann.

Nach dem Roadtrip der Neuanfang

“Karbid und Sauerampfer” ist eine sommerliche Filmkomödie im Roadmovie-Stil, die besonders durch die Verkörperung des Kalle durch Erwin Geschonneck zu überzeugen weiß. Bemerkenswert sind hier nicht nur die feinen Pointen, die die Komik der Situationen darzustellen vermögen, ohne dabei den Blick auf die Realität zu verlieren, sondern auch die hinter den heiteren Tönen versteckten politischen Kommentare. [4]

Haben Sie eigene Erinnerungen an DEFA-Sommerfilme? In welchem Kino haben Sie „Beschreibung eines Sommers“ gesehen? Teilen Sie jetzt Ihre Kinoerlebnisse aus DDR-Zeiten auf unserer virtuellen Forschungsplattform und helfen Sie uns, diese einmalige Kinokultur vor dem Vergessen zu bewahren: https://projekte.uni-erfurt.de/kinoinderddr/.

Einzelnachweise:

[1] MDR FERNSEHEN: Beschreibung eines Sommers. Abgerufen am 04.07.2021 unter: https://web.archive.org/web/20081016070619/http://www.mdr.de/tv/5819255.html

[2] MDR (2021): Und nächstes Jahr am Balaton. Abgerufen am 04.07.2021 unter: https://www.mdr.de/tv/programm/sendung928666.html

[3] DEFA-Stiftung Filmdatenbank: Und nächstes Jahr am Balaton. Abgerufen am 04.07.2021 unter: https://www.defa-stiftung.de/filme/filme-suchen/und-naechstes-jahr-am-balaton/

[4] DEFA-Stiftung Filmdatenbank: Karbid und Sauerampfer. Abgerufen am04.07.2021 unter: https://www.defa-stiftung.de/filme/filme-suchen/karbid-und-sauerampfer/